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Beikircher war ganz seiner Meinung

vma; 21. Feb 2015, 19:13 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Konrad Beikircher beleuchtete das Leben und diverse Besonderheiten auf seine so eigene charmante Art.
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Beikircher war ganz seiner Meinung

vma; 21. Feb 2015, 19:13 Uhr
Nümbrecht – Von Frau Walterscheidt kam Konrad Beikircher im Nümbrechter Kursaal von „Hölzchen auf Stöckchen“ mit seinem Programm „...bin völlig meiner Meinung!“.
Er sei es leid: „Du gehst durchs Leben und fragst Du einen, ist es immer dasselbe: die einen sagen so, die anderen sagen so.“ Viel zu erzählen hatte Beikircher auf alle Fälle. Kein Wunder, der „Alt 67er“, wie er sich selbst bezeichnet, kann auf 35 Jahre als Kabarettist zurückblicken. Seit nunmehr 50 Jahren schwirrt er im Rheinischen Universum herum – mit 20 kam er aus seiner Südtiroler Heimat Bruneck nach Bonn, um dort zu studieren. Von Bonn erzählte er dem Nümbrechter Publikum so einiges. Aber – er kam immer, wie er selbst sagt „Von Hölzchen auf Stöckchen“.



Er gehöre beim Erzählen zur Alten Schule. Und so erzählte er über seine Revoluzzer-Zeit, in der er Rudi Dutschke an der Uni Bonn erlebt habe. Damals sei er mit seinen Kommilitonen zur Revolution bereit gewesen – nur wussten sie nicht, wo sie nun lief. Warum es im Rheinland so schön ist, wissen auch die wenigsten prompt zu beantworten, so der Wahl-Bonner. Konrad Beikircher hat sich immer mal wieder die Frage gestellt. Zumindest hat er das besondere am Rheinischen Humor herausgefunden. Es sei die Liebe zum Absurden. Das merke man speziell bei den Karnevalsliedern. Und dem Nümbrechter Publikum sang er gleich mal einige Beispiele mit voluminöser Stimme vor. Das unterstützte ihn bei „Mer losse d’r Dom en Kölle“ und schunkelte fast dabei. Die Jugend heutzutage tanze auf sowas aber eher wie „ein Zitteraal auf dem elektrischen Stuhl" befand er.

 Für seine Verdienste um die Mundart und den Erhalt des Dialektes wurde Beikircher mehrfach ausgezeichnet. „Wie isset? … Jot! – Neues zwischen Himmel un Ääd“ war Ende der 1990er Jahre eins seiner grandiosen Programme. „Sarens, Frau Walterscheidt“ gab es ab September 1984 jeden Samstag beim WDR. Hier kommentierte er als Frau Roleber und Frau Walterscheidt alles Mögliche zum Wochengeschehen, dem Leben und vielem mehr. Das lief bis 1992 und in Nümbrecht ließ er die beiden noch mal aufleben bzw. zu Wort kommen. Da ging es um polnische Pflegekräfte, Facebook oder auch moderne Bestattungsinstitute mit der „Affnippel-App“. Rainer Calmund brachte er stimmlich zu Gehör – den hatte er auf einem Schiff getroffen. „Wenn man älter wird, tritt man nicht mehr so häufig auf, da wird man von Schiffen engagiert“, verriet Beikircher. Sich als Senior in die Welt der jungen Leute zu begeben, sei manchmal sehr abenteuerlich. Mit 69 stand er neulich zum ersten Mal vor einem Space-Shuttle, dass sollte ihn von einem Leid befreien. Dieses Teil – eigentlich eine moderne Sonnenbank – sei gut gegen Schuppen.



„Bin völlig meiner Meinung“ befindet Beikircher, wobei er es doch einschränkt auf „zumindest meistens“ und „wenn auch nicht in jedem Punkt“. Beikircher erzählt viel und in gewohnter Manier bringt er sein Publikum zum Lachen – sei es durch den Sprachwitz oder kleine Boshaftigkeiten in den Erzählungen. Seine Ausführungen zu den Reliquien in Prüm in der Eifel – von dort stamme die Maibowle -, Aachen und Köln waren allerdings sehr ausschweifend. Etwas langatmig die Marihuana Geschichte in Roermond – dafür überschlug er sich förmlich bei dem mehr als halbstündigen Einstieg mit Frau Roleber und Frau Walterscheid als Schnellredner. Aber Beikircher hat ja sein Programm nun mal auch „bin völlig meiner Meinung“ genannt und teilt dabei mit den Gästen alles - ejal, worum es geht: Musik, Kirche, Heilige, Sprache, Alltag, Rheinland, Deutschland, Italien, Zukunft und Vergangenheit. Und am Ende kam von ihm als Zugabe ein: „Wie wars“ – „ich weiß et nit“.
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