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Drei Tage im Zeichen der Prävention

Red; 18. Apr 2016, 11:12 Uhr
Oberberg Aktuell
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Drei Tage im Zeichen der Prävention

Red; 18. Apr 2016, 11:12 Uhr
Wiehl – 114 Neuntklässler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums nahmen drei Tage am „Selbstsicherheits- und Konflikttraining“ der Schule zur Prävention von sexuellem Missbrauch teil.
„Du schaffst das! Mach die Handdrehung, mit der kommst du immer raus“, wird eine Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) Wiehl) kräftig von ihren Mitschülerinnen angefeuert. Luna (Namen der Schülerinnen alle geändert) steht in der Turnhalle in einem mit Matten und Kästen nachgebauten Raum und versucht, einen Unbekannten, gespielt von einer guten Freundin, auf Abstand zu halten. Der „Mann“ kommt ihr deutlich zu nahe.

Aber was heißt das eigentlich – jemandem zu nahe kommen? Was ist „normal“, was nicht mehr? Wie kann man sich wehren und wen um Hilfe bitten? Das alles sind Fragen, die im Rahmen des „Selbstsicherheits- und Konflikttrainings“ mit Schülern intensiv besprochen wurden. Denn seit 2001 hat das DBG Wiehl das Präventions-Programm gegen sexuellen Missbrauch fest im Jahresplan der Stufe neun verankert.

So wurden dieses Jahr 51 Jungen und 63 Mädchen getrennt in Kleingruppen aufgeteilt. Mit ihnen widmeten sich speziell geschulte Lehrer dem großen und wichtigen Thema „Vorbeugung des sexuellen Missbrauchs“. Das Training für Jungen hat zum Ziel, Jungen unter anderen an die Themen Gewalt, Gewalt in der Beziehung und sexuelle Gewalt, Wertekonzepte in der Sexualität, Konfliktbewältigung und Krisenmanagement in der Beziehung heranzuführen. Dabei steht der Opferschutz im Vordergrund. Auch die Mädchen beschäftigen sich in Theorie und vor allem in der Praxis mit Formen des selbstsicheren Auftretens, dem Nein-Sagen und den Möglichkeiten der Verteidigung.



Es wurde mit Vorurteilen aufgeräumt, kräftig geübt, auch mal laut zu schreien und effektive Befreiungstechniken anzuwenden. Hierzu erhielten die Mädchen in diesem Jahr professionelle Anleitung eines ausgebildeten und erfahrenen Kampfkunstmeisters. Guido Klawiter zeigte mit seiner Schülerin Nina Schmallenbach, selber Abiturientin des DBG, eindrucksvoll, wie effektiv die Selbstverteidigungstechniken des WyngTjun wirken und übte diese an allen drei Tagen mit den Mädchen ein.

Ein weiterer elementarer Bestandteil der Jungen- wie Mädchenprävention wird durch die Kreispolizeibehörde gestaltet – hier findet Aufklärung über Täter, über Straftaten und erlaubte Formen der Selbstverteidigung statt. Die Kriminalhauptkommissare Uwe Köster, Harald Gaadt und Walter Steinbrech sowie ihre Kollegin Heide Saßenbach brachten auch dieses Jahr wieder Beispiele aus dem Oberbergischen mit, die den Schülern verdeutlichten, wie Täter vorgehen (können) und wie sich die Jugendlichen im Sinne einer guten Prävention verhalten können. Auch dieses Jahr fanden einige Kurse außerhalb der Schule statt. So stellte die evangelische Kirchengemeinde Wiehl wieder Räumlichkeiten im Gemeindehaus zur Verfügung.

Am Ende der drei Tage waren sich viele der Jugendlichen selber ein Stück näher gekommen. So sagt Chiara im Feedbackgespräch: „Ich wusste gar nicht, dass ich so laut schreien kann – das ist ein gutes Gefühl!“ Was nahezu alle mitnehmen, bringt ihre Freundin auf den Punkt: „Ich weiß jetzt, dass ich mich wehren kann.“ Dieses neue Bewusstsein ist der erste, aber auch wichtigste Schritt hin zum selbstsicheren Auftreten und damit in dem allermeisten Fällen dazu, kein Opfer sexuellen Missbrauchs zu werden.
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