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Aufstieg zur mächtigsten Familie in Gummersbach

gre; 3. Dec 2014, 10:40 Uhr
Bild: Michelle Grebe --- Um das Leben und Wirken der Familie Steinmüller ging es gestern in der Halle 32.
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Aufstieg zur mächtigsten Familie in Gummersbach

gre; 3. Dec 2014, 10:40 Uhr
Gummersbach - Der Werdegang der Familie Steinmüller war Thema des fünften Teils der historischen Vortragsreihe „die Steinmüller Saga“ gestern in der Halle 32.
Die Familie Steinmüller galt als mächtigste Familie in Gummersbach, vor allem in den Jahren 1890 bis 1914 machte sich dies bemerkbar. Stadthistoriker Gerhard Pomykaj und Monica Weispfennig gaben am gestrigen Abend vor rund 100 Zuhörern Einblicke in das Leben der Familie Steinmüller zu Zeiten der Reichsgründung bis hin zum Ersten Weltkrieg. In der Halle 32 stand das Alltagsleben der Familie Steinmüller im Vordergrund, die gesellschaftlichen und politischen Aktivitäten der Familie und der weitere wirtschaftliche Aufschwung, der den Namen Steinmüller sogar beim König bekannt machte.


Durch Tagebucheinträge sowie andere Aufzeichnungen erhielt man Einblicke in das Leben der Familie: Lebrecht Steinmüller hatte einen Pudel namens „Zolo“, diesem wurde ein Ledergeschirr umgelegt, damit er Lebrecht, der nicht mehr gut zu Fuß war, den Kerberg hochzuziehen konnte. Einige Zeit später wurde auf dem Kerberg eine Hütte gebaut, um Schutz vor Regen zu bieten und zu der Weihnachtszeit fand man dort auch einen Weihnachtsbaum. Im Jahre 1896 wurde diese Hütte „Lebrechtsruh“ getauft und bot bald einen Ort für Kaffeerunden und Ausflüge der Familie Steinmüller.

Während Lebrecht Steinmüller eher die Ruhe und Einsamkeit genoss, war Carl umtriebig, politisch sehr aktiv und versuchte seine Ideen für Gummersbach in die Tat umzusetzen. So führte Carl Steinmüller beispielsweise ein Schulsystem für 14- bis 18-jährige Knaben ein, die zwei Stunden in der Woche Rechnen und Schreiben erlernen konnten. Da dies dankbar von den Jungen angenommen wurde, räumte man zusätzlich eine Stunde technisches Zeichnen am Sonnabend ein. Carl Steinmüller war der Ansicht, dies sei der richtige Hebel, um Jungen zu selbstständig denkenden Männer zu erziehen. Diese Einrichtung war damals revolutionär, da die Einführung von Berufsschulen erst nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte.


Seine Ideen und deren Umsetzung verbreiteten sich rasch über die Gummersbacher Stadtgrenzen hinweg und so erhielt Carl Steinmüller 1902 vom König den Titel „Kommerzienrat“. Nach 1900 war keine wichtige Entscheidung gegen Steinmüller durchzusetzen und die letzten Skeptiker waren nun auch vom Erfolg Steinmüllers überzeugt. Der Name Steinmüller war nun bis zu den Stufen des Thrones bekannt und die Familie erfreute sich immer größerer Beliebtheit. Auch der Übergang zur nächsten Generation verlief größtenteils problemlos. Carl Steinmüller hatte zwei Söhne, Carl Hugo und Lebrecht der Jüngere. Beide waren sehr clever und schafften es nach erfolgreichem Studium in Stuttgart und Dresden, die Firma auf dem Weltmarkt zu behaupten. 1914 hatte die Fabrik über 1.000 Beschäftige und pflegte Geschäftsbeziehungen bis nach Südafrika, Südamerika und Asien.

Den Aufzeichnungen des Steinmüller Archives zufolge war die Familie nicht nur eine erfolgreiche, sondern auch eine sozial engagierte sowie beliebte Familie und blieb dies auch, als sie zur mächtigsten in Gummersbach aufstieg. Wie das soziale Engagement der Familie zu Zeiten der Weimarer Republik weiterging und ob die Firma den politischen Druck zu Zeiten des Nationalsozialismus standhalten konnte, wird in den nächsten drei Teilen der Steinmüller Saga angesprochen, welche ab Oktober 2015 in der Halle 32 stattfinden werden.
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