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Liga-Neuling rüstet sich für den Abstiegskampf

lo; 30. Jul 2015, 09:00 Uhr
Bilder: Björn Loos.
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Liga-Neuling rüstet sich für den Abstiegskampf

lo; 30. Jul 2015, 09:00 Uhr
Nümbrecht - Als Bezirksliga-Meister gelang dem SSV Homburg-Nümbrecht der erstmalige Sprung in die Landesliga - Trainer Maik Alzer weiß, dass die Mission Klassenerhalt kein einfaches Unterfangen wird.
Der SSV Homburg-Nümbrecht krönte das erfolgreichste Jahr in der Vereinsgeschichte mit dem Meisterstück in der Bezirksliga Staffel 1. Mit einer unfassbaren Serie von 19 Siegen in Folge dominierten die Blau-Gelben das Geschehen nach Belieben, sodass der Aufstieg fünf Spieltage vor Schluss unter Dach und Fach gebracht wurde. Einzig die (bedeutungslose) 1:6-Pleite gegen Mitaufsteiger Deutz nach einem fast einwöchigen Partymarathon verhinderte die Null in der Niederlagenwertung. Es war in jeglicher Hinsicht eine außergewöhnliche Saison für den Klub, der eine homogene Mannschaft mit vielen Eigengewächsen zusammengestellt hat. Zum ersten Mal starten die Nümbrechter in der Landesliga und backen - bei aller Euphorie - kleine Brötchen.          

Kommen und Gehen

Dass der SSV nicht auf große Einkaufstour gehen würde, hatten die Verantwortlichen zu einem frühen Zeitpunkt erklärt. Es ging darum, den Kader sinnvoll zu ergänzen - mit jungen und talentierten Spielern, die ins Anforderungsprofil passen und über Stallgeruch verfügen. Dazu gehören Manuel Schwarz, Joscha Trommler und Marvin Hennecken, die allesamt aus der eigenen Jugendabteilung stammen. Die meiste Erfahrung bringt Manuel Schwarz mit. Er gehörte beim Mittelrheinligisten Germania Windeck zu den unumstrittenen Stammkräften. „Manu hinterlässt bisher einen sehr guten Eindruck. Er ist präsent, beweglich und kann in der Offensive auf fast allen Positionen spielen“, sagt Alzer.



Joscha Trommler hatte in der vergangenen Spielzeit mit Verletzungen zu kämpfen, deshalb ist Geduld gefragt. „Er benötigt noch ein bisschen Zeit. Ich hoffe, dass er schnell in den Rhythmus kommt. Er ist flexibel einsetzbar“, erläutert der Coach. Hennecken hat sich zuletzt seine Sporen in die Mittelrheinliga-U19 des FV Wiehl verdient. Der Youngster fühlt sich auf den defensiven Außenpositionen am wohlsten. Alzer: „Marvin hat einen starken linken Fuß, mit dem er gefährliche Flanken schlägt. Im körperlichen Bereich muss er ein wenig aufholen, aber er ist auf dem richtigen Weg und sehr lernwillig.“

Mit der Verpflichtung eines weiteren Windeckers, Patrick Herchenbach, wurde ein Herausforderer für Keeper Dennis Kulisch gefunden. „Es war so gewollt, den Konkurrenzkampf auf dieser Position anzuheizen“, betont Alzer. Das Rennen um den Platz zwischen den Pfosten ist völlig offen. Florian Schneider ist der dritte Schlussmann. Er wird in der Kreisliga A-Reserve Spielpraxis sammeln. Lediglich zwei Spieler der Meistermannschaft sind nicht mehr an Bord. Kapitän Julian „Jolle“ Balthes wird schmerzlich vermisst. „Jolle ist ein super Typ und schwer zu ersetzen, sowohl sportlich als auch menschlich.“ Philipp Pulm wechselte zum B-Ligisten RS 19 Waldbröl. Aus der A-Jugend hat diesmal niemand den Sprung geschafft.


[Trainer Maik Alzer sieht sein Team für die Landesliga gerüstet.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Die Bilanz aus der Vorsaison ist beeindruckend: Lediglich fünfmal konnte der SSV nicht dreifach punkten. Man stellte mit 81 Toren den dritterfolgreichsten Angriff und die sicherste Abwehrreihe (34 Gegentreffer). Zahlen, die ab sofort nichts mehr wert sind. „Die Jungs müssen begreifen, dass für uns brutaler Abstiegskampf ansteht. Was das Spieltempo angeht, gibt es zwischen der Bezirks- und der Landesliga einen gravierenden Unterschied“, hat Alzer die abgelaufene Spielzeit gedanklich längst zu den Akten gelegt. Immerhin: Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen seine Schützlinge in der Vorbereitung immer besser in die Spur. „Zu Beginn gab es in den Testspielen erhebliche Konzentrationsschwächen zu verzeichnen, vor allem im Spiel nach vorne“, beobachtete der Trainer.

