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Diagnose Krebs: Johanniter ermöglichten Diskussionsaustausch

js; 26. Feb 2015, 09:19 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- Palliativmediziner Prof. Dr. Christoph Ostgathe (v.l.), Elke Scholten (Koordinatorin des Vereins Kompetenz gegen Brustkrebs), Pfarrer Jochen Gran, Sabine Achenbach (Koordinatorin Johanniter-Hospizdienst), Michael Adomaitis (Stiftungsmanager Johannes-Hospiz) und Björn Cassebaum diskutierten in Waldbröl.
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Diagnose Krebs: Johanniter ermöglichten Diskussionsaustausch

js; 26. Feb 2015, 09:19 Uhr
Oberberg – Der ambulante Johanniter-Hospizdienst und das Johannes-Hospiz begehen ihr zehnjähriges Bestehen mit einer Veranstaltungsreihe - Betroffene, Angehörige und Spezialisten diskutierten gestern über die Diagnose Krebs.
Im Jahr 2005 wurde der ambulante Johanniter-Hospizdienst für Morsbach, Reichshof und Waldbröl gegründet. Seitdem haben sich 90 Hospizhelfer und 35 Trauerbegleiter ausbilden lassen. 650 Menschen wurden bisher begleitet und beraten. Im selben Jahr eröffnete das stationäre Johannes-Hospiz Oberberg in Wiehl. 1.300 Menschen haben seitdem ihre letzten Lebenstage in diesem Haus verbracht. Die Johanniter begehen die beiden Jubiläen mit verschiedenen Veranstaltungen wie Referaten und einer Wanderausstellung. Gestern stand eine Podiumsdiskussion im Evangelischen Gemeindehaus Waldbröl auf dem Programm.  Der Themenschwerpunkt „Diagnose Krebs – was nun?“ wurde aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchtet.


Bevor die Diskussions-teilnehmer zu Wort kamen, wurden die Auswirkungen einer Krebserkrankung auf das Leben der Betroffenen in Form eines Theaterstücks dargestellt. Eine Szene aus „Gestern war ich noch einer von euch – heute habe ich Krebs“ von Jens Ulrich Rüffer eröffnete den Dialog. Cornelia Grünheid verdeutlichte die Gedankengänge einer Erkrankten, die kurz nach der Diagnose mit der neuen Situation zurechtkommen muss.


Schirmherr und Regisseur Ulrich E. Hein spielte einen Patienten. Von Begleiterscheinungen wie Haarausfall, Kälte und dem Gefühl ein Alien zu sein, war die Rede. Monologisierend mit Notizbuch in der Hand und manchmal an das Publikum gewandt, verdeutlichte er die quälenden Fragen, die sich ein Krebspatient stellt. Jutta Rittgen nahm die Rolle einer Frau ein, die zwar vom Krebs befreit ist, aber immer noch mit Sorgen und dem Weg zurück ins Gesellschaftsleben zu kämpfen hat.


Nach der schauspielerischen Einführung trat Prof. Dr. Christoph Ostgathe ans Rednerpult. Der leitende Palliativmediziner der Uniklinik Erlangen und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ging auf die Entstehung einer Tumorerkrankung ein und lieferte statistische Daten. Im Anschluss nahm er sich der Arzt-Patienten-Kommunikation an und trug die fünf wichtigsten Wünsche der Erkrankten vor. Nach der Diagnose wünschen sich diese Ärzte, die über neueste Therapieverfahren informiert sind und die besten Optionen nennen. Außerdem werden Zeit, Ehrlichkeit und Vertrauen erwartet. „Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind große Herausforderungen, denen man sich stellen muss“, erklärte der Mediziner und forderte Gespräche auf Augenhöhe, um das Bedürfnis nach verstehen und verstanden werden bedienen zu können.


Dass leider nicht alle Diagnose-Gespräche feinfühlig und am Patienten orientiert verlaufen, wurde im Laufe der folgenden Diskussionsrunde deutlich. Elke Scholten erkrankte 2003 an Brustkrebs und wurde im Dämmerzustand nach einer Operation, bei der eigentlich nur ein Fettgewebe entfernt werden sollte, über das Ergebnis informiert. „Der Arzt hat mir die Diagnose gesagt und mir danach eine Schwester ans Bett gesetzt. Als ich mich später gegen eine Chemotherapie entschieden habe, hat er gesagt, dann wüsste er auch keinen Rat mehr“, so Scholten, die sich nach der Feststellung weiterer Tumore und der Behandlung bei anderen Medizinern in besseren Händen gesehen hat.


Unter Moderation von Pfarrer Jochen Gran von der evangelischen Kirchengemeinde Waldbröl äußerte sich ein weiterer Betroffener. Bei Michael Adomaitis, Manager der Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung, wurde 1998 ein Lungentumor festgestellt, zehn Jahre später ein Nierentumor diagnostiziert und 2014 ein Herztumor. „Wenn man so etwas erfährt, fällt man erst mal in ein tiefes Loch. Da schlottern einem die Knie, weil man nicht weiß, wie es weitergeht“, erklärte Adomaitis, der dennoch mit einer positiven Neuigkeit aufwarten konnte: „Ich habe gestern die Nachricht bekommen, dass ich nach 14 Jahren Krebs das erste Mal tumorfrei bin.“


Die Seite der Angehörigen wurde durch Björn Cassebaum vertreten, dessen Ehefrau im vergangenen Jahr an Krebs verstorben ist. Er berichtete von zermürbenden Wartezeiten zwischen den Untersuchungsergebnissen und schilderte, dass man einen eigenen Weg finden müsse, um mit der Situation umgehen zu können. Sabine Achenbach, Koordinatorin des Ambulanten Johanniter-Hospizdienstes für Morsbach, Reichshof und Waldbröl, sowie Prof. Dr. Ostgathe ergänzten die Wortbeiträge mit fachlichen Ergänzungen und sprachen über Hilfsangebote für Erkrankte.


  
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