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Modellregion Oberberg: Hausarztzentren gegen Unterversorgung

Red; 2. Jun 2016, 14:31 Uhr
Bild: C. Buchen.
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Modellregion Oberberg: Hausarztzentren gegen Unterversorgung

Red; 2. Jun 2016, 14:31 Uhr
Morsbach – Die erste konkrete Umsetzung eines Hausarztzentrums könnte in Morsbach erfolgen – Projekt soll voranschreitender Unterversorgung entgegenwirken.
Die Anzahl der Hausärzte in Morsbach wird sich nach Angaben der Gemeinde dieses Jahr weiter verringern. In der jüngsten Sitzung des Schul- und Sozialausschusses stellte Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des Oberbergischen Hausärzteverbandes, die Situation dar. Nach seinen Ausführungen spitzen sich auf kommunaler Ebene Versorgungsengpässe zu, so aktuell in den Südkreisgemeinden Reichshof, Nümbrecht und Morsbach, da Hausarztsitze aus Altersgründen oder wegen Erkrankung ohne Nachfolger unbesetzt bleiben. Ab Juli werden die Patienten aus den wegfallenden Praxen, so stellte Dr. Krolewski fest, in den umliegenden Praxen nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Die Mitglieder des Oberbergischen Hausärzteverbandes haben auf ihrer Mitgliederversammlung im Februar erklärt, dass ihre individuellen Möglichkeiten, Nachfolger oder angestellte Ärzte zu finden, erschöpft seien.

Deshalb besteht ein dringender Handlungsbedarf für neue Versorgungsmodelle. Zurzeit wird ein neues Konzept verfolgt, bei dem Hausarztzentren im Oberbergischen Kreis eingerichtet werden sollen. Bei diesem Projekt bilden mehrere Hausärzte mit qualifiziertem Personal ein fachgleiches Medizinisches Versorgungszentrum als „Hausarztzentrum“. Seit der neuen gesetzlichen Regelung müssen medizinische Zentren nun nicht mehr fachübergreifend errichtet werden, sondern es besteht die Möglichkeit, Hausarztzentren (Allgemeinmediziner) einzurichten. Bestehende Praxen sollen in das Modell eingebunden werden.



Konkret sollen die betroffenen Kommunen im Oberbergischen als Partner gewonnen werden und bei der Suche nach Räumlichkeiten beziehungsweise deren Erweiterung behilflich sein. Zur Finanzierung des Modells soll eine Genossenschaft gegründet werden. Diese schreibt dann auch die entsprechenden Stellen aus und stellt die Ärzte ein. Die Ausschreibungen sollen in diesem Sommer beginnen. Oberberg soll hierfür Modellregion werden – und eine erste konkrete Umsetzung könnte in Morsbach erfolgen.

Bürgermeister Jörg Bukowski freut sich über das Engagement des Hausärzteverbandes, der die Not vor Ort erkannt hat. „Wir haben ideale Voraussetzungen, denn die Praxis Peters kann aufgrund des Ruhestandes von Dr. Klaus Peters sofort übernommen werden. Interessierte Ärzte können sich melden, um die Rahmenbedingungen einer Anstellung zu besprechen. Neben dem Arzt werden wir uns natürlich auch um die Belange der Familien kümmern und unterstützend tätig sein, damit sich die Mediziner in der Gemeinde Morsbach wohl fühlen.“

Mit dem neuen Konzept möchte man versuchen, den Wettlauf gegen die Zeit und damit gegen die Nachteilposition von Landkreisen beim hausärztlichen Nachwuchs zu gewinnen. „Oberberg wird ein Präzedenzfall für Hausarztzentren in Deutschland“, war sich Dr. Krolewski sicher. Rat und Verwaltung der Gemeinde hoffen, mit diesem Modell auch die anstehende hausärztliche Versorgungslücke in Morsbach schließen zu können.
  
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