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Keine Geschenke für die alte Liebe

uk; 28. May 2015, 11:14 Uhr
Archivbild: Michael Kleinjung --- Sead Hasanefendic Mitte) war bis Dezember 2011 für den VfL tätig.
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Keine Geschenke für die alte Liebe

uk; 28. May 2015, 11:14 Uhr
Gummersbach - Vor dem Duell gegen seinen Ex-Klub sprach OA mit Nettelstedts Trainer Sead Hasanefendic - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum', AggerEnergie und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Uli Klein

OA: Herr Hasanefendic, nach dreijähriger Unterbrechung kehren Sie nach Gummersbach zurück. Ein bewegender Moment für Sie?
Sead Hasanefendic: Natürlich, Gummersbach ist eine zweite Heimat für mich geworden. Meine Freundin lebt hier, deshalb liegt auch mein  Lebensmittelpunkt hier. Und  das seit über zwölf Jahren. Selbst in Zeiten, in denen ich nicht in Gummersbach gearbeitet habe, bin ich immer wieder hier hin gekommen. Egal, ob ich als tunesischer oder serbischer Nationaltrainer gearbeitet habe oder Coach bei GWD Minden war. Und dass ich zum VfL Gummersbach in einer ganz besonderen Beziehung stehe, versteht sich in nach sechs Jahren auf der VfL-Bank ja wohl von selbst. Der VfL ist meine alte Liebe.

OA: Einige Experten vermuten, dass Sie mit Groll zurückkehren, weil sie im Dezember 2011 in Gummersbach entlassen wurden....
Hasanefendic: Im Gegenteil: Ich habe sehr viele, sehr gute Erinnerungen an meine VfL-Zeit. Zwischen 2009 und 2011 haben wir dreimal einen Europapokal gewonnen. Zweimal den Europacup der Pokalsieger, einmal den EHF-Pokal. Zudem waren wir im DHB-Pokal beim Final Four in Hamburg. Drei Europacuperfolge in Serie hat meines Wissens nur der FC Barcelona geschafft.

OA: Warum ging es danach nicht weiter?
Hasanefendic: Es waren finanziell bewegte Zeiten, in denen vieles nicht stresslos lief. Das wirkte sich auch auf die Mannschaft und mich aus. Allerdings wurden in dieser Zeit auch die Ideen zum Bau einer neuen Halle langsam konkretisiert.

OA: ...die jetzt steht...
Hasanefendic: Stimmt, umso mehr freue ich mich darauf, jetzt als Aktiver in die SCHWALBE arena zu kommen. Als Zuschauer war ich schon oft in der Arena und muss sagen: Sie ist großartig. Ein echtes Faustpfand für den VfL.

OA: Wie sehen Sie überhaupt die Entwicklung des VfL-Teams?
Hasanefendic: Das ist eine sehr junge und sehr talentierte Mannschaft, die mit viele deutschen Spielern gespickt ist. Und diese talentierte Truppe besitzt mit Carsten Lichtlein auch noch einen großartigen Keeper zwischen den Pfosten. Wobei ich auch von  Matthias  Puhle, Lichtleins Stellvertreter, viel halte. Insgesamt hat Gummersbach eine starke Saison gespielt.

OA: ...unter ihrem Nachfolger und ehemaligen Assistenztrainer Emir Kurtagic. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung als Coach?
Hasanefendic: Ich bin sehr zufrieden mit ihm, ja sogar richtig stolz auf Emir. Er ist auf einem sehr guten Weg und wird sich noch viel weiter entwickeln. Aber auch heute lohnt es sich schon, mit Emir über Handball zu diskutieren. Er ist sehr akribisch und weiß sehr, sehr viel über unseren Sport.



OA: Sie selbst haben Ende März den TuS Nettelstedt übernommen und aus den abstiegsgefährdeten Regionen geführt. Ihr Kurzengagement  läuft zum Saisonende  aus. Werden Sie in Nettelstedt bleiben?

Hasanefendic: Das ist noch offen. Zum einen brauchen wir noch einen Punkt, um auch rechnerisch in der Bundesliga zu bleiben. Allerdings haben wir gegenüber der Konkurrenz auch das bessere Torverhältnis, so dass wohl nichts mehr anbrennen wird.  Nach der Partie in Gummersbach müssen wir am letzten Spieltag noch zu Hause gegen Erlangen antreten. Zum anderen hat es bereits Gespräche zwischen mir und dem Verein gegeben, ob ich beim TuS verlängere. Ich habe dem Klub meine Vorstellungen erläutert. Mir geht es um eine Perspektive mit Nettelstedt. Ich glaube, dass wir durchaus höhere Ziele anstreben können. Im Klartext: Es geht mir nicht um 2.000 Euro mehr oder weniger im Monat. Aber ich muss jeden Tag wissen, wofür ich arbeite, obwohl ich in meiner Laufbahn schon fast 30 Titel geholt habe. Eine Entscheidung, ob ich beim TuS bleibe, wird zeitnah, in den nächsten Tagen, fallen.

OA: Ihre Prognose für das Match in Gummersbach?
Hasanefendic: Wenn beide Teams komplett wären, wäre es ein 50:50-Spiel. Wir haben aber einige Personalprobleme. Beispielsweise ist bei uns Niclas Pieczkowski fraglich, der erst vor kurzem in der EM-Qualifikation gegen Spanien ein Superdebüt in der deutschen Nationalmannschaft gegeben hat. Aber auch sonst sind nicht alle Spieler bei uns hundertprozentig fit. Insofern ist Gummersbach der Favorit, aber wir wollen sehen, was trotz der Schwierigkeiten möglich ist. Auf keinen Fall wird es Geschenke für meine alte Liebe geben...



  
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