Lindlar - Berufsausbildung mit Kind? Geht nicht! - Eine gängige Meinung, aber: Ein Kind (und damit Familienaufgaben) sollte niemanden daran hindern, eine Berufsausbildung zu beginnen oder fortzusetzen.

Die Teilzeitberufsausbildung kann der ideale Weg zum Abschluss sein. Ein Beispiel hierfür ist Denise Wirth. Die junge Mutter begann ihre Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in Vollzeit, stellte jedoch fest, dass die Ausbildungszeiten mit der Kinderbetreuung nicht vereinbar waren. Ein Wechsel in Teilzeit kam für ihren damaligen Ausbildungsbetrieb nicht in Frage – daher suchte Wirth einen neuen Arbeitgeber. Engagiert und motiviert schrieb sie nahezu alle Arbeitgeber an, die in der näheren Umgebung für eine Ausbildung im Bürobereich in Frage kamen.

So auch die Firma „Loco-Soft“ in Lindlar-Klause. Eine Firma, die im IT-Bereich tätig ist und eigentlich nur in IT-Berufen ausbildet. Geschäftsführer Ralf Koke und Ausbilder Yong-Hun Kim waren von den in der Vergangenheit erbrachten Leistungen, der Initiative und dem Engagement der jungen Frau beeindruckt. Sie beschlossen, sie zu einem Bewerbungsgespräch einzuladen, um sie persönlich kennenzulernen. In diesem Gespräch gelang es Denise Wirth, die beiden von sich zu überzeugen und alle eventuell bestehenden Vorbehalte gegenüber einer Ausbildung in Teilzeit abzubauen. Als nächstes musste dann die Ausbildungsberechtigung für die Kauffrau für Bürokommunikation bei der IHK beantragt werden. Dann konnte es losgehen.


Die IT-Systemkaufleute bei Loco-Soft erstellen und betreuen Software für Autohäuser. Die Frage stellte sich zunächst, wie man alle erforderlichen Ausbildungsinhalte an Denise Wirth vermitteln konnte. Es gibt viele Überschneidungen in den Ausbildungsinhalten IT-Systemkauffrau und Kauffrau für Bürokommunikation und doch auch zusätzliche Herausforderungen bezüglich der angestrebten Tätigkeit – aber auch hier konnten schnell Lösungen gefunden werden.

„Frau Wirth hat sich als sehr flexibel gezeigt“, sagt Ralf Koke. „So gehört unter anderem auch die Telefonakquise zu den Tätigkeiten, die wir ihr übertragen konnten. Kurzfristig erfolgt nun auch die Einarbeitung in die Hotline.“ Dies funktioniert, weil Denise Wirth ihren Schwerpunkt in der Ausbildung in den IT-Bereich gelegt hat. Verschiedene Wahlqualifikationen stehen zur Auswahl – je nach den Bedürfnissen des Ausbildungsbetriebes.

Wie läuft nun eine Teilzeit-Berufsausbildung ab? Kurz gesagt: Die Arbeitszeit im Betrieb wird reduziert – die Berufsschule wird Vollzeit besucht. Die Möglichkeit, bei guten Leistungen die Ausbildung zu verkürzen, bleibt hiervon unberührt. Wirth konnte Loco-Soft einen Arbeitszeit-Rahmen von 8 bis 15:15 Uhr anbieten. Die Kinderbetreuung ist so geregelt, dass die Berufsschule in Vollzeit besucht werden kann. Fehlzeiten aufgrund der Kinderbetreuung waren bisher nicht erforderlich.

„Mir ist es wichtig, meinem Kind ein Vorbild zu sein“, sagt Denise Wirth. „Eine Berufsausbildung ist für mich eine wesentliche Grundlage, um unabhängig zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, nur zu Hause zu sein – Arbeiten macht mir Spaß.“ Ralf Koke ergänzt: „Wir versuchen als Arbeitgeber, familienfreundliche Lösungen zu finden. Viele unserer männlichen Mitarbeiter haben schon Erziehungszeiten in Anspruch genommen, was wir unterstützen.“

Denise Wirth ist die erste Auszubildende, die Loco-Soft in Teilzeit ausbildet. Yong-Hun Kim ist mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden. „Wir haben es nicht bereut“, sagt er mit einem Lächeln. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, resümiert Ralf Koke. „Wir würden es wieder machen, wenn der Bewerber/die Bewerberin uns so überzeugt wie Denise.“

Für 2016 werden noch Auszubildende als IT-Kaufmann/-frau gesucht. Weitere Informationen unter www.jobboerse.arbeitsagentur.de oder www.loco-soft.de.