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Einen Tag lang ein Unternehmen simulieren

db; 24. Feb 2015, 20:28 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die Schüler befüllen die Kunststoffspritzgussmaschine mit Kügelchen aus Polycarbonat, die dann zu den Trinkbechern werden.
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Einen Tag lang ein Unternehmen simulieren

db; 24. Feb 2015, 20:28 Uhr
Gummersbach – Schulklassen aus Oberberg steht am Berufskolleg Dieringhausen ab sofort ein Schülerlabor zur Verfügung – Am Abend wurde das Projekt des zdi-Zentrums investMINT Oberberg im Beisein zahlreicher Gäste eröffnet.
Von Daniel Beer

Die kleinen bunten Kunststoffkügelchen werden in eine große Maschine gefüllt. Alle 30 Sekunden spukt die imposante Apparatur einen Trinkbecher aus – hergestellt aus hochwertigem Polycarbonat und natürlich spülmaschinenfest. Bedient wird die sogenannte Kunststoffspritzgussmaschine von Schülern. Doch bis das Trinkgefäß fertig auf dem Tisch steht, ist viel unternehmerisches Geschick von den jungen Leuten gefragt.




[Landrat Hagen Jobi.]

Am Berufskolleg Dieringhausen wurde am Abend im Beisein zahlreicher Gäste das zdi-Schülerlabor investMINT Oberberg feierlich eröffnet. Schulklassen der weiterführenden Schulen können dort zukünftig einen Tag lang ein produzierendes Unternehmen wirklichkeitsgetreu simulieren. In Teams arbeiten sie an unterschiedlichen Teilaufträgen einer Produktionskette. Das Endprodukt, einen Trinkbecher, können die Schüler am Ende des Tages mit nach Hause nehmen. Die verschiedenen Teilaspekte des Projekts entsprechen den Anforderungen der sogenannten MINT-Fächer: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Durch die Aufteilung in Teams werden verschiedene Bereiche eines Unternehmens greifbar gemacht. Ein Beispiel: Das Forschungsteam muss das richtige Material für den Trinkbecher auswählen und hat dafür verschiedene Proben zur Auswahl, die auf ihre Eigenschaften getestet werden müssen. Dafür steht etwa eine sogenannte Zugprüfmaschine zu Verfügung. Damit kann festgestellt werden, bei welcher Zugkraft der Testkörper reißt. Die Finanzplaner müssen derweil die Kosten und mögliche Gewinne für das Produkt durchrechnen, aber auch die Wirtschaftlichkeit des simulierten Betriebs im Blick haben und etwa Gehälter der Mitarbeiter festlegen.


[zdi-Referatsleiter Innovationsministerium NRW Dr. Ralph Angermund.]  

Laborleiter Mirco Rödder, gelernter Techniker für Maschinenbau, hat zwar die Aufsicht über die Schüler, hält sich aber im Hintergrund. Die Schüler sollen eigenständig arbeiten. Zwei Testläufe mit Schulklassen des Berufskollegs hat es schon gegeben. „Wir waren vom Ergebnis begeistert. Es läuft von ganz alleine und niemand muss ermahnt werden.“ Rödders Stelle konnte mit Hilfe der Bezirksregierung geschafften werden. Er hat das Schülerlabor gemeinsam mit 13 Lehrkräften des Berufskollegs aufgebaut.

Das Schülerlabor richtet sich an Schüler ab der Klasse 9 aller weiterführenden Schulen sowie Förderschulen im Oberbergischen. Bislang haben sich 13 Partnerschulen für die Teilnahme gefunden. Unter anderem die Gesamtschule Gummersbach-Derschlag, die das Schülerlabor im Rahmen des Chemieunterrichts und des Wahlfachs Naturwissenschaften für die Klassen 9 und 10 anbieten möchte. Chemie- und Biologie-Lehrer Raimund Heringer sagt: „Für uns ist das eine ganz wichtige Maßnahme in der Berufsorientierung.“

Für die Planung und Ausstattung der vier Räume des Schülerlabors wurden 300.000 € investiert. Mitfinanziert vom Oberbergischen Kreis, durch 86.000 € aus EU-Fördermitteln sowie durch die Unterstützung zahlreicher Unternehmen. Die Kunststoffspritzgussmaschine mit einem Wert von 100.000 € konnte durch Vermittlung der Morsbacher Firma Montaplast zu guten Konditionen angeschafft werden. Für Schulen ist die Nutzung des Labors kostenlos.


[Berufskollegleiter Detlev Schuster (v.l.), Marc Valbert (Ausbildungsleiter bei Eaton), Laborleiter Mirco Rödder, Christiane Klur (Leiterin Städtische Realschule Hückeswagen) und TV-Moderatorin Janine Steeger.] 

Die Einrichtung ist nach dem didaktischen Konzept des Baylab plastics von Bayer Material Science in Leverkusen ausgerichtet und weiterentwickelt. Der kommissarische Berufskollegleiter Detlev Schuster: „Wir waren dort vor vier Jahren eingeladen und sehr angetan. Am besten lernen wir das, was wir selber tun.“

Dr. Jorg Nürmberger, Schuldezernent des Oberbergischen Kreises, sagte im Rahmen der von TV-Moderatorin Janine Steeger moderierten Eröffnungsfeier: „Wir gehen damit einen ganz neuen Weg in der fachübergreifenden Ausbildung.“ Mit dem Schülerlabor mache man einen großen Schritt nach vorne. „Es ist ein echtes Highlight.“ Landrat Hagen Jobi erinnerte in seinem Grußwort an die Gründung des zdi-Zentrums investMINT Oberberg vor vier Jahren. Seitdem sei viel erreicht worden. „Die Partner haben gemeinsam eine leistungsstarke MINT-Nachwuchsförderung aufgebaut.“

Dass die MINT-Berufe im Oberbergischen einen sehr großen Stellenwert haben, bestätigte Dr. Oliver Koppel vom Institut der deutschen Wirtschaft: „Sie sind ein MINT-Beschäftigungsmagnet. Jeder dritte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte arbeitet in einem MINT-Beruf.“ Und damit es für diese Arbeitsplätze genug Nachwuchs gibt, dafür soll ab sofort auch das Schülerlabor sorgen.    

Das Schülerlabor kurz und kompakt

Die Anmeldung für Termine startet morgen. Mitmachen können Klassen ab der Stufe 9 aller weiterführenden Schulen im Oberbergischen. Optimal sind mindestens 15 bis maximal 30 Schüler pro Klasse. Sie verteilen sich auf die Projektgruppen Kommunikation, Design- und Marketing, Technik, Forschung und Finanzen. Geöffnet hat das Schülerlabor dienstags und donnerstags. Ein Durchlauf dauert von 8:30 Uhr bis 16:30 Uhr. Die Teilnahme ist für die Schulen kostenlos. Weitere Informationen gibt es unter www.mintinoberberg.de, auf der Facebook-Seite investMINT.Oberberg sowie bei Mirco Rödder, Leiter des zdi-Schülerlabors, unter Tel.: 02261/96 80 612 und per Mail an roedder@bk-dieringhausen.de.  

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