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Vermisster saß seelenruhig zu Hause

ch; 11. Jan 2015, 19:07 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Das Segel war ausgefahren, doch vom Bootsführer fehlte jede Spur, was einen stundenlangen Sucheinsatz auslöste.
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Vermisster saß seelenruhig zu Hause

ch; 11. Jan 2015, 19:07 Uhr
Hückeswagen - Mit einem Großaufgebot waren Feuerwehr, DLRG und DRK heute stundenlang an der Bevertalsperre im Einsatz, nachdem dort ein gekentertes Boot entdeckt worden war - Doch der vermeintlich Ertrunkene bekam davon nichts mit.
Von Christian Herse

Man musste einfach vom Schlimmsten ausgehen. Kopfüber trieb das Boot auf der Bevertalsperre, Sturmböen und Graupelschauern peitschten über das Wasser. Um kurz nach 12 Uhr hatten mehrere Passanten beim Spaziergang den gekenterten Kahn entdeckt und die Polizei informiert. Doch auch diese fand keinen Anhaltspunkt, wo sich ein möglicher Bootsführer aufhalten könnte, und alarmierte folgerichtig die Feuerwehr, welche kurze Zeit später nicht nur mit dem Löschzug Hückeswagen-Stadt und der Einheit Herweg anrückte, sondern auch mit der DLRG aus der Schlossstadt und Radevormwald.

Sofort wurde ein Boot zu Wasser gelassen und der Havarist aus der Nähe kontrolliert. „Auch hier fanden sich keine Hinweise darauf, ob und wie viele Personen sich zum Zeitpunkt des Kenterns auf dem Boot befanden“, berichtete Feuerwehrchef Karsten Binder. Kurze Zeit später ging ein  Taucher ins Wasser. Doch im kühlen Trüben war die Sicht gleich null, so dass ein Sucheinsatz kaum Chancen auf Erfolg gehabt hätte. „Daher wurde zusätzlich ein Sonargerät aus Wermelskirchen angefordert“, fuhr Binder fort.

Nach und nach trafen immer mehr Helfer und Taucher an der Nordseite der Bevertalsperre ein - und läuteten einen stundenlangen Sucheinsatz ein. Da zwischenzeitlich auch die DLRG-Einheiten aus der Kreismitte und dem Süden alarmiert worden waren, forderte Binder zur Verpflegung der vielen Einsatzkräfte das Deutsche Rote Kreuz an. Währenddessen suchten die Retter das Wasser systematisch  ab, während die Polizei versuchte, weitere Hinweise über das potenzielle Unglücksopfer zu erhalten. Um 17 Uhr wurden die Beamten dann fündig und erreichten den Besitzer des Bootes.

Dieser saß gemütlich zuhause auf der Couch und verstand den Trubel nicht, berichteten die Einsatzkräfte vor Ort. Demnach erklärte der Mann der Polizei, dass das Boot bereits am gestrigen Abend gekentert sei, er jedoch bislang niemanden darüber informiert habe. Eine Aussage, die für Unverständnis bei den Rettern sorgte. „Sicherlich ist die Erleichterung groß, dass niemandem etwas passiert ist“, so Binder. Aber warum man die Verantwortlichen nicht darüber in Kenntnis gesetzt habe, dass ein Boot ohne Besatzung gekentert sei, erschließe sich ihm nicht.

Um 17:30 Uhr konnten die gut 60 Helfer von Feuerwehr, DLRG und DRK wieder einrücken. Vor Ort teilte man mit, dass man möglicherweise rechtlich prüfen werde, inwieweit die Kosten für diesen Einsatz der Besitzer übernehmen muss. Die Polizei hat die Ermittlung zu dieser "nassen Unfallflucht" aufgenommen.

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