Alzer probiert zurzeit einiges aus. Ein 4-4-2 ist als Systemvariante durchaus denkbar, Manuel Schwarz würde dann neben Goalgetter Dennis Lepperhoff in die Spitze rücken. „Insgesamt werden wir etwas defensiver agieren“, verrät Alzer. Die Offensivpower wird indes nicht zugunsten einer destruktiven Spielweise geopfert. Eine echte Waffe im Repertoire sind die brandgefährlichen Standardsituationen, bevorzugt auf die Reise geschickt von den Vorlagen-Königen Marvin Jungjohann und Christian Rüttgers. Abnehmer sind zuhauf vorhanden. „Wir haben jede Menge kopfballstarke Leute“, weiß Alzer. Wer Balthes als Rechtsverteidiger beerbt, steht noch nicht fest.    

Als großen Pluspunkt bezeichnet er die Kameradschaft innerhalb des Kaders. Die Spieler kennen sich seit Jahren, das Team ist eingespielt, die Neuzugänge bestens integriert. Der ausgezeichnete Zusammenhalt könnte durch so manche Talsohle helfen. „Wir haben eine junge Mannschaft, die sich weiterentwickeln will und kann. Wenn wir unser Leistungspotenzial zu hundert Prozent abrufen, sind wir absolut konkurrenzfähig. Gleichzeitig müssen wir in der Defensive besser organisiert sein und auf dem Platz mehr miteinander sprechen“, führt Alzer aus.

Saisonziel, Einschätzungen zur Liga

„Die Liga ist so gut und ausgeglichen besetzt wie selten zuvor“, hat Alzer einen Heidenrespekt vor der neuen Spielklasse. Trotz des souveränen Titelgewinns in der Bezirksliga macht sich der Trainer hinsichtlich der eigenen Zielsetzung nichts vor. „Es wäre ein Riesenerfolg, wenn wir vier Vereine hinter uns lassen und in der Klasse bleiben würden.“ Die Mitaufsteiger seien stark einzuschätzen, genauso wie die Neuankömmlinge aus der Staffel 2, Buschbell-Munzur und Frechen. Der Siegburger SV, amtierender Meister der Bezirksliga Staffel 2, gehört seiner Ansicht nach sogar zu den Geheimfavoriten. „Merten, Endenich, Bad Honnef und vielleicht ein, zwei Überraschungsteams werden ebenfalls oben mitmischen.“

Los geht’s mit dem Lokalschlager gegen Wiehl, bevor man beim TuS Marialinden gastiert und dann den TuS Lindlar empfängt. „Wir freuen uns riesig auf die Derbys. Schade nur, dass diese Highlights direkt am Anfang stattfinden.“ Um das Landesliga-Ticket über den kommenden Sommer hinaus zu verlängern, muss der Neuling an seine Grenzen gehen. „In der Bezirksliga haben wir uns den einen oder anderen Aussetzer erlaubt und konnten das Spiel noch drehen. Künftig wird jeder kleine Fehler bestraft“, erklärt Alzer. Auf dem vergleichsweise kleinen SSV-Platz dürfte sich so mancher Gegner schwer tun, weshalb den Heimspielen eine wichtige Bedeutung zukommt. „Den Grundstein für den Klassenerhalt wollen wir zu Hause legen. Dafür brauchen wir die Unterstützung unserer Fans, die uns hoffentlich auch anfeuern werden, wenn es mal nicht laufen sollte“, setzt Alzer auf den „zwölften Mann.“           



[Maik Alzer (3.v.l.) und Rüdiger Müller (r.) mit den Neuzugängen Patrick Herchenbach, Joscha Trommler, Manuel Schwarz und Marvin Hennecken (v.l.).]

Zugänge
Manuel Schwarz (Germania Windeck), Joscha Trommler (Germania Windeck), Patrick Herchenbach (Germania Windeck), Marvin Hennecken (FV Wiehl A-Jugend)

Abgänge
Julian Balthes (berufliche Gründe), Philipp Pulm (RS 19 Waldbröl)

Der Kader

Tor
Patrick Herchenbach, Dennis Kulisch, Florian Schneider

Abwehr
Alexander Epstein, Michel Hock, Sebastian Ghofranifar, Marvin Hennecken, Philipp Wirsing.

Mittelfeld
Julian Schwarz, Christian Rüttgers, Jonas Wagner, Marvin Jungjohann, Robert Arnds, Joscha Trommler, Tom Barth, Kilian Seinsche, Dennis Kania, Marian Lorenz.

Angriff
Mike Großberndt, Dennis Lepperhoff, Manuel Schwarz.

Trainer
Maik Alzer

Co- und Torwarttrainer
Rüdiger Müller

Sportlicher Leiter
Norbert Schwarz

Physiotherapeut
Jörg Siegmanski

Betreuer
Martin Krüger.
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