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„Ich möchte die Dinge neu und anders denken“

bv; 14. Jan 2015, 14:50 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Will am 13. September Landrat des Oberbergischen Kreises werden: Jörg Bukowski, derzeit Bürgermeister in Morsbach.
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„Ich möchte die Dinge neu und anders denken“

bv; 14. Jan 2015, 14:50 Uhr
Oberberg – Landrats-Kandidat Jörg Bukowski sieht sich bei der Wahl als Außenseiter, will den Kreis verstärkt als Dienstleistungs-Behörde etablieren und Mentalitäten verändern.
Von Bernd Vorländer

OA: Wie war die Resonanz auf ihre Ankündigung, Landrat des Oberbergischen Kreises werden zu wollen?
Bukowski: Ich habe natürlich vor allem in Morsbach Rückmeldungen bekommen. Die waren durchweg positiv. Vielen täte es leid, wenn ich die Gemeinde verlassen würde, aber alle können meinen Wunsch verstehen. Ich will einfach nicht länger über bestimmte Entwicklungen klagen, sondern mich einbringen und Veränderungen voranbringen.

OA: Sie sprechen das von ihnen kritisierte Verhältnis von Kreis und Kommunen an?
Bukowski: Ich habe konkrete Vorstellungen, würde gerne Schwung in manche starre Strukturen bringen und sicherlich einiges anders umsetzen als mein Mitbewerber, denn in der Sache selbst gibt es einiges an Schnittmengen. Der Kreis als Dienstleistungsbehörde ist eines meiner großen Themen. Da muss sich im Umgang miteinander, in den Mentalitäten wie in der praktischen Arbeit einiges verändern. Und das gilt bei weitem nicht nur beim Austausch von Kreis und Kommunen, sondern auch im Verhältnis des Kreises zu vielen Gruppen, Initiativen, Verbänden und Bürgern.

OA: Wie sehen Sie die Perspektiven des Kreises?
Bukowski: Wir werden noch stärker das Ohr an den Wünschen und Sorgen der mittelständischen Wirtschaft haben und ihnen noch mehr zuhören müssen. Diese Unternehmen benötigen qualifizierte Arbeitskräfte und das Thema Fachkräftemangel steht ja zurecht ganz oben auf der Tagesordnung.  Der Kreis hat sich gerade in einem Dossier positioniert – meines Erachtens zu spät. Es ist schon mehr als fünf vor zwölf, um an dieses Thema heranzugehen. Generell habe ich den Eindruck, dass man in der Kreisverwaltung oft über Förderprogramme gesteuert ist, sich dort dann einklinkt und entsprechend handelt. Weil es die Fördermittel gibt, entscheidet man, in diesem oder jenen Bereich etwas zu machen. Rein finanziell ist das ja auch sinnvoll, aber mir fehlt gelegentlich die Eigeninitiative, die Überzeugung bestimmte Dinge tun zu wollen, weil man sie als notwendig betrachtet und nicht, weil es dafür Fördermittel gibt. 

OA: Was kann man denn machen, damit Oberberg nicht viele junge Leute verliert, wie dies entsprechende Studien prophezeien? Das hätte ja auch für das soziale Miteinander gravierende Auswirkungen.
Bukowski: Demografie ist leider für viele Bürger immer noch ein Thema, das sehr weit weg ist. Aber wir müssen die Menschen mit den Folgen konfrontieren. Jeder ist davon betroffen. Für den einzelnen werden viele Dinge teurer. Nehmen sie nur einmal das Beispiel Kanalgebühren. Wenn etwa immer weniger Anlieger Gebühren bezahlen, wird es kostspielig. Wir müssen aber auch über unsere Vorzüge als Oberberg reden, mehr reden, es auch überregional deutlicher machen.

Oberberg ist Standort für starke Mittelständler und Erholungsgebiet, das wird immer wichtiger werden. Und wir müssen die Dörfer stärken, die Gemeinschaften, die Vereine. Das ist ein sehr kostbares Gut. Wenn wir diese ganzen Initiativen unterstützen wollen, hilft es nicht, einmal im Jahr einen Förderpreis zu verleihen, bei dem etwas Geld ausgeschüttet wird. Hier braucht es praktische Hilfen im Dschungel von Anträgen und Bewilligungen oder bei der Umsetzung von Projekten. Das ist eine umfassende Dienstleistungsaufgabe des Kreises – an allen Tagen im Jahr zu leisten.

OA: Sie treten als parteiunabhängiger Kandidat an. Ist das ein Vorteil?
Bukowski: Ich bin ganz bewusst in keiner Partei und will mich eben auch nicht vor entsprechende Karren spannen lassen. Natürlich benötigt man Unterstützung von Parteien und Gruppen, denen es nicht um einen eigenen Kandidaten, sondern um die Sache geht. Das ist im Übrigen auch der Wunsch der meisten Bürger, die der Parteischarmützel überdrüssig sind. Ich komme aus der Verwaltung, nicht aus der Politik, bereite Entscheidungen jetzt auch in Morsbach sachbezogen vor und die Politik fällt dann ihr Urteil darüber. Wenn ich mir das Ergebnis der vergangenen Kommunalwahl anschaue, haben die Bürger in Morsbach diese Arbeitsauffassung  durchaus honoriert.



OA: Wie sehen Sie Ihre Chancen am 13. September?
Bukowski: Ich bin mir der politischen Verhältnisse bewusst. Die CDU-Kandidaten haben in der Vergangenheit regelmäßig mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen. Dementsprechend gehe ich natürlich als Außenseiter ins Rennen. Aber als aussichtslos empfinde ich meine Kandidatur nicht. Meine Ergebnisse in Morsbach machen mir Mut. Ich möchte einfach die Dinge im Kreis zum Teil neu und anders denken, mehr Frische und Kreativität in Prozesse und den Umgang miteinander einbringen. Wir werden sehen, ob die Wähler diese Vorstellungen teilen.

OA: Als Landrat hätten Sie es mit einem CDU-Dominierten Kreistag zu tun. Würde das nicht beschwerlich?
Bukowski: Nein, das ist kein Problem für mich. Ich bin unabhängig und würde selbstverständlich auf die CDU zugehen. Sie hat als stärkste Partei natürlich eine führende Rolle. Man muss dann sehen, inwieweit eigene Vorstellungen mit denen der Politik – auch der CDU - übereinstimmen.
  
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