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Erinnern gegen das Vergessen

js; 27. Jan 2015, 21:18 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- Viele Menschen hatten sich am Abend zur Gedenkveranstaltung auf dem Nümbrechter Dorfplatz versammelt.
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Erinnern gegen das Vergessen

js; 27. Jan 2015, 21:18 Uhr
Nümbrecht – Auf dem Nümbrechter Dorfplatz erinnerte man heute mit einer Gedenkveranstaltung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus – Heute vor 70 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit.
Das Konzentrationslager (KZ) Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager während des Nationalsozialismus. Von den mehr als 5,6 Millionen Opfern des Holocaust wurden etwa 1,1 Millionen Menschen, darunter eine Millionen Juden, in Birkenau ermordet. Das Lager wurde am 27. Januar 1945 durch Truppen der Roten Armee befreit. Der Jahrestag der Befreiung wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Bundesweit wurden auch heute Gedenkveranstaltungen abgehalten, um 70 Jahre nach dem Ende von Auschwitz an die Gräueltaten Nazideutschlands zu erinnern.

[In der Nähe des Dorfplatzes befand sich zwischen 1828 und 1938 eine Synagoge. Heute erinnert ein Mahnmal an das zerstörte Gebäude und die jüdische Gemeinde.]

In Nümbrecht versammelten sich am Abend zahlreiche Bürger auf dem Dorfplatz. Unter Beteiligung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden sowie des Homburgischen Gymnasiums Nümbrecht (HGN) haben der Freundeskreis „Nümbrecht - Mateh Yehuda“ und die Gemeinde ein Programm zum Gedenken an die Opfer des Holocaust gestaltet. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Hilko Redenius, traten zwei Zwölftklässler des HGN ans Mikrofron. Der 17-jährige Jonas Goße und die 18-jährige Katrin Overrödder berichteten von einem Besuch in Auschwitz-Birkenau.



Beide machten deutlich, dass auch vor Ort unbegreiflich bleibe, was damals geschehen ist. Goße erklärte, dass sich beim Betreten der Rampe, die in Auschwitz zur Selektion der Deportierten genutzt wurde, Sprachlosigkeit herrschte. Mit Worten könne man nicht beschreiben, welche Grausamkeiten sich dort abgespielt haben müssen. „Eine solche Unmenschlichkeit darf keinen Platz mehr in unserer Geschichte und Gesellschaft finden“, so Overröders abschließender Appell.

Nach den persönlichen Berichten der Schüler ging Michael Grüder, Pastoralreferent der Katholischen Kirchengemeinde, auf Stimmen ein, die das Ende von Gedenkveranstaltungen fordern. „Man kann die Last der Geschichte nicht trüben, indem man sich nicht mehr erinnert. Erinnern trägt einen Frieden in sich“, so seine klare Position. Grüder erklärte, dass man eine Wiederholung des Leids nur vermeiden könne, wenn man die Mechanismen des Unheils verstehe, wiedererkenne und es dann anders mache als in der Vergangenheit.

Der Abschluss der Veranstaltung oblag dem evangelischen Pfarrer Michael Ebener. Er trug den Psalm 44 vor, bevor die Anwesenden zu einer Lesung ins Volksbank-Gebäude besuchten. Dort las Schauspielerin Lena Sabine Berg aus dem Buch „Mein Leben in Auschwitz - Erinnerungen von Rachel Grünebaum“.   

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