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Den Tod als Teil des Lebens begreifen

fj; 25. Nov 2015, 13:20 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Schüler der Konrad Adenauer Schule präsentieren ihre Wortsammlung.
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Den Tod als Teil des Lebens begreifen

fj; 25. Nov 2015, 13:20 Uhr
Oberberg – Im Rahmen des Projekts „Licht im Dunkel“ setzten sich 300 Schüler aus dem Oberbergischen mit den Themen Tod und Sterben auseinander – Bei der heutigen Abschlussfeier wurden die kreativen Ergebnisse präsentiert.
Rund zwölf Wochen beschäftigten sich 300 Jugendliche von neun unterschiedlichen Schulen im Oberbergischen Kreis mit den Themen Tod, Verlust und Hospiz. Unter dem Motto „Licht im Dunkel“ beschäftigten sich die Schüler im Unterricht mit den Themen, befragten Bestatter, Kripo-Beamte, Seelsorger, Pfleger, Ärzte und Psychologen und besuchten Friedhöfe, Gedenkstätten, Beerdigungsinstitute und das Johannes-Hospiz Oberberg in Wiehl. In dieser Zeit entstanden Gedichte, Gedanken und Bilder, die heute in der Aula der Realschule Gummersbach im Rahmen einer Abschlussfeier präsentiert wurden.


[Journalist und Diplom-Theologe führte durch das Programm und gab den Schülern während der Projektphase immer neue Impulse.]

Durch das Programm führte Journalist und Diplom-Theologe Gerd Felder, der dieses Projekt bereits achtmal in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens durchgeführt hat. „Über alles wird heute offen gesprochen, nur nicht über das Sterben und den Tod. Hier finden wir scheinbar die letzten Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Erst recht, so das Klischee, haben junge Leute mit dem Thema nichts am Hut. Dieses Vorurteil will das Projekt Licht im Dunkel des Johannes-Hospizes Oberberg widerlegen“, so Felder. Ralf Zimmermann, der die Gäste als Schulleiter in der Realschule begrüßte, konnte dem nur beipflichten: „Schulen sollen auf das Leben vorbereiten und zum Leben gehört der Tod.“



Die Schüler näherten sich dem Thema auf phantasievolle und künstlerische Weise. So trugen beispielsweise Zehntklässler der Konrad Adenauer Hauptschule in Wipperfürth eine Wortsammlung vor, die zu jedem Buchstaben Begriffe enthielt, die die Schüler mit dem Thema verbinden. Der Kunst Kurs der Stufe 10 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Wiehl präsentierte weiße Kreidezeichnungen auf schwarzem Grund, auf denen ein verhüllter Gegenstand aus der Dunkelheit strahlte. Eines der im Kunstunterricht entstandenen Werke überreichte Schülerin Angela Steiniger an Andreas de Noni, Pflegedienstleiter des Johannes-Hospizes, der versprach, für das Kunstwerk einen würdigen Platz zu finden.

Schüler der Klassen 9 und 10 der Realschule Hückeswagen führten eine Passanten-Befragung durch, bei der sich aus den anfänglichen Fragen nicht selten philosophische Gespräche über den Tod und den Sinn des Lebens ergaben. „Die Menschen haben keinen Angst vor dem Tod, sondern vor einem schmerzvollen, langsamen Sterben“, stellte Felder die Ergebnisse vor. Auch darum sei es Ziel des Projektes, das Hospiz als Ort des Lebens, nicht des Sterbens, bekannter zu machen. Doch auch aktuellen Themen, wie den Anschlägen von Paris, widmeten sich Schüler innerhalb des Projekts, das bewusst viele Interpretationen des Mottos „Licht im Dunkel“ zuließ.


[(vordere Reihe v. li). Andreas de Noni, Pflegedienstleiter des Johannes-Hospizes, Jürgen Marquardt, stellvertretender Bürgermeister Gummersbach, und Thomas Ruffler, Synodalassessor des Kirchenkreises An der Agger, ließen sich die Präsentationen nicht entgehen.]
  
Die Ergebnisse werden nun in einem Buch zusammengefasst, das alle Aspekte – wie Bestattungskultur und Trauerverarbeitung, Sterbehilfe und Suizid, Terror und Gewalt – berücksichtigt. Dieses wird im kommenden Frühjahr veröffentlicht. „Und als Dank für eure begeisterte und kreative Mitarbeit bekommt jeder Schüler ein solches Buch geschenkt“, versprach Felder. Geplant und durchgeführt wurde das gesamte Projekt vom Team Zirkel, dem Felder als Leiter vor steht. Träger sind die Johanniter, die Malteser sowie der Verein „Freunde und Förderer der Hospizarbeit in Wiehl“. Mit Leben gefüllt haben es die 300 Jugendlochen, die ein Stück weit gelernt haben, den Tod aus seiner Tabuzone zu holen.
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