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Über 500 Jahre alte Tradition aufleben lassen

Red; 31. Aug 2015, 11:10 Uhr
Bilder: privat --- Die Taufe von Burak Aktürk war wie bei seinen fünf Kollegen eine sehr feuchte Angelegenheit.
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Über 500 Jahre alte Tradition aufleben lassen

Red; 31. Aug 2015, 11:10 Uhr
Wiehl - Mit einem sehr feuchten Aufnahmeritual wurden die neuen Drucker der Firma gronenberg gegautscht - Gautschfest ist ein Brauch der Buchdrucker.
„Pakket an! Lasst seinen Corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen. Der durstgen Seel`ein Sturzbad gebet obendrauff! Das ist dem Jünger Gutenbergs die allerbeste Tauff!“ So tönte es am Samstag wieder anlässlich des diesjährigen Gautschfests auf dem Gelände der Firma gronenberg in Wiehl-Bomig.



Etwas befremdlich mutet es schon an, wenn über 500 Jahre altes Brauchtum der Buchdrucker im 21. Jahrhundert erschallt. Andererseits spiegelt sich dieser Brauch der Gutenbergschen Kunst immer noch in der täglichen Arbeit eines hochmodernen print- und mediendienstleisters wie gronenberg wider. „Selbstverständlich hat sich unser heutiges Leistungsspektrum im Vergleich zu dem bei unserer Gründung vor mehr als 103 Jahren komplett gewandelt“, so Dietrich Busch, Geschäftsführer bei gronenberg: „Print on demand, web to print, dialogmarketing sind die Begriffe der Gegenwart. Dennoch, gemein ist heute wir vor 500 Jahren: Im Mittelpunkt steht die Kommunikation, um mit dem anderen ins Gespräch zu kommen – auch bis ans Ende der Welt.“


Gautschen – mit dem obigen Ruf werden traditionell die Schriftsetzer und Drucker (heute Medientechnologen) nach ihrer Ausbildung in den Kreis der Jünger Gutenbergs aufgenommen. Die sogenannten Kornuten (Anwärter) werden vom Gautschmeister aufgerufen und anschließend von den Packern in ein gefülltes Büttenfass getaucht (Äußere Reinigung). Anschließend wird ihnen ein ziemlich übler und geheimer Trank eingeflößt (innere Reinigung), um die Kandidaten von allen Unarten der Schwarzkünstler zu befreien. Das Wort „Gautschen“ stammt übrigens aus der Papierherstellung. Es bezeichnete den ersten Entwässerungsschritt, wenn das Papier frisch geschöpft auf eine Filzunterlage abgelegt wurde.
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