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Arbeitsmarkt: mehr Stellen, weniger passende Bewerber

fj; 2. Feb 2016, 13:02 Uhr
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Arbeitsmarkt: mehr Stellen, weniger passende Bewerber

fj; 2. Feb 2016, 13:02 Uhr
Oberberg – Im Januar lag die Arbeitslosenquote bei nur 5,6 Prozent, die Arbeitskräftenachfrage liegt auf gutem Niveau - Schwierigkeiten bei der Bewerbersuche für Fachkraftstellen - Angehende Azubis müssen flexibel sein.
Im Januar stieg die Zahl der Arbeitslosen im Oberbergischen Kreis um 418 oder 5,4 Prozent auf 8.194. „Dass die Zahl der Arbeitslosen im Januar steigt, ist jedoch üblich“, erklärte Thorsten Rolfsmeier, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, der heute mit Agentur-Sprecherin Regina Wallau über die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt informierte. „Dies liegt an den auslaufenden Ausbildungsverhältnissen, die sich Anfang des Jahres niederschlagen. Erfahrungsgemäß haben die jugendlichen Arbeitslosen, durch die die Zahlen im Januar und Februar steigen, in spätestens 100 Tagen wieder eine Beschäftigung.“


[Regina Wallau und Thorsten Rolfsmeier.]

Dass die Januar-Zahlen sich tatsächlich sehen lassen können, zeigt ein Blick auf die Arbeitslosenquote: Diese liegt derzeit bei 5,6 Prozent nach 5,3 Prozent im Vormonat und 6,1 Prozent im Januar des Vorjahres. „Damit liegt die Quote des Oberbergischen Kreises unter dem Schnitt des Agenturbezirks“, erklärte Rolfsmeier. Derzeit beziehen 63 Prozent aller Arbeitslosen im Oberbergischen Arbeitslosengeld 2 (Hartz IV) und 37 Prozent Arbeitslosengeld 1. Im Vormonat waren es noch 66 Prozent (Arbeitslosengeld 2) beziehungsweise 34 Prozent (Arbeitslosengeld 1).

„Dass der Anteil der Arbeitslosen, die Arbeitslosengeld 2 beziehen, gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent gesunken ist, ist wirklich erfreulich“, machte Rolfsmeier deutlich, dass sich die Chancen auf eine neue Beschäftigung schon nach einem Jahr Arbeitslosigkeit deutlich verringern. „Die besten Chancen, wieder eine Arbeit zu finden, bieten sich in den ersten drei Monaten nach dem Verlust der Arbeitsstelle. Nach vier Jahren Arbeitslosigkeit bestehen kaum noch Chancen, diese durch eine Beschäftigungsaufnahme wieder zu beenden“, so Wallau. Die Arbeitsagentur setzt darum auch in diesem Jahr darauf, Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden, beispielsweise durch Qualifizierungsmaßnahmen.

Im Oberbergischen Kreis sind aktuell 1.667 freie Arbeitsstellen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 143 oder 9,4 Prozent mehr. Problematisch ist hier, dass die Schere zwischen dem Qualitätsniveau des Angebots an Arbeitskräften und dem der Nachfrage weiter auseinander geht. So wird es immer schwieriger, die offenen Stellen mit geeigneten Kräften zu besetzen. Auch hier soll mit Qualifizierungsmaßnahmen gegen gesteuert werden. „Wir werben bei den Unternehme dafür, dass sie eigene Mitarbeiter fortbilden, wenn sie keinen passenden Bewerber für eine Fachkraftstelle finden“, erklärt Wallau eine Maßnahme.



Insgesamt ist Rolfsmeier mit den Arbeitsmarktzahlen sehr zufrieden: „Die Arbeitskräftenachfrage bleibt stabil und liegt auf gutem Niveau“, so sein Fazit. Auch ein erster Blick auf den Ausbildungsmarkt stimmt optimistisch: So sind für das Ausbildungsjahr 2015/2016 bereits jetzt 1.092 Stellen gemeldet – ein Plus von knapp 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Bewerber nahm dabei gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent ab, was unter anderem mit den sinkenden Schülerzahlen im Kreisgebiet zusammen hängt. „Gute Bewerber können also aus einem sehr breiten Angebot wählen“, erklärt Rolfsmeier.

Mit 130 verschiedenen Ausbildungsberufen ist die Angebotspalette wirklich breitgefächert – problematisch ist jedoch, dass sich 28 Prozent aller männlichen Bewerber und sogar fast 42 Prozent aller weiblichen Bewerber auf gerade einmal fünf Ausbildungsberufe konzentrieren. „Über zehn Prozent aller Mädchen, die zu uns kommen, wollen Arzthelferin werden – so viele Ärzte gibt es im Oberbergischen Kreis überhaupt nicht“, verdeutlicht Wallau das Problem. Auch auf dem Ausbildungsmarkt wird es also zunehmend schwieriger, die offenen Stellen zu besetzen. „Ich kann jedem Bewerber nur den Tipp geben, auch links und rechts des Traumjobs die Augen auf zu halten. Und auch für die Unternehmen gilt es, flexibel zu bleiben. Auch ein Bewerber, der nicht nur Zweien auf dem Zeugnis hat, kann ein Gewinn für den Betrieb sein.“

Um auch schwächeren Bewerbern die Chance auf eine Ausbildung zu bieten, setzt die Arbeitsagentur seit 2015 auf das Instrument der „Assistierten Ausbildung“. Die Maßnahme richtet sich an Jugendliche, die lernbeeinträchtigt oder sozial benachteiligt sind. In einer ersten Phase werden sie auf eine betriebliche Ausbildung vorbereitet, beispielsweise durch Bewerbungstraining und Praktika. In Phase 2 erhalten sie Nachhilfe, Beratung und Hilfen zur Lebensbewältigung während der Ausbildung. Hier setzt die Arbeitsagentur auf die Kooperation mit dem Träger Nestor-Berufskolleg. In der dritten Phase werden die Jugendlichen nach Abschluss der Ausbildung bei der Jobsuche unterstützt. 30 Plätze gibt es im Oberbergischen für diese Maßnahme. Derzeit rekrutiert die Arbeitsagentur die passenden Bewerber.
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