Archiv

Gerettet und vergessen?

fj; 2. Apr 2015, 19:48 Uhr
Bild: Saxonia Packleaders --- Moe geht es gut, auch wenn seine Retter ihn vergessen zu haben scheinen.
ARCHIV

Gerettet und vergessen?

fj; 2. Apr 2015, 19:48 Uhr
Oberberg – Der Rüde Moe sollte eingeschläfert werden – Tierfreunde Musher übernahmen ihn vom Tierschutzverein Oberberg und erklärten sich vertraglich dazu bereit, für seine Resozialisierung bei Tiertrainer Carsten Gnausch aufzukommen – Daraus ist nie etwas geworden.
Viele Oberberger werden sich noch an die Geschehnisse im Tierheim Koppelweide im August 2013 erinnern: Nach zwei Beißvorfällen, bei denen Mitarbeiter des Tierheims schwere Verletzungen davon trugen, entschloss sich der Tierschutzverein Oberberg, die beiden Hunde einzuschläfern (OA berichtete). „Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen“, erinnert sich auch der Vorsitzende des Tierschutzvereins, Horst Giesen, an die Ereignisse. Darum war der Tierschutzverein auch erleichtert, als sich nach der Einschläferung des American Bulldog-Rüden Buster eine Möglichkeit der Rettung für den Deutschen Drahthaar-Schnauzer-Mix-Rüden Moe abzeichnete.



Die Dame, die regelmäßig mit Moe spazieren ging, hatte einen Kontakt zwischen dem Tierschutzverein Oberberg und Carsten Gnausch vom Saxonia Packleaders - Dog Centre, eine Hundeschule mit angeschlossener Tierpension in Ottendorf-Okrilla (Landkreis Bautzen in Sachsen), hergestellt. Der Austausch lief auch über Facebook. Als sich Gnausch bereit erklärte, Moe bei sich aufzunehmen und zu resozialisieren, schalteten sich die Tierfreunde Musher, ein Verein aus Remscheid, in den Dialog ein. Sie wollten Moe offiziell übernehmen und für die Resozialisierung durch Gnausch aufkommen. Gemeinsam sollte dann ein neues Zuhause für Moe gefunden werden.

„Ich wollte helfen“, erklärt Gnausch, warum er Moe zu sich nehmen wollte. Da auch der Tierschutzverein Oberberg dankbar für eine solche Lösung war, wurde ein Vertrag geschlossen: Moe würde bei Gnausch leben und von ihm resozialisiert werden, die Tierfreunde Musher die Kosten übernehmen. Als Moe in Sachsen ankam, erkannte auch Gnausch, wie aggressiv der Rüde war. Gemeinsam mit einer Tierärztin fand er aber auch die Ursache für Moes Verhalten: Eine schlimme Ohrenentzündung, die dem Hund Schmerzen bereitete.

Heute, nach rund anderthalb Jahren, lebt Moe immer noch bei den Saxonia Packleaders. Seine Krankheit wurde behandelt. „Moe wird nie ein Kuschelhund, aber bestimmt würde er einen guten Hofhund abgeben. Er weiß jetzt, dass es auch für ihn weniger Stress bedeutet, wenn er nicht beißt, sondern sich zurückzieht, wenn er nicht angefasst werden will“, freut sich Gnausch über Moes Entwicklung. Was sich wie die glückliche Rettung eines Hundes anhört, hat jedoch einen Haken: Moes Retter, die Tierfreunde Musher, glänzten allenfalls durch Abwesenheit. Gnausch hat jedoch einen ganz anderen Verdacht: „Die Tierfreunde Musher haben uns betrogen und ich gehe davon aus, dass wir nicht die einzigen sind.“

Für die Tierfreunde zeichnet sich Simone Olmesdahl verantwortlich. Doch weder diese Dame noch einen anderen Verantwortlichen hätte Gnausch jemals persönlich kennengelernt. „Von sich aus haben sich diese sogenannten Tierfreunde nie gemeldet.“ Anfänglich wurden die vertraglich vereinbarten Zahlungen noch geleistet. Ab November 2013 musste Gnausch um sein Geld bitten. Ab Anfang 2014 leisteten die Tierfreunde Musher die vereinbarten Zahlungen für Moe überhaupt nicht mehr. Auf E-Mails und Briefe folgten laut Gnausch Ausflüchte, ans Telefon bekam er nur eine Dame, die nach eigenen Angaben seit Jahren nichts mehr mit dem Verein zu tun hat. (Auch OA konnte die Tierfreunde Musher unter den zu findenden Kontaktdaten nicht für eine Stellungnahme erreichen.) „Selbst beim Gerichtstermin erschien niemand, so dass für den ersten Teil der offenen Rechnungen ein Versäumnisurteil erging. Auch der Einsatz eines Inkassobüros brachte bisher keinen  Erfolg“, ärgert sich Gnausch.

Sein Verdacht geht jedoch noch weiter. Der „Fall Moe“ hatte seinerzeit, vor allem in den sozialen Medien, eine große Öffentlichkeit. Spenden für Moe wurden angekündigt. Wenn diese geleistet wurden, wären sie auf dem Konto der Tierfreunde Musher gelandet. „Bei mir ist aber, außer einer Hundehütte, die die Spenderin direkt an mich schickte, nichts eingegangen.“ Sollten OA-Leser tatsächlich zugunsten von Moe an die Tierfreunde Musher gespendet haben, fordert Gnausch sie auf, sich bei ihm zu melden. „Ich will Klarheit haben. Für mich, Moe und die Menschen, die sich ehrlich um ihn gesorgt haben.“

Die gute Nachricht: Moe bleibt bei Gnausch, bis er einen Hundekenner gefunden hat, dem er den Rüden anvertraut.

Kontakt
Carsten Gnausch
Saxonia Packleaders - Dog Centre
www.facebook.com/saxoniapackleaders
www.saxonia-packleaders.com
Tel.: 035205/73 441; 0152/55 850 171
WERBUNG