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Seit Jahrhunderten reinstes Bier

uh; 24. Apr 2016, 16:59 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Brauerei-Chef Dr. Axel Haas (links) und Herzog IV von Bayern.
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Seit Jahrhunderten reinstes Bier

uh; 24. Apr 2016, 16:59 Uhr
Wiehl - Vor 500 Jahren wurde durch einen Erlass bestimmt, was im Bier enthalten sein darf - Das Jubiläum des Reinheitsgebots würdigten die Erzquell Brauerei Bielstein und die Erzquell Brauerei Siegtal mit einem Fest für die Mitarbeiter im Sudhaus.
„Für diesen Ehrentag haben wir extra ein besonderes Bier gebraut“, erklärte Tina Haas, Tochter von Brauerei-Chef Dr. Axel Haas und überreichte den Festgästen ein Glas Zwickelbier, ein ungefiltertes, naturtrübes Bier. Dr. Haas begrüßte die Festgäste und besonders den Ehrengast, Herzog IV von Bayern, der in historischem Outfit und dem dazu passenden Bayerischen Defiliermarsch durch das Sudhaus schritt, vorbei an der beeindruckenden Kulisse der vier großen, kupfernen Braukessel. Stolz verlas er das am 23. April 1516 verfügte Reinheitsgebot für Bier. Dieses älteste Lebensmittelgesetz der Welt ist für den guten Ruf des deutschen Bieres auf der ganzen Welt maßgeblich verantwortlich. 




[Diplom-Braumeister Jens Hofmann.]

Dr. Haas berichtete von den geschichtlichen Hintergründen: Damals war Bier ein wichtiges Getränk, wichtiger noch als Wasser. Denn Wasser war meist verunreinigt, Krankheiten waren die Folge. Das Bier dagegen war nach dem Brauvorgang frei von Bakterien. Allerdings wurden dem Bier oft Zutaten beigemengt, die aus heutiger Sicht äußerst bedenklich sind und damals zu Erkrankungen und auch zu Todesfällen führten. Im Reinheitsgebot wurde festgelegt, dass nur Malz, Hopfen und Wasser für den Brauvorgang verwendet werden dürfen. Die Wirkung von Hefe im Brauprozess war damals noch nicht so bekannt und wurde erst später als weitere Zutat ausdrücklich hinzugefügt.

Braumeister Jens Hofmann braut seit 26 Jahren Bier und erklärte die Einzelheiten der Brautechnik. Ein wichtiger Faktor ist die Qualität des Wassers. Weiches Wasser wird für helle Biere verwendet, hartes für dunkle Biere. Die Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser sind im Reinheitsgebot festgelegt. Dass es dennoch so viele Biersorten mit ganz unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gibt, liegt an der Dauer des Brauvorgangs und der Beschaffenheit der Rohstoffe. Die Erzquellbrauerei hat einen eigenen Hefestamm und arbeitet mit Hefebanken in Berlin, Köln und München zusammen.



Der eigene Hefestamm ist gesichert und äußerst wichtig für die gleichbleibende Qualität des Bieres. Jeweils nach drei Wochen werden 0,5 Liter Hefe angeliefert, die dann vermehrt wird. Aus 310 Hektolitern Würze (Sud) werden dann 1.500 Hektoliter Bier. Der Sudprozess dauert acht Stunden, die Gärung eine Woche, die anschließende Lagerung acht Wochen. Danach erfolgt die Abfüllung in Flaschen oder Fässer. Zu den Schützenfesten im Sommer und auch in der Karnevalszeit ist die Nachfrage besonders groß. Dann werden bis zu 600 Hektoliter Bier pro Tag ausgeliefert.
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