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Das Drama um die Milch – und die niedrigen Preise

Red; 2. May 2016, 13:30 Uhr
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Das Drama um die Milch – und die niedrigen Preise

Red; 2. May 2016, 13:30 Uhr
Oberberg – Überangebot sorgt dafür, dass Milch weit unter Erzeugungspreis verkauft wird - Auch viele oberbergische Milchbauern könnten auf der Strecke bleiben - Projekt „Faire Milch“ gestartet.
Was die Verbraucher freuen wird, könnte sich mittelfristig als Bumerang erweisen. Der Lebensmitteleinzelhandel senkt die Preise von Trinkmilch um 10 Cent. Grund ist ein großes Überangebot an Milch. Im März 2015 wurde die Milchquote in Europa abgeschafft. Seitdem ist die Milchproduktion in Europa stark gestiegen, in einigen Ländern um über 10 Prozent. Die hohen Milchmengen drücken auf den Weltmarkt und haben dort zu einem massiven Preisverfall geführt. Dadurch sind in Europa die Preise für Milchprodukte gefallen. Der Lebensmitteleinzelhandel senkt nun nach Käse und Butter die Preise für die weiße Linie (Trinkmilch und Frischeprodukte) und reagiert damit auf den Markt.

Die Milchbauern des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter setzen sich bereits seit Jahren für die Einführung von Marktkriseninstrumenten ein, die einen Zusammenbruch des Milchmarktes verhindern können. Dieses wurde nach ihren Aussagen  von der Politik, der Milchindustrie und anderen Interessenverbänden bisher vehement abgelehnt. „Die Auszahlungspreise für die Milchbauern werden in den nächsten Monaten an die 20 Cent Marke fallen, bei einzelnen Molkereien sicher auch darunter und das bei Produktionskosten von über 40 Cent“, sagt Michael Braun, Landesvorsitzender NRW und Teamleiter in Oberberg. „Was das bedeutet kann sich jeder ausmalen. Es droht ein Strukturbruch im Bergischen Land. Viele Milchbauern werden die Milchviehhaltung aufgeben. Das wird massive Auswirkungen auf den ländlichen Raum hier haben.“

Neben der politischen Arbeit setzen die Milchbauern aber auch auf Alternativen. Bereits seit einigen Jahren haben sie ihre eigene Milchmarke „Die faire Milch“ auf den Markt gebracht. Diese kalkuliert für die Milchbauern einen Vollkosten deckenden Milchpreis von 45 Cent. Doch auch die Interessen der Verbraucher sind berücksichtigt. Es werden nur Futtermittel ohne Gentechnik eingesetzt und auch Futtermittel aus Übersee sind tabu. Die Landwirte füttern ihre Kühe wieder überwiegend mit Grünfutter, da der Mais- und Kraftfutteranteil begrenzt sind. Zusätzlich nimmt jeder Programmteilnehmer an einen Umweltprojekt teil. Aus dem Bergischen Land sind zehn Landwirte Programmteilnehmer und Lieferanten in die faire Milch. Sie alle halten ihre Kühe im Sommer  auf der Weide.

Nun starten sie gemeinsam eine Werbekampagne im Bergischen Land und dem Kölner Raum. Wichtig ist den Milchbauern, dass es authentisch ist. So spricht Bauer Rolf Caspari aus Reichshof den Werbespot, der ab Montag im Radio läuft. Bereits seit einigen Wochen sind die Milchbauern in den Lebensmittelmärkten unterwegs und reden mit den Verbrauchern über ihre Milch. Auch dreizehn schwarz, rot, gelbe Kühe, genannt Faironika, stehen in den Märkten und wechseln ständig ihren Standort. Die Milch kann man im Bergischen in fast jedem Lebensmittelgeschäft kaufen. „Die faire Milch ist ein Projekt der Milchbauern für die Verbraucher“, sagt Michael Braun, der auch Projektleiter ist. „Wir Bauern wollen gemeinsam mit den Verbrauchern zeigen, dass es auch anders geht.“
  
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