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KVNO plant „Kahlschlag“ in der Notfallversorgung

fj; 6. Feb 2015, 16:21 Uhr
Bild: privat
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KVNO plant „Kahlschlag“ in der Notfallversorgung

fj; 6. Feb 2015, 16:21 Uhr
Oberberg – Nach Plänen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein soll es im Oberbergischen bald nur noch zwei statt drei Notdienstpraxen geben – Gegen das umstrittene Konzept regt sich jedoch massive Kritik.
Als Kahlschlag in der landesweiten Notfallversorgung kritisiert der Hauärzteverband Nordrhein die neuen Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Demnach sollen die bislang landesweit 83 Notfallpraxen und 111 Fahrdienste auf 41 Praxen und 54 Fahrdienste reduziert werden. Auch im Oberbergischen Kreis würde es demnach weniger Notdienstpraxen geben. Außerhalb der regulären Sprechzeiten können sich Patienten derzeit an die Notfallpraxen in Wipperfürth, Waldbröl und Gummersbach wenden, die jeweils an die entsprechenden Krankenhäuser angegliedert sind. Nach den Plänen der KVNO wäre die Praxis in Wipperfürth bald Geschichte, womit Patienten hier nach Remscheid oder Gummersbach ausweichen müssten.

„Dieses Konzept wurde von den niedergelassenen Hausärzten in der Vertreterversammlung abgelehnt, jedoch wurden wir überstimmt“, so Dr. Ralph Krolewski, Mitglied der Vertreterversammlung und Vorsitzender des oberbergischen Hausärzteverbands. Hintergrund des umstrittenen Konzepts ist die Idee, statt der Notdienstpraxen den fachärztlichen Notdienst, beispielsweise durch Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, zu stärken. „Die Einführung der Fachnotdienste entzieht der Grundversorgung ärztliche Arbeitskraft und bindet finanzielle Ressourcen“, kritisiert der Hausärzteverband dieses Konzept jedoch. Er fordert unter anderem eine stärkere Einbindung der Kreisstellen des Hausärzteverbandes Nordrhein, denen die Möglichkeit geben werden müsste, nach den Erfordernissen vor Ort weitere Notfallpraxen zu etablieren und zu betreiben. Diese Leistungen würden von den Hausärzten vor Ort freiwillig übernommen.


Kritik an den Plänen der KVNO regte sich auch aus dem nordrhein-westfälischen Landkreistag. „Im ländlichen Raum muss ein angemessen ortsnah geknüpftes Netz von Notdienstpraxen erhalten bleiben. Wir fordern die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein auf, ihre Pläne zum Abbau der Notdienstpraxen zurückzuziehen“, erklärte Dr. Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des Landkreistages in einer Stellungnahme. Insbesondere im Notfall nachts und am Wochenende müssten die Menschen in zumutbaren Entfernungen Ärzte erreichen können, so Klein weiter. Die Sicherstellungsverantwortung liege dabei bei der KVNO. „Wir bestehen darauf, dass die gesetzlichen Vorgaben zur Versorgung der Menschen beachtet werden“, sagte Klein.

Über das umstrittene Bereitschaftsdienstkonzept wird die Vertreterversammlung am kommenden Mittwoch, 11. Februar, erneut beraten. „Das Thema ist noch lang nicht gegessen“, weiß Krolewski, „denn auch die Ärztekammer und die Kreisstellen der KVNO müssen noch zustimmen.“
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