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Schmiedesaison am Oelchenshammer eröffnet

mg; 29. Mar 2015, 20:17 Uhr
Bilder: Michael Gauger --- Die über 200 Jahre alte Anlage präsentiert sich jährlich dem interessierten Publikum mit Vorführungen und Rundgängen.
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Schmiedesaison am Oelchenshammer eröffnet

mg; 29. Mar 2015, 20:17 Uhr
Engelskirchen - Heute fand der Schmiedeauftakt am Oelchenshammer, dem letzten wasserbetriebenen Hammer im Kreis, statt - Schmiedesaison läuft bis Ende Oktober.
Von Michael Gauger

Echte Freunde der alten Stahlbearbeitung konnte heute auch das regnerische Wetter nicht abschrecken, hatte Petrus doch ausgerechnet für diesen Tag des Schmiedeauftaktes seine Himmelschleusen weit geöffnet. Jeden zweiten Sonntag finden ab sofort wieder die öffentlichen Schmiedevorführungen statt, jeden vierten Sonntag auch Führungen.


[Mit kräftigen Schlägen wird der Stahl umgeformt.]

Der zum LVR-Industrie- museum Engelskirchen gehörende Oelchenshammer im Ortsteil Bickenbach ist der letzte funktionsfähige wasserbetriebene Schmiedehammer im Oberbergischen Kreis. Mit seinem Stauteich, den alten Wasserrädern und den bei Betrieb lauten Hämmern vermittelt das gesamte Areal ein genaues Bild, wie seinerzeit mit Feuer und Wasser Stahl produziert wurde. Die Lage des Hammers an der Leppe war damals optimal gewählt worden. Vorkommen von Eisenerz, große Wälder für die Holzkohleherstellung zur Erzeugung der Schmiedefeuer und letztendlich die Wasserkraft des kleinen Flusses zum Betrieb der Schmiedehämmer waren von großer Bedeutung.



In der Schmiedesaison 2015 können Besucher nun wieder von April bis Oktober die Gelegenheit wahrnehmen, das alte Handwerk näher kennenzulernen und dem Museumsschmied direkt über die Schulter zu schauen, um einen Eindruck von der körperlich schweren Arbeit der damaligen Zeit zu bekommen.

Laut schlägt der Hammer auf das zu bearbeitende, glühende Stück Eisen, nachdem der „Schützjunge“ mit einer langen Holzstange das Wehr geöffnet hat und die Wassermassen das große Rad antreiben, welches die riesige, hölzerne Welle bewegt. Die Schmiede nahmen sich am Eröffnungstag besonders viel Zeit für die Fragen der kleinen und großen Gäste. Alle Fragen wurden beeantwortet und der eine oder andere Besucher wurde aufgefordert, kräftig beim freien Schmieden am Amboss „mitanzupacken“. Auf dem großen Platz vor dem Haus des Schmiedemeisters zeigte ein Hufschmied sein Können. Die Bearbeitung des klassischen Hufeisens gehörte dabei ebenso dazu wie die Herstellung der dazugehörigen Nägel.


[Viele Fragen zum Thema wurden gerne beantwortet.]

Die Biologische Station Oberberg war mit seinem Naturmobil vor Ort und demonstrierte den neugierigen Besuchern, was alles in der ruhig dahinplätschernden Leppe kreucht und fleucht. Die Mitarbeiter der Station hatten am selben Tag, direkt vor Ort, einige Wasserproben genommen. Von der Larve einer Köcher- oder einer Eintagsfliege bis zum Spulwurm konnte man alles genauestens unter dem Mikroskop beobachten. Und nebenbei erfuhr man so, dass das Wasser des kleinen Flüsschens eine recht gute Qualität hat.

Zeitgleich öffnete auch das Kraftwerk Ermen & Engels am Engelsplatz wieder seine Pforten. Hier haben Interessierte ebenfalls bis Ende Oktober die Möglichkeit, sonntags das Kraftwerk der Fabrik mit Schalttafel und Turbinenkeller zu besichtigen. Ein Highlight wird in diesem Jahr die Sonderausstellung "Dessous – 150 Jahre Kulturgeschichte der Unterwäsche" sein. Ab dem 9. April zeigt sie, wie und warum aus knielangen Leinenhemden und Klapphosen, Korsetts und Krinolinen der Hauch von Nichts der heutigen Dessous geworden ist.  
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