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Von Hermesdorf nach Lindlar

fk; 13. Jun 2016, 17:09 Uhr
Bilder: Friederike Klein --- Der Umzug steht kurz bevor - die Dorfschule findet ein neues Zuhause.
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Von Hermesdorf nach Lindlar

fk; 13. Jun 2016, 17:09 Uhr
Waldbröl - Die Dorfschule Hermesdorf aus dem Jahr 1861 zieht ins LVR-Freilichtmuseum um - Abbau beginnt in den Sommerferien.
Von Friederike Klein

Es kommt nicht besonders häufig vor, dass ein Gebäude umzieht. Und dass die alte Dorfschule in Hermesdorf irgendwann einmal ein besonderer Hingucker wird, konnten im Jahr 1861 weder die Urväter der Schule - der damalige Landrat Karl Maurer und Pfarrer Wilhelm Hollenberg - noch der erste Lehrer Martin Wirths ahnen. Hinzu kamen in der jüngeren Vergangenheit die vielen Diskussionen über Erhalt oder Abriss. Diese Entscheidung wurde immer wieder vertagt. Zum Glück, denn Ende 2013 kam aus Lindlar frohe Kunde. Das LVR-Freilichtmuseum suchte schon länger für das Museumsdorf aus dem 19. Jahrhundert ein entsprechendes Schulgebäude.

Schließlich „gehört zu einem Dorf eine Schule“, sagt Werner Hütt, Geschäftsführer des Fördervereins Bergisches Freilichtmuseum. Und in Hermesdorf fand sich diese Schule, in ihrem Zustand von 1861. Zwar wurde im Inneren immer wieder umgebaut, aber das Original war zu erkennen und zu rekonstruieren. Dies ist inzwischen auch in Teilen geschehen. Und jetzt ist es so weit: Zu Beginn der diesjährigen Sommerferien starten der Abbau und Transport nach Lindlar. „Ziel ist, das Gebäude am Stück rüberzuholen“, erklärt Architekt Günter Lang. Dabei werden erst eine Menge Vorarbeiten mit verschiedenen Gewerken aus der Region in Hermesdorf anfallen.


[Bis zu 80 Schüler wurden in einem Raum unterrichtet.] 

Zum Beispiel müssen die Lehmwände geschützt werden, denn jeder Regenguss könnte diese zerstören. Sie werden an einem Stück mit einem Tieflader nach Lindlar gebracht, wo sie bis zum Aufbau zwischengelagert werden. In der wiederaufgebauten Schule wird ein Teil des Schulraums eingerichtet wie anno dazumal, in dem anderen Teil wird das Preußische Bildungswesen dargestellt. „Für uns Volkskundler ist das sehr spannend“, sagt Anka Dawid, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fördervereins. Denn auch die Unterlagen wie Fotos, Aufzeichnungen, Briefe und Möbel des langjährigen Lehrers Friedrich Bals, die die Nachfahren zur Verfügung stellen, geben einen tollen Einblick in die damalige Zeit.



„Wir wissen, dass die Schule im Freilichtmuseum gut aufgehoben ist“, dankt Bürgermeister Peter Koester für die gute Zusammenarbeit. Sie erhalte so die Bedeutung für die ganze Region. Michael Kamp, Leiter des Freilichtmuseums, regt eine Patenschaft der Stadt für die Schule an. Die Finanzierung des ganzen Projekts übernimmt der Förderverein. Dafür kamen inzwischen 350.000 € an Spenden, Stiftungen und Förderungen zusammen. „Das Projekt ist für uns gesichert“, freut sich Hütt.


[So werden die Wände abgebaut und geschützt.] 

Wenn die alte Dorfschule in Hermesdorf abgebaut ist, schließen sich dort Bauarbeiten an dem Neubau an, der witterungsfest gemacht werden muss. Der freiwerdende Platz ist als Erweiterungsfläche des Schulhofes der Grundschule vorgesehen. Dabei investiert die Stadt insgesamt 54.000 €. Vielleicht findet hier eine Hinweistafel Platz. Zurzeit sammeln Schüler, Eltern und Lehrerschaft Ideen für die Gestaltung des Platzes, so Schulleiterin Ulrike Vogt. 

  
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