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Gülle-Blase wird abgesaugt

Red; 25. Mar 2015, 15:43 Uhr
Bild: NABU Oberberg/V. Leipzig --- Die Maßnahmen zur Rettung des Ökosystems Neye haben begonnen.
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Gülle-Blase wird abgesaugt

Red; 25. Mar 2015, 15:43 Uhr
Wipperfürth - Maßnahmen zur Rettung des Ökosystems Neyetalsperre sind angelaufen - Güllegemisch wird in der Kläranlage Hückeswagen behandelt - EWR und Wupperverband fordern umfassende Aufklärung und Maßnahmen für die Zukunft.
Seit heute Vormittag wird die güllebelastete Blase aus der Neyetalsperre gezielt in die Kläranlage Hückeswagen zur Reinigung eingeleitet. Dazu hatte der EWR in kurzer Zeit eine provisorische Leitung eingerichtet. Für diese Lösung haben sich die Fachleute des EWR, des Wupperverbands und der zuständigen Aufsichtsbehörde, der Bezirksregierung Köln, geeinigt. Seit über einer Woche beschäftigten sich die Experten mit den für die Umwelt katastrophalen Folgen der Gülleeinleitung in den Neyebach und die Neyetalsperre.

Möglich wurde die Umsetzung, da die ehemalige Rohwassertransportleitung zwischen der Neye- und der Eschbachtalsperre an der Kläranlage Hückeswagen vorbeiläuft und ein entsprechend in einem Schachtbauwerk vorhandener Stutzen als Ausgangspunkt verwendet werden konnte. Der Wupperverband wird nun die Übernahme des Güllewassers dosiert vornehmen. Die Größe der Gülleblase wird derzeit auf rund 50.000 Kubikmeter geschätzt. In den nächsten Tagen und Wochen wird die Entwicklung der Wasserqualität genau überwacht. Es wird zurzeit davon ausgegangen, dass über diese Maßnahme der größte Teil der Güllebelastung gezielt entfernt werden kann.

Dieser Prozess wird voraussichtlich einige Wochen in Anspruch nehmen. Die Zudosierung des Gülle-Wasser-Gemischs kann nur dann erfolgen, wenn freie Kapazitäten in der Kläranlage verfügbar sind. Die Reinigungsleistung der Kläranlage wird dadurch nicht beeinträchtigt. Durch die Mitbehandlung des Gülle-Wasser-Gemischs kann es im Umfeld der Kläranlage zu einer Geruchsbelästigung kommen. Aus Sicht des Wupperverbandes und der EWR ist die Reinigung in der Kläranlage trotzdem die beste Möglichkeit, um den schon entstandenen Schaden zu begrenzen und eine Verschmutzung des Neyebachs unterhalb der Talsperre und der Wupper, in die die Neye mündet, zu vermeiden.

Wie Wupperverband und EWR mitteilten, ist der Bachlauf oberhalb der Talsperre ökologisch tot, die Güllewelle hat darin jegliches Leben vernichtet, ebenso in den im Zulauf der Talsperre liegenden Teichen. So ist im Neyebach oberhalb der Talsperre am Tag der Einleitung in der Spitze ein Wert für Ammonium-Stickstoff in Höhe von 1.800 Milligramm pro Liter (mg/l) ermittelt worden. Für Fische beginnt es bei einem Wert von 0,5 mg/l kritisch zu werden. Dies hatte zur Folge, dass es zu einem Fisch- und Amphibiensterben gekommen ist und jegliches Leben in dem betroffenen Bachabschnitt vernichtet worden ist.

Die Neyetalsperre ist zurzeit abgeriegelt. Eine Überleitung in andere Talsperren – in die Bever-Talsperre und die Eschbachtalsperre - sowie eine Abgabe über den Grundablass an den Neyebach unterhalb der Talsperre erfolgt momentan nicht. EWR und Wupperverband betonen, dass das Wasser der Neyetalsperre seit Jahren nicht zur Trinkwasseraufbereitung genutzt wird und es daher keinerlei Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung gibt.


Die Neyetalsperre war bereits vor dem Ereignis nahezu vollständig gefüllt. Daher wird nun ebenfalls unbelastetes Wasser aus der oberen Wasserschicht über eine provisorische Leitung abgegeben, damit die Talsperre nicht unkontrolliert über die Hochwasserentlastung an der Staumauer überläuft. Nach reiflicher Prüfung der Machbarkeit haben sich die Experten entschieden, diese Entlastung über eine Leitung in den Neyebach unterhalb der Talsperre zu erreichen. Regelmäßige Kontrollen des Wassers im Neyebach unterhalb der Talsperre werden durchgeführt.

Insgesamt läuft nun die Aufarbeitung aller mit der Gülleeinleitung im Zusammenhang stehender Sachverhalte. Der Wupperverband, die EWR und die Stadt Remscheid haben nach eigenen Angaben umgehend Maßnahmen ergriffen, die Problematik so intensiv wie möglich zu bearbeiten und Gefahren einzudämmen. So hat die EWR am vergangenen Freitag den NRW-Umweltminister Johannes Remmel mit der Bitte angeschrieben, seitens des Landes auf eine Bündelung und Intensivierung der behördlichen Maßnahmen hinzuwirken. Nun hoffe man, dass die Ursache dieser Umweltkatastrophe detailliert aufgeklärt wird und Entscheidungen gefällt werden, welche ein solches Desaster in Zukunft verhindern. Insbesondere der Gülletourismus und der Güllehandel in NRW hätten sich in den vegrangenen Jahren zu einem sehr ernst zu nehmenden Problem entwickelt und sind als eine Ursache für diesen Fall anzusehen.

Trotz der umgesetzten Sofortmaßnahmen gehen EWR und Wupperverband davon aus, dass sich die Gülleeinleitung spürbar auf die Entwicklung des Wasserkörpers der Neyetalsperre auswirken wird. Die enormen Nährstoffbelastungen sowohl mit Stickstoff als auch mit Phosphor werden Einfluss auf die Algenentwicklung haben. Ob weitere Inhaltsstoffe der Gülle sich als problematisch erweisen können, werden die tiefergehenden Untersuchungen der nächsten Tage und Wochen mit sich bringen. 
  
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