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Mit dem künstlerischen Durchbruch endete die Liebe

Red; 24. Feb 2015, 15:20 Uhr
Archivbild: Jessica Schöler --- Mary Bauermeister im Dialog mit dem Vorsitzenden des Fördervereins des Kunstkabinetts, Hellmut Riebeling.
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Mit dem künstlerischen Durchbruch endete die Liebe

Red; 24. Feb 2015, 15:20 Uhr
Reichshof – Im Kunstkabinett Hespert las Mary Bauermeister aus „Ich hänge im Triolengitter' und gab Einblicke in ihr Leben mit Karlheinz Stockhausen – Bauermeisters Ausstellung ist noch bis kommenden Samstag zu sehen.
Wenn Mary Bauermeister zur Lesung ins Kunstkabinett Hespert kommt, müssten die Räume dehnbare Wände haben, um alle Besucher zu fassen. So auch bei der jüngsten Lesung im Kunstkabinett, bei der die Zuhörer den Passagen aus Bauermeisters Buch „Ich hänge im Triolengitter“ noch aus dem Flur verfolgten. In ihrem autobiografischen Werk thematisiert die Avantgardistin ihre elf gemeinsamen Jahre mit dem Komponisten Karlheinz Stockhausen.

Lesung und spontane Erzählung wechselten sich bei der Mitbegründerin der sogenannten Fluxusbewegung, einer intermedialen Kunstform, miteinander ab. Zu fast jeder Passage fiel Bauermeister eine Anekdote oder ein kluger Satz ein. „Genies können ganze Völkerstämme erwärmen. Wenn man mit ihnen zusammenlebt, verbrennt man“. Mehr sagte sie zu ihrer Ehe und Trennung von Stockhausen nicht. „Dennoch: Ich weine noch heute darüber, dass wir unsere Liebe nicht zu Ende leben konnten.“


Den Zuhörern wurde deutlich, dass Bauermeister Muse und Motivation für Stockhausen war. Seine strenge Planung und Strukturierung der Musik standen im Gegensatz zu ihrer emotionalen Fantasie. Bauermeister erzählte von der Begegnung zwischen Leonard Bernsteins und Stockhausen und davon wie „Mozart in sie fährt“. Wulfrin Lieske nahm den Faden auf und improvisiert spontan auf der Gitarre Papagenos Glockenspiel aus der Zauberflöte. Nachdem Stockhausen in New York als Erneuerer der szenischen Musik seinen Durchbruch feierte, endete ihre Liebe. Zeitgleich gelang Bauermeister ebenfalls der künstlerische Durchbruch. Die New Yorker Jahre wurden zu den schaffensreichsten Jahren ihres Lebens.


Die Ausstellung von Mary Bauermeister ist noch bis Samstag, 28. Februar, im Kunstkabinett Hespert zu sehen. Weitere Informationen unter www.kunstkabinetthespert.de.
  
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