Archiv

Ein Konzept, aber mehr Fragen als Antworten

bv; 10. May 2016, 13:11 Uhr
Bild: Archiv --- Das Ringen um das Gummersbacher Theater wird in den kommenden Wochen weitergehen.
ARCHIV

Ein Konzept, aber mehr Fragen als Antworten

bv; 10. May 2016, 13:11 Uhr
Gummersbach – Wenn in den kommenden Wochen über die Zukunft des Gummersbacher Theaters entschieden werden soll, dürfte heiß diskutiert werden – auch weil im Konzept der Verwaltung wichtige Fakten fehlen.
Von Bernd Vorländer

Am kommenden Donnerstag befasst sich der Gummersbacher Kulturausschuss erstmals mit dem inzwischen veröffentlichten Kulturkonzept der Verwaltung und für Spannung ist gesorgt. Schließlich ist das Wohl und Wehe des Gummersbacher Theaters von den Beratungen des Ausschusses und letztlich von der Entscheidung im Rat abhängig, die eigentlich noch vor der Sommerpause Anfang Juli fallen soll. Gut möglich ist es aber auch, dass die Debatten für eine Vertagung auf den September sorgen, denn die Materie ist kompliziert und die Tragweite eines Beschlusses erheblich.

Das Konzept der Verwaltung basiert auf zwei Workshops, die allerdings bereits über ein Jahr zurückliegen, und Grundüberlegungen, die bereits nach entsprechenden Ratsentscheidungen der Vergangenheit angestellt wurden. Vor rund drei Jahren hatte der Rat befunden, den Theaterbetrieb 2018 einzustellen, sollten die Besucherzahlen bis dahin nicht deutlich gestiegen sein. Damals wusste man indes noch nicht, dass der Zustand des 70er-Jahre-Baus derart marode ist, wie er sich jetzt im Jahr 2016 zeigt. Fast 8,5 Millionen Euro würde es kosten, das Theater zukunftsfähig zu machen, hat die Verwaltung ausgerechnet (Oberberg-Aktuell berichtete). Dafür könnte man fast schon eine zweite SCHWALBE arena bauen.

Im Konzept ist vielfach der Wunsch enthalten, die Schulen mögen ein saniertes Theater intensiver nutzen. Projekte, Musik, Tanz usw. könnten Angebote sein, mit denen man ein Theater zum dauerhaften Partner der Schulen machen könnte. Ein neuer Name, ein aufgehübschtes und freundlicheres Inneres wie Äußeres, Ideenwettbewerbe und manches mehr in Richtung eines „Corporate Design“ sind sicherlich lobenswert, doch kommen die harten Fakten in diesem Konzept zu kurz. Es ist auffallend, dass wichtige Grundlagen fehlen, um über die Zukunft des Theaters zu befinden. Ganz allgemein gelangt man zu der richtigen Erkenntnis, dass Millionen-Investitionen nur dann zu vertreten seien, wenn damit eine Erweiterung des Spielplans einhergehe - „verbunden mit der Akquise neuer Zuschauerschichten“, wie es im Konzept heißt. Das empfindet mancher als allzu blumig, denn schließlich bräuchte es auch eine nachvollziehbare Analyse, warum denn künftig Theatergänger aus Waldbröl und Wipperfürth, Lüdenscheid und Siegburg den Weg nach Gummersbach finden könnten.


Kein Wort findet man auch darüber, wie denn die enorme Investitionssumme von 8,5 Millionen Euro und die Erhöhung der jährlich laufenden Kosten um 70 Prozent im Haushalt dargestellt werden sollen. Wollen Ausschuss und Rat entscheiden, müsste doch eigentlich klar sein, in welchen anderen Ausgabenbereichen man Einsparungen tätigen muss. Oder will man vielleicht sogar die Grundsteuer B oder die Gewebesteuer erhöhen – quasi als Notopfer Theater?  Und was passiert eigentlich, wenn sich der Rat in seiner Mehrheit dagegen ausspricht, das Gebäude zu sanieren? Wer über die Zukunft entscheiden soll, muss auch die Kehrseite der Medaille kennen. Gibt es demnach eine Alternativnutzung für das Theater, wenn dort keine Kulturveranstaltungen mehr stattfinden sollten? Was kostet dann die Erhaltung des Gebäudes? Oder bleibt am Ende nur ein Abriss und was kommt dann? Auf diese Fragen hat bislang noch niemand eine Antwort gegeben.
WERBUNG