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Sehnsucht nach bleibender Veränderung

bk; 27. Sep 2015, 16:19 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
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Sehnsucht nach bleibender Veränderung

bk; 27. Sep 2015, 16:19 Uhr
Bergneustadt - Klaus Hoffmann füllt bei den Liedermachertagen den Krawinkelsaal - 300 Zuschauer singen bei seinem aktuellen Programm „Sehnsucht“ mit.
Der Schauspieler und Liedermacher Klaus Hoffmann (64) singt im Krawinkelsaal Bergneustadt - und rund 300 Zuschauer singen mit. Selten waren die Schwalbe-Liedermachertage, die an diesem Wochenende zum vierten Mal stattfinden, so gut besucht. Vor allem in den ersten Reihen sitzen viele weibliche Fans. Sie singen mit und kennen beachtlich oft nicht nur den Refrain, sondern den kompletten Text, denn Hoffmanns aktuelles Programm „Sehnsucht“ ist eine Art Bestenliste. Die CD erscheint am 9. Oktober. Neben neuen, aktuellen Songs singt er alte, bekannte.

Sie decken viele musikalische Sparten ab: Folk und Pop, Jazz und Latin und – natürlich – die große Leidenschaft, den Chanson. Immerhin gilt Klaus Hoffmann seit 1975 als einer der führenden Interpreten von Jacques Brel. Leitmotiv aller Hoffmann-Lieder ist, wie beim französischen Chanson, die Sehnsucht. Aus fast jedem Song spricht die Wehmut einer modernen, gebeutelten Seele, die schmerzlich eine Geborgenheit vermisst, von der sie längst weiß, dass sie völlig irrational und unmöglich ist, gleichzeitig jedoch nach Veränderung hungert. Das Publikum kennt offensichtlich dieses hin und her Gerissensein zwischen Verstand und irrationalem Gefühl. Mit Versen wie: „Du wirst niemals ein andrer sein“ rührt Klaus Hoffmann an die Herzen der Zuschauer. Wer einen Partner dabei hat, kuschelt – und das nicht nur beim Lied „Ich hab Heimweh nach der Insel“, wo es auch heißt: „Ich hab Heimweh nach Zuhaus’“.


Klaus Hoffmann greift oft zur Gitarre. Er ist kein Meister des Instruments, aber er spielt gut. Begleitet wird der Liedermacher vom Pianisten Hawo Bleich. Der spielt einfühlsam am Flügel und erschafft darüber hinaus Klangwelten am E-Piano. Manchmal spielt der brillante Pianist beide Instrumente gleichzeitig, indem er zur Melodie in der rechten Hand mit links Klangteppiche auf dem E-Piano erzeugt, das auf dem Flügel steht.


Aus Berlin hat Hoffmann den Tontechniker seines Vertrauens mitgebracht. Andreas Wegener sagt: „Seit 30 Jahren arbeite ich mit diesem Mann.“ Er weiß, wann die launigen Moderationen in Lieder übergehen, und gibt auch den Lichttechnikern Tipps, die er aus Wilnsdorf herbeigeordert hat. Klaus Hoffmanns Überleitungen wimmeln vor Selbstironie. Nur echte Fans können unterscheiden, wann der Sänger Biografisches erzählt und wann er mit der künstlerischen Freiheit davon galoppiert.

Er stellt die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Probe, etwa wenn er vom Urlaub in Riccione zu erzählen beginnt und mit der Herzlichkeit der französischen Gastgeber dort endet. Oder wenn er Oslo zur Hauptstadt von Finnland erklärt: „Sie passen wohl nicht auf, wie?“ Die Zuschauer lieben es. So sehr, dass sie fünf Zugaben fordern. Ein Chor von Damen ruft: „Katharina!“. Hoffmann neckt sie und tut, als ziere er sich, um schließlich doch das Lied von der blinden Katharina zu singen. Als das Publikum im Aufbruch ist, singt Hoffmann als fünfte Zugabe: „Mein Weg ist mein Weg, ist mein Weg“, und alle singen im Stehen mit.

Björn Lange, Organisator der Schwalbe-Liedermachertage, zog gestern positive Zwischenbilanz: „Wir bieten die Bandbreite der Sparte ,Liedermacher’. Die Zuschauer wählen ihre Konzerte aus, so dass wir jeden Abend ein unterschiedliches Publikum, aber immer super Stimmung haben.“ Heute, um 18.30 Uhr, spielt Heinz Rudolf Kunze mit seiner Band „Räuberzivil“. Karten kosten an der Abendkasse 33 Euro. Informationen unter schwalbe-liedermachertage.de .
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