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Grauns Weihnachtsoratorium aus dem Schatten geholt

uh; 1. Dec 2014, 10:40 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Die evangelische Kantorei Wiehl mit der Sinfoniette Köln und Gastsängern.
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Grauns Weihnachtsoratorium aus dem Schatten geholt

uh; 1. Dec 2014, 10:40 Uhr
Wiehl – Mit dem Weihnachtsoratorium von Carl Heinrich Graun brachte die evangelische Kantorei Wiehl eine Komposition zur Aufführung, die lang im Schatten von Bachs Oratorium stand, sich aber als wahrer Höhepunkt der Klassik erwies.
Von Ursula Hütt

Es muss nicht immer Bach sein: Das weitgehend unbekannte, lange verschollene und erst 1999 erstmals in Druck gegebene Weihnachtsoratorium von Carl Heinrich Graun (1704 bis 1759) ist eine lohnende Wiederentdeckung und Bereicherung des Kirchenmusikrepertoires. Das Weihnachtsoratorium verarbeitet die biblische Geschichte der Geburt Jesu in der Art eines Oratoriums. Diese Komposition hatte Michael Müller-Ebbinghaus, Kantor der evangelischen Kantorei Wiehl, mit der Kantorei und Gastsängern für den gestrigen Sonntagabend einstudiert – und damit so viele Besucