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Gefeiert wird auch wenn „kain Jält doo äss“

fj; 10. May 2015, 12:52 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die Bergneustädter Originale, Minchen (Gerda Rippel) und Karl von der Dörspe (Horst Kowalski).
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Gefeiert wird auch wenn „kain Jält doo äss“

fj; 10. May 2015, 12:52 Uhr
Bergneustadt – In guter Tradition wuschen Minchen und Karl beim gestrigen Brunnengespräch im Rahmen des Stadtgeburtstags die schmutzige Wäsche des vergangenen Jahres, wobei das Thema Finanzen nicht fehlen durfte – Stadtdukaten für den Historischen Arbeitskreis.
Zum ersten Mal zog Wilfried Holberg gestern mit den Honoratioren der Stadt und Vertretern des Rates, eskortiert von den Landsknechten des Heimatvereins 'Feste Neustadt', von der Gaststätte ‚Jägerhof‘ zum Losemundbrunnen in der Bergneustädter Altstadt. Eine Aufgabe, die dem neuen Bürgermeister der Feste sichtlich Freude bereitete. Am Losemundbrunnen sprach er Bergneustadt und seinen Bewohner dann auch seine Sympathie aus: „Ich fühle mich von ihnen gut aufgenommen – sei es im Rathaus oder auf dem Markt in der Schlange vor Würstchen Harrass“, so Holberg. In guter Tradition eröffnete Utz Walter, 1. Vorsitzender des Heimatvereins 'Feste Neustadt', den nunmehr 714. Stadtgeburtstag. „Lasst uns der altehrwürdigen Dame unsere Aufwartung machen und mit ihr Geburtstag feiern“, begrüßte er die zahlreichen Bergneustädter, die sich um den Losemundbrunnen versammelt hatten und darauf warteten zu erfahren, wer in diesem Jahr den Stadtdukaten bekommen würde und was es beim Brunnengespräch an „schmutziger Wäsche“ über das Stadtgeschehen zu berichten gäbe.



[Die Darbietungen der Grundschüler sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Feierlichkeiten.]

Für seine 35-jährige Mitgliedschaft bei den Landsknechten und Marketenderinnen wurde Manfred Schönstein vom Heimatverein ausgezeichnet. Bereits zum dritten Mal begeisterten Kinder der Gemeinschafts- grundschule Wiedenest die Anwesenden mit kleinen Szenen in Neustädter Mundart. Dann war es an Bürgermeister Holberg, zum ersten Mal in seiner Amtszeit den Stadtdukaten zu verleihen. Diese höchste Auszeichnung der Stadt Bergneustadt ging an den Historischen Arbeitskreis im Heimatverein 'Feste Neustadt'. Dessen Mitglieder hatten mit viel Engagement, Liebe und Arbeit den Bergneustädter Eiskeller zu neuem Leben erweckt und für die Bevölkerung zugänglich gemacht. Entgegen nahm die Urkunde Horst Jaeger. „Die Ordensverleihung ist eine schöne Aufgabe, sie gibt Anlass, Danke zu sagen“, so der Bürgermeister, der die Gelegenheit dann auch direkt nutzte, um sich nicht nur bei den Mitgliedern des historischen Arbeitskreises, sondern bei allen ehrenamtlich engagierten Bergneustädtern zu bedanken. Für seine aufrichtige Entschuldigung dafür, dass er die Bergneustädter nicht vor so massiven Steuererhöhungen beschützen konnte, erntete Hollberg viel Applaus.



[Horst Jaeger vom Historischen Arbeitskreis bekam den Stadtdukaten von Bürgermeister Wilfried Holberg überreicht.]
  
Nach dem Abendläuten der Altstadtkirche wurde es dann „dreckig“: Die Bergneustädter Originale, Minchen (Gerda Rippel) und Karl von der Dörspe (Horst Kowalski) enterten die kleine Bühne vorm Losemundbrunnen und wuschen in Neustädter Mundart die „schmutzige Wäsche des vergangenen Jahres“. Dabei ging es um die Schließung der Firma Sandvik (Minchen: Datt hätt fürr de Schtaat: Fuffzich Arwetsplätze wirrnijjer unn uk de Jewerbestüüer äss furrt. Unn nuu äss därr Laaen dicht./ Das heißt für die Stadt: 50 Arbeitsplätze weniger und die Gewerbesteuer ist fort. Und jetzt ist der Laden dicht.), die Turbulenzen in der Schullandschaft (Minchen: Soo langsam deet eenem dai Wilfried Holberch doch watt leet./ So langsam tut einem der Wilfried Holberg doch was leid.) und natürlich die prekäre Finanzlage (Karl: Doobii hätt hai at joo eejentlich bloos mätt drei Problemen te daun: Eerschdens: Ät äss kain Jält doo! Tweetens: Ät äss kain Jält doo fürr nix! Unn Drittens: Ät äss kain Jält doo fürr chaarnix!/ Dabei hat man es eigentlich ja bloß mit drei Problemen zu tun. Erstens: Es ist kein Geld da! Zweitens: Es ist kein Geld für nichts da! Und drittens: Es ist kein Geld für Garnichts da!“) Davon ließen sich die Bergneustädter gestern aber nicht die Stimmung verderben und feierten ihre Feste rund um den Losemundbrunnen mit der O.K. Jazzband.
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