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Frevel oder Sturm im Wasserglas?

bv; 28. Apr 2016, 12:57 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Zahlreiche Interessierte verfolgten im Engelskirchener Ratssaal die Diskussion über die SUV-Schulungsstrecke.
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Frevel oder Sturm im Wasserglas?

bv; 28. Apr 2016, 12:57 Uhr
Engelskirchen - Der Streit um die Fahrzeugschulungsstrecke im Wald bei Ehreshoven ging auch im Rahmen einer Bürgerversammlung weiter.
Von Bernd Vorländer

Niemand durfte etwas anderes erwarten: Die Bürgerversammlung im Engelskirchener Rathaus, die sich mit der Bauleitplanung zur Fahrzeugschulungsstrecke in den Wäldern bei Ehreshoven befasste, wurde zur Fortsetzung der bereits bei mehreren Gelegenheiten geführten Auseinandersetzung. Auf der einen Seite Naturschutzverbände und Grüne, die ihre Argumente wiederholten, wonach eine Zulassung ein Frevel an der Natur sei. Zum anderen die Vertreter des Stifts Ehreshoven, die betonten, dass es keine Beeinträchtigungen der Umwelt gebe und man alle rechtlichen Vorschriften genauestens beachte. Beide Seiten hatten in Mitgliedern bzw. Mitarbeitern genügend Unterstützung im Publikum, sodass die "ungebundenen" Bürger in der Unterzahl waren.


[Stifts-Kurator Jörg Deselaers machte deutlich, dass man sich mit der Schulungsstrecke im Rahmen der Gesetze bewege.]

Friedrich Meyer vom Naturschutzbund Deutschland stellte die Vereinbarkeit des Projekts mit dem Naturschutz in Frage, kritisierte die Engelskirchener Verwaltung, die so tue, als ob es keine Weltklimakonferenzen gebe, die gerade erst das Ziel, die Erderwärmung zu begrenzen, nochmals betont habe, und mutmaßte einen erheblichen Imageschaden für die Gemeinde, sollten die Stiftsplanungen Realität werden. Ähnlich argumentierte auch Grünen-Fraktionschef Helmut Schäfer, der erbost war, dass mit diesem Ansinnen des Stifts die Glaubwürdigkeit der Gemeinde, künftig noch als Klimaschutzkommune auftreten zu können, zerstört werde. "Was wollen wir eigentlich unseren Kindern angesichts dieser Planungen sagen, wie sie sich künftig verhalten sollen", so Schäfer.

Engelskirchens Planungs-Fachbereichsleiter Michael Advena, der sich in der Diskussion zeitweilig dünnhäutig zeigte, betonte, dass vom Bauherrn lediglich an 50 Tagen im Jahr 20 Veranstaltungen durchgeführt würden. Und dazu zählten auch Schulungen etwa für die Feuerwehr. Außerdem solle die Schulungsstrecke in unmittelbarer Autobahnnähe umgesetzt werden, einem Gebiet, dass durch den Lärm der A 4 belastet sei. Und schließlich müsse man bedenken, dass der Unterhalt eines Stifts wie in Ehreshoven viel Geld koste, weshalb man Einnahmequellen nicht verbauen dürfe.


Stift-Kurator Jörg Deselaers erklärte, dass er die ganze Aufregung um die Schulungsstrecke nicht verstehen könne und warf den Grünen vor, mit ihren Äußerungen in verschiedenen Ausschusssitzungen und im Rat unter die Gürtellinie gezielt zu haben. In einem freien Land könne man mit seinem Eigentum nach unternehmerischen Prämissen verfahren, solange man Recht und Gesetz einhalte. Und nichts anderes geschehe im Ehreshovener Wald. Dort gebe es keine Rennstrecke, sondern Schulungen, um SUV-Fahrzeuge in schwierigem Gelände ausreichend kennenzulernen. Dabei würden die vorhandenen Forstwirtschaftswege genutzt.

Angesichts des Verlaufs der Bürgerversammlung darf mit einer Fortsetzung der Debatte gerechnet werden.
  
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