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Im Einsatz für Afrika

lt,fj; 22. Jun 2015, 11:54 Uhr
Bilder: Bernd Weisbrod, Ingelheim --- Damit ihre Altersgenossen in Afrika wie hier zur Schule gehen können, beteiligen sich morgen auch oberbergische Schüler an der Aktion „Dein Tag für Afrika“.
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Im Einsatz für Afrika

lt,fj; 22. Jun 2015, 11:54 Uhr
Oberberg – Morgen findet die Aktion „Dein Tag für Afrika“ des Vereins Tagwerk statt – Auch im Oberbergischen gehen zahlreiche Schüler arbeiten, um das Geld für Bildungsprojekte zu spenden.
Von Lara Tonn und Fenja Jansen

Tag für Tag zur Schule gehen, rechnen, schreiben und lesen lernen – das ist in Gummersbach, Reichshof, Waldbröl, Bergneustadt und Lindlar völlig normal. In den afrikanischen Staaten Burundi, der Elfenbeinküste, Ruanda, Südafrika, Ghana und Uganda aber haben junge Leute nur selten die Chance, einen richtigen Beruf zu erlenen. Das wissen auch ihre Altersgenossen im Oberbergischen, die sich in diesem Jahr, teils zum wiederholten Male, an „Dein Tag für Afrika“ beteiligen, einer bundesweiten Kampagne für Schüler jeden Alters, die in diesem Jahr am morgigen Dienstag stattfindet.

Organisiert und veranstaltet wird die Kampagne seit 2003 vom Verein Aktion Tagwerk. Die Idee von „Dein Tag für Afrika“ ist einfach: Schüler gehen an einem Tag im Schuljahr anstatt zur Schule arbeiten und spenden ihren Lohn für Bildungsprojekte in sechs afrikanischen Ländern. Somit setzen sich die Kinder und Jugendlichen in Deutschland aktiv für Gleichaltrige in Afrika ein. Unterstützt werden mit dem Erlös der Kampagne Bildungsprojekte des Tagwerk-Projektpartners Human Help Network und des Kooperationspartners Brot für die Welt.


[Auch wenn der Unterricht unter einfachen Verhältnissen stattfindet: Bildung ist der Weg in eine bessere Zukunft.]

Schon die Kleinsten wissen ganz genau, wofür sie sich da ins Zeug legen. „Wir erklären unseren Schülern im Unterricht, dass Bildung in Afrika nicht selbstverständlich ist. Trotz ihres jungen Alters verstehend sie das sehr gut und zeigen viel Empathie“, erklärte Rita Safarik, Lehrerin an der Grundschule Denklingen. Seit 13 Jahren beteiligt sich die Schule an der Aktion, wenn auch nicht in der Form, dass die Kleinen arbeiten gehen. Stattdessen verkaufen die jeweils dritten Klassen einmal im Jahr Waffeln, Würstchen und Getränke an ihre Mitschüler. Den Einkauf übernehmen die Lehrer, den Waffelteig spenden die Eltern, hinterm Tresen stehen die Kinder. Den Erlös spenden sie an die Aktion Tagwerk. „Das ist immer ein ganz besonderer Tag in unserer Schule: Es riecht überall nach frischen Waffeln und die Schüler sind mit Freude bei der Sache“, so Safarik. Da wird dann auch gerne das gesparte Taschengeld von zu Hause mitgebracht, um sich eine „Waffel für den guten Zweck“ kaufen zu können.

Ältere Schüler, wie die der siebten Klasse des Wüllenweber Gymnasiums Bergneustadt, boten Dienstleistungen, wie zum Beispiel Abspülen, Einkaufen und Rasenmähen an. „In den vergangenen Jahren konnten wir jedes Mal bis zu 1.000 € spenden“, berichtete Mike Siller, Erdkunde- und Sportlehrer der Schule. Zusätzlich kamen Vertreter von der Aktion Tagwerk, die das Projekt im Erdkundeunterricht vorstellten und so den Jugendlichen einen Einblick in den Zweck der Kampagne gaben.


Am Lindengymnasium in Gummersbach bleiben die Klassenräume morgen komplett leer. Die älteren Schüler haben sich eine Arbeitsstelle für einen Tag gesucht, die kleineren helfen zu Hause beim Einkauf, der Autowäsche oder der Gartenpflege. Birgit Brockhöft, Lehrerin am Lindengymnasium, verschönert mit ihrer Klasse den Hexenbusch, wofür es vom gleichnamigen Verein einen Obolus gibt. All das Geld, das die Schüler heute einnehmen, wird gespendet.

Auch die Schüler der Gesamtschule Waldbröl haben sich „Arbeitspartner“ gesucht, einen Lohn ausgehandelt und Verträge abgeschlossen. Dabei hatten sie die Wahl, ob sie das eingenommene Geld für die Aktion Tagwerk oder „Schüler helfen Leben“, einer ähnlichen Aktion, die sich jedoch an die Länder Jordanien und Syrien wendet, spenden. „Beide Projekte wurden im Unterricht vorgestellt und die Schüler durften dann eine Entscheidung treffen“, erklärte Lehrerin Nina Heinrichs. Schüler, die Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk (THW) oder ähnlichen Organisationen sind, dürfen ihren „Arbeitstag“ auch hier verbringen. „Uns ist es auch wichtig, das Ehrenamt vor Ort zu stärken“, so Heinrichs.

Das Gymnasium Lindlar schob den Arbeitstag absichtlich auf einen freien Samstag, damit die Jugendlichen sich aus freien Stücken und mit der richtigen Einstellung zur Arbeit melden konnten. „Der Tag ist ja dazu da, um zu helfen, und nicht, um schulfrei zu bekommen“, erklärte Peter Winkelhag, Verbindungslehrer der Schülervertretung. Schüler der Sekundarstufe I unterschrieben sogar Arbeitsverträge. Die meisten, besonders die jüngeren Schüler, boten Freunden und Bekannten der Familie ebenfalls Dienstleistungen, wie Garten- und Putzarbeiten, an.

Mit welchen einfachen Spielzeugen aus Kork und Draht Kinder in Afrika spielen, erfuhren die Kinder der Hauptschule Bergneustadt, die eigens ein Info-Mobil mit Vertretern aus Bonn des Tagwerk-Vereins kommen ließen. Diese stellten einen „Afrikaparcours“ auf und veranschaulichten den deutschen Kindern, dass ihre Altersgenossen in ärmeren Ländern mit viel primitiveren Spielsachen zufrieden sind. Das gab den Fünft- und Sechstklässlern natürlich den Ansporn, viel Geld zu „verdienen“, um es dann verschenken zu können. „Viele arbeiteten bei Freunden, aber manche erledigten richtige Jobs, zum Beispiel in einer Bäckerei“, teilte Marita Notermanns, SV-Vertrauenslehrerin, mit. Jedes Jahr kamen 1.500 bis 2.000 € zusammen. „Dieses Jahr sind es 656 €, auch wieder ein beachtliche Summe“, freute sich Notermanns.
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