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Protest gegen geplante Gesundheitsreform

db; 24. Jun 2015, 17:37 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- Mit Luftballons und Schildern machten die Mitarbeiter vor dem Krankenhaus in Gummersbach auf ihre Sorgen und Nöte aufmerksam.
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Protest gegen geplante Gesundheitsreform

db; 24. Jun 2015, 17:37 Uhr
Oberberg – Mitarbeiter der Krankenhäuser in Gummersbach und Engelskirchen haben sich am Nachmittag an einer bundesweiten Protestaktion der Gewerkschaft ver.di beteiligt - 162.000 fehlende Stellen in Krankenhäusern.
Das Krankenhauspersonal der Kliniken in Gummersbach und Engelskirchen hat sich heute Nachmittag an einer bundesweiten Protestaktion gegen die geplante Gesundheitsreform beteiligt. Dazu aufgerufen hatte die Gewerkschaft ver.di, die 162.000 durchnummerierte Schilder an die Krankenhäuser verteilt hatte, die um genau 13 Uhr vor den Krankenhäusern hochgehalten werden sollten. Jedes Schild sollte eine fehlende Stelle in deutschen Krankenhäusern symbolisieren. Allein in NRW sollen sich laut ver.di mindestens 130 Krankenhäuser an der Protestaktion beteiligt haben.




[Betriebsratsmitglied Stefan Marzari freute sich über den großen Zuspruch für die Protestaktion, die eigentlich nur zehn Minuten dauern sollte, dann aber doch gut 30 Minuten in Anspruch nahm.]

In Gummersbach wurden die Protestler vom Geschäftsführer der Krankenhaus-gesellschaft NRW, Matthias Blum sowie durch Wolfgang Cremer, Bereichsleiter Gesundheit bei ver.di NRW, unterstützt. Die Protestaktion fand anlässlich der jährlichen Tagung der Gesundheitsminister und Senatoren von Bund und Ländern im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim statt. „Wir wollen denen eine klare Botschaft schicken“, sagte Cremer. Und die war deutlich, wie Stefan Marzari vom Betriebsrat es formulierte: „Es geht so nicht weiter! Uns reicht’s!“ 

Konkret kritisiert wird unter anderem der Wegfall des sogenannten Versorgungszuschlags. Dadurch würden den Krankenhäusern allein in NRW jährlich rund 120 Millionen Euro gestrichen, erklärte Blum. Dem Klinikum Oberberg würden jährlich rund 785.000 Euro fehlen, was etwa 15 Pflegestellen entspricht. „Auf der einen Seite sind wir gezwungen Personal abzubauen und auf der anderen Seite verspricht uns die Reform ein Pflegeförderprogramm, das uns für die beiden Kreiskrankenhäuser Gummersbach und Waldbröl ganze drei Pflegekräfte mehr bringen würde“, erklärten die Klinikum-Geschäftsführer Sascha Klein und Magnus Kriesten, die den Protest des Betriebsrats unterstützten. Nur mit einer Planstelle mehr pro Station könnte dem oft überlasteten Personal geholfen werden, so die mehrfach formulierte Forderung.


[Ein Kamerateam des ZDF filmte vor dem Krankenhaus in Gummersbach.]

Handlungsbedarf sehen die Geschäftsführer auch bei der Finanzierung von ambulanten Notfällen: Die Behandlung eines ambulanten Notfalls koste etwa 120 Euro, werde aber nur mit 32 Euro vergütet. Die Krankenhausreform berücksichtige dieses Problem nicht. Außerdem fehlen den Krankenhäusern in NRW rund 800 Millionen Euro pro Jahr für Modernisierungen bei Gebäuden und Geräten. Allein dem Klinikum Oberberg fehlen jährlich sogenannte Investitionsfördermittel in Höhe von rund 4 Millionen Euro, hieß es.


[Wie hier in Engelskirchen ließen auch die Krankenhausmitarbeiter in Gummersbach zum Abschluss Luftballons aufsteigen.]  

In Gummersbach hörten auch die oberbergischen Bundestagsabgeordneten Michaela Engelmeier (SPD) und Klaus-Peter Flosbach (CDU) die Sorgen des Krankenhauspersonals. „Wir werden uns intensiv mit diesem Entwurf beschäftigen, auch wenn wir beide keine Gesundheitspolitiker sind“, sagte Flosbach. Und Engelmeier sagte: „Es ist ein großes Problem. Versprechen können wir ihnen zwar nichts, aber wir haben immer ein offenes Ohr.“ Von der Partei Die Linke sagte Kreissprecherin Ingeborg Mohr-Simeonidi ihre Unterstützung zu. Mit Landrat Hagen Jobi, Landratskandidat Jörg Bukowski, CDU Geschäftsführerin Margit Ahus sowie Ina Albowitz-Freytag (FDP), die Mitglied im Aufsichtsrat von Klinikum Oberberg ist, waren weitere Politiker der Einladung des Betriebsrates gefolgt.


[Vor dem Krankenhaus der Katholischen Kliniken Oberberg symbolisierte die aufgehängte Krankenhauskleidung das fehlende Personal.]  
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