Archiv

Regen verhinderte Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs

Red; 2. Apr 2015, 10:43 Uhr
Bilder: NABU/V. Leipzig --- So sah der Neyebach am Tag nach dem Unglück am 18. März aus.
ARCHIV

Regen verhinderte Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs

Red; 2. Apr 2015, 10:43 Uhr
Oberberg – Am 28. März musste die Mitbehandlung des Gülle-Wasser-Gemischs in der Kläranlage Hückeswagen unterbrochen werden – Nun können wieder täglich mindestens 1.500 Kubikmeter des Gemischs behandelt werden – Messdaten unbedenklich.
Seit vergangenem Dienstagnachmittag kann der Wupperverband die Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neyetalsperre im Klärwerk Hückeswagen fortsetzen. Vom vergangenen Samstag bis zum vergangenen Dienstag musste die Mitbehandlung des Gülle-Wasser-Gemischs vorübergehend unterbrochen werden. Zuvor war das Gemisch im Regenüberlaufbecken des Klärwerks zwischengespeichert und dann dosiert in die Kläranlage abgegeben worden. Doch durch den Regen am vergangenen Wochenende wurde das Regenüberlaufbecken benötigt, um die größeren Zulaufmengen aus dem Kanalnetz zu puffern.

Am vergangenen Dienstag haben sich Vertreter der Bezirksregierung Köln und des Wupperverbandes erneut auf der Kläranlage getroffen, um die weitere Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neyetalsperre zu besprechen. Dabei wurde eine Lösung entwickelt, die der Wupperverband seither umsetzt: Falls es regnet und das Regenüberlaufbecken für Wassermengen aus dem Kanalnetz benötigt wird, kann der Verband das Gülle-Wasser-Gemisch über eine Leitung auch direkt in den Zulauf zur Kläranlage einleiten. Das bedeutet, dass die Behandlung bei Regen nicht unterbrochen werden muss. Lässt der Regen nach, kann das Gemisch wieder im Regenüberlaufbecken zwischengespeichert werden, bevor es in die Kläranlage zudosiert wird.


[Das Bachneunauge findet sich auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Dieses Exemplar ist im verseuchten Wasser verendet.]
  
Der Wupperverband geht davon aus, dass er nun die Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neyetalsperre kontinuierlich fortsetzen kann. Dadurch können – je nach Wetterlage und Zuflussmengen zum Klärwerk – täglich zwischen 1.500 Kubikmetern und 3.000 Kubikmetern (bei Trockenwetter) des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neye-Talsperre in der Kläranlage mit gereinigt werden. Wie lange die Reinigung des Gülle-Wasser-Gemischs in der Kläranlage dauern wird, hängt von der Wettersituation und den Zulaufmengen der Kläranlage ab. Der Wupperverband geht von einigen Wochen aus.

Am 18. März waren von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Halver rund 1.700 Kubikmeter Gülle aus einem Güllebehälter über eine geöffnete Leitung in den Neyebach und von dort in die Neyetalsperre geflossen. Diese Gülle-Welle hatte erhebliche Umweltschäden verursacht: der Bachlauf und einige Teiche oberhalb der Talsperre sind ökologisch tot. In der Talsperre hatte sich die Gülle als Gülleblase am Talsperrengrund vor der Staumauer eingelagert.


Die seit dem Vorfall regelmäßig durchgeführten Messungen zeigen laut Wupperverband, dass die oberen Wasserschichten der Talsperre nicht belastet sind. Die Experten gehen davon aus, dass die Gülleblase am Talsperrengrund ein Volumen von mindestens 50.000 Kubikmetern hat. Seit dem 25. März wurde das Gülle-Wasser-Gemisch vom Talsperrengrund über eine bestehende Leitung zur Kläranlage Hückeswagen übergeleitet, um es dort mit dem kommunalen Abwasser zusammen zu reinigen.

Unmittelbar nach dem Vorfall hatten der Wupperverband und die EWR, Eigentümer der Talsperre, zunächst alle Verbindungen von der Neyetalsperre zur Eschbachtalsperre, zur Bever-Talsperre und zum Neyebach unterhalb der Neyetalsperre verschlossen. Nachdem die Wasseruntersuchungen gezeigt hatten, dass die oberen Wasserschichten der Talsperre unbelastet sind, konnte seit dem 25. März wieder Wasser aus der Talsperre an den Neyebach abgegeben werden. Ab dem 30. März erreichte die Neyetalsperre durch die großen Regenmengen vom Wochenende ihren Vollstau. Dadurch ist die Hochwasserentlastung der Talsperre angesprungen und hat zusätzlich unbelastetes Oberflächenwasser an den Neyebach abgeführt.


[Helfer kescherten Kadaver aus den verseuchten Gewässern.] 

Da sowohl die Wasserproben im Bereich der Hochwasserentlastung als auch im Bereich zum Überleitungsstollen zur Bever-Talsperre seit Beginn des Vorfalls kontinuierlich unbedenkliche Messwerte ergaben, hat sich der Wupperverband nun entschieden, die Verbindung von der Neyetalsperre zur Bever-Talsperre wieder zu öffnen. Dies entlastet zum einen die Neyetalsperre und zum anderen den Bachabschnitt des Neyebachs unterhalb der Talsperre. Durch die Regenmengen der vergangenen Tage waren dort die Pegelstände deutlich angestiegen.

Eine Beeinträchtigung der Wasserqualität der Bever-Talsperre ist nicht zu erwarten. Der Wupperverband hat an der Verbindung zwischen Neye- und Bever-Talsperre eine Dauermesssonde installiert. Sollte diese Sonde einen erhöhten Messwert für die Leitfähigkeit – ein Hinweis auf eine Verunreinigung durch Gülle – anzeigen, wird der Stollen zur Bever-Talsperre umgehend geschlossen.
WERBUNG