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Das Schnitzel blieb dem Tuppes verwehrt

mg; 19. Jan 2015, 12:04 Uhr
Bilder: Michael Gauger -- Die karnevalistische Bühne ist sein Zuhause, seine Passion. Der Engelskirchener Jörg Runge, alias „“Dä Tuppes vum Land“, ist eine feste Größe im rheinischen Karneval geworden.
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Das Schnitzel blieb dem Tuppes verwehrt

mg; 19. Jan 2015, 12:04 Uhr
Engelskirchen - Ein Tag im Leben eines Redners im Karneval - Oberberg-Aktuell begleitete Senkrechtstarter Jörg Runge, den 'Tuppes vom Land', auf einer Tour quer durchs Rheinland.
Von Michael Gauger

Der Engelskirchener Jörg Runge bezeichnet sich nicht als klassischen Bütten-, sondern Reimredner. Er versteht die Kunst, aktuelle Geschehnisse mit feinen Spitzen humorvoll in Reimform zu verpacken und so sein närrisches Publikum bestens zu unterhalten. Auch, indem er es aktiv in seine Rede miteinbezieht. Mittlerweile ist er im Rheinland eine feste Größe auf der Bühne und spätestens seit der diesjährigen Kölner Prinzenproklamation, bei der er den Prolog sprach und dafür stehende Ovationen bekam, jedem Jeck in der Domstadt bestens bekannt. Auch in der ZDF-Damensitzung an Weiberfastnacht wird er vertreten sein.


[Der Tuppes in der „Bütt“, das gab es lange nicht….]

„Willkommen bei Tuppes-Reisen“, heißt es freundlich bei der Begrüßung. Eine bunte Mischung von Veranstaltungen verspricht Runge für diesen Tag. Eine Prinzenproklamation, eine Herren-, eine Senioren-, eine Kostümsitzung und auch eine Damensitzung bedeuten ein straffes Programm. Wir starten mit Fahrer Jörn am Vormittag. Es geht nach Bergheim, wo ihn ein großer Energieversorger für seinen Tollitätenempfang gebucht hat. Kurzer Informationsaustausch beim Eintreffen, Konzentrationsphase während drinnen noch Kindertollitäten vorgestellt werden, die "Pappnas" aufgesetzt und los geht's. Der Tuppes in Aktion. Das Publikum lauscht seiner Rede und ist hin und weg.  



Kumpel und Fahrer Jörn hat bereits den nächsten Termin im Navigationsgerät gespeichert und die Uhr stets im Blick, im Saal geht es nicht ohne Zugabe und Orden von der Bühne. Händeschütteln, Organisatorisches mit dem Veranstalter, nächste Station Deutz. Natürlich spult ein Redner in der fünften Jahreszeit stets sein „eingespeichertes“ Programm ab. Doch Jörg Runge integriert spontan Persönliches und Lokales „bausteinmäßig“ passend in seine jeweilige Rede, wie er erklärt. Er nimmt sich vor Ort, wenn immer möglich, Zeit für einen kurzen Plausch, eine persönliche Autogrammkarte oder ein schnelles Foto. Die Kontaktpflege mit Kollegen, Fans und Gastgeber ist ihm sehr wichtig. Über seine Internetseite und Facebook gibt er Neuigkeiten, Termine und schöne Begebenheiten umgehend weiter. So auch von unterwegs.


[..denn normalerweise bleibt er auf der Bühne stets in Aktion.]

Ist das Kölner Umland oder der Gürzenich auch mittlerweile sein zweites Zuhause, so gern steht er daheim auf der Bühne. Der “richtige“ Karneval ist sein Lebenselixier, seine Berufung, wie er deutlich signalisiert. Das gesamte Prozedere wiederholt sich heute mehrfach. Acht Auftritte absolviert er allein an diesem einen Tag, der interessanterweise schnell verging. Troisdorf, Monheim, viermal Köln, um nur einige Orte zu nennen - unser bergisches Trio kommt viel rum und ich erlebe auch die Hatz von einem zum nächsten Termin, zwischendurch die dazugehörige telefonische Absprache. Im Laufschritt ging es teilweise zum Saal. Und doch haben am Ende des Tages alle Jecken ihren Tuppes in voller Aktion auf der Bühne erlebt und ihn gefeiert.   


[Ein verdienter Tuppes-Sticker für Ulrike in Monheim, die alle Künstler dort liebevoll umsorgte.]

Die Stimme ist in diesen Wochen sein Kapital, so wird nach den Auftritten stets schnell wieder der Schal angelegt und auch Tee getrunken. Nicht auszudenken, wenn jetzt ein Virus zuschlagen würde. Der Tag endet gegen Mitternacht in der Heimat, für ihn geht es in einigen Stunden bereits weiter. Runge erntete an diesem Tag viel Applaus, einige „Raketen“, Alaaf- und Helau-Rufe. Star im Karneval - eine besondere Art Stress. "Der mir aber unheimlich viel Spaß macht", erklärt der "Tuppes" beim Abschied, der doch tatsächlich heute als Besonderheit seit langer Zeit bei einem Auftritt wieder einmal in einer echten „Bütt“ stand. Einzig der Wunsch nach einem leckeren Schnitzel blieb ihm aus Zeitmangel an diesem „sportlichen“ Tag verwehrt.  
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