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„Wer Kritik übt, muss auch was ändern können“

fn; 21. Dec 2014, 15:00 Uhr
Bild: privat (1), Tim Nitschmann (2) --- Juni 2014: Jörg Bukowski (Mitte) startet mit seinen neuen Stellvertretern in seine zweite Amtszeit.
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„Wer Kritik übt, muss auch was ändern können“

fn; 21. Dec 2014, 15:00 Uhr
Oberberg – Vom Bürgermeister-Stuhl ins Landrats-Büro: Jörg Bukowski (40) hat sich gestern in den Kampf um seinen nächsten Karrieresprung begeben - Dabei muss er zunächst um die Unterstützung der Kreis-SPD buhlen.
Von Fabian Nitschmann

Die Überraschung ist Jörg Bukowski gestern eindeutig gelungen. Mit seiner Kandidatur zum Amt des Landrats hat er den Kommunal-Wahlkampf 2015 offensiv eröffnet und sich für die nächsten Wochen eine gute Ausgangsposition verschafft. Der erste Konkurrent steht in den Startlöchern, sollten SPD und Grüne ihre mündlichen Zusagen nicht per Beschluss revidieren. Ein Mitspieler wird dringend gesucht.


Dass ausgerechnet der parteilose Bukowski um die Gunst von SPD und Grünen zur Unterstützung seiner Kandidatur wirbt, war nicht unbedingt zu erwarten. Die Gründe dafür bietet er allerdings selbst: Bukowski steckt mit seinen gerade einmal  40 Jahren mitten in seiner zweiten Amtszeit als Bürgermeister der kleinsten oberbergischen Kommune und beklagt seit jeher die Zusammenarbeit mit der Kreisebene. Als Rathauschef in Morsbach hat er neben der Schuldebatte vor allem am Gemeindehaushalt geschraubt und diesen auf deutlich stabilere Beine gestellt, als dies zuvor der Fall war. Doch auch hier kam ihm der Kreis immer wieder in die Quere.



„Es geht um das grundsätzliche Miteinander“, erklärt Bukowski, dessen Ziel nun eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und dem Kreis ist.  „Die Unternehmen und die Bürger leben in den Städten und Gemeinden und ich denke nicht, dass sie sich zuerst als Kreisbürger fühlen, sondern eben als Gummersbacher, Hückeswagener oder Waldbröler“, sagt Bukowski.

Dass sich daran in nächster Zeit nicht viel ändern wird, ist für ihn gewiss und in seinen Augen auch nicht das angemessene Ziel für den Landkreis. Vielmehr gehe es darum, den Oberbergischen Kreis als gemeinsames Projekt der 13 Kommunen zu verstehen. „Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Regionen. Dem Wettbewerb um Unternehmen, um Arbeitskräfte, um Schüler - letztlich um jeden Einwohner, müssen wir uns gemeinsam stellen.“

An seiner Kandidatur überlegt Bukowski nach eigenen Aussagen bereits seit einigen Monaten. „Unter den oberbergischen Bürgermeister ist vor einiger Zeit in die Runde geworfen worden, dass es vielleicht einer von uns machen sollte. Das hat mich in meiner Überlegung durchaus bestätigt“, erklärt Bukowski gegenüber Oberberg-Aktuell.


[Vor allem das Thema Schule prägte bisher die Zeit Bukowskis als Morsbacher Bürgermeister.]  

Vor der Bekanntgabe seiner Kandidatur holte sich der gebürtige Gummersbacher dann ein Meinungsbild bei der SPD ein. „Es hat bereits Gespräche mit Dr. Gero Karthaus sowie Thorsten Konzelmann gegeben. Beide haben mir signalisiert, dass in der Partei die Bereitschaft besteht, meine Kandidatur zu unterstützen“, so Bukowski weiter.

Thorsten Konzelmann, Kreisvorsitzender der SPD Oberberg, bestätigte die ersten positiven Gespräche. „Herr Bukowski hat mich vor einigen Wochen über seine Absichten in Kenntnis gesetzt und wir haben das unter anderem mit Vertretern der Morsbacher SPD erörtert. Außerdem hat am 11. Dezember ein Treffen sämtlicher Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzenden stattgefunden. Auch hier wurde die Idee wohlwollend aufgenommen“, sagt Konzelmann über die bisherigen Verhandlungen innerhalb der SPD.

Konzelmann ließ sich dabei von der Idee begeistern, dass ein Bürgermeister das angespannte Verhältnis zwischen Kreis und Kommunen in Angriff nehmen sollte. „Außerdem hat man gesehen, dass Herr Bukowski durchaus Wahlen gewinnen kann. Darüber hinaus hat die SPD Morsbach von der guten Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister berichtet.“ Außerdem, so Konzelmann, habe Ralf Wurth, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag, bereits im persönlichen Gespräch angedeutet, dass er für die Kandidatur nicht zu Verfügung stehe. Der entscheidende Gremien-Beschluss zur Unterstützung von Bukowski soll nun bei einem kleinen Parteitag am 13. Januar getroffen werden. Hinsichtlich der offensiven Bekanntgabe der Kandidatur wäre eine Ablehnung allerdings ein herber Schlag für den Kandidaten wie auch für die Partei.

Und so kann sich der Morsbacher Bürgermeister in der Weihnachtspause auf die Doppelbelastung von Verwaltungsarbeit und dem Wahlkampf in einem flächenmäßig großen Wahlgebiet vorbereiten. „Es wird sicher ein großer Aufwand werden und für die Familie hat das sicher Nachteile. Aber bei 270.000 Einwohnern wird sich der Wahlkampf anders gestalten, als in Morsbach. Ich werde sicherlich nicht jedes Dorffest im kommenden Jahr ansteuern müssen“, so Bukowski auf Nachfrage.

Zur Person Jörg Bukowski:

Jörg Bukowski wurde 1974 in Gummersbach geboren und wuchs auch dort auf. Auf dem Gymnasium Moltkestraße machte er 1993 sein Abitur und begann, nach zwölf Monaten Wehrdienst, am 01. September 1994 seine Verwaltungsausbildung beim Oberbergischen Kreis. Nach erfolgreichem Abschluss wechselte Bukowski in die Wehrverwaltung. Im Amt für Studien und Übungen der Bundeswehr in Waldbröl wurde er zum Leiter der Truppenverwaltung, war hier zuständig für die Finanzen und das gesamte Zivilpersonal und wurde drei Jahre später nach Bonn zum Bundesamt für Wehrverwaltung gelotst.

Sein Wechsel zurück in die kommunale Ebene fand zum Beginn des Jahres 2001 statt. Nach Anstellung als Controller in der Kämmerei der Gemeindeverwaltung Morsbach wurde Bukowski hier im Jahr 2009 mit 35 Jahre zum Bürgermeister gewählt. Bei seiner Wiederwahl im Jahr 2014 stimmten 72 Prozent der Bürger für seine zweite Amtszeit. „Wer Dinge kritisiert, der sollte auch dazu bereit sein, etwas zu ändern - und es eben möglichst besser machen", unter dieser Prämisse tritt Jörg Bukowski nun um das Amt des Landrats an.


Kommentar: Starkes Signal mit Beigeschmack
  
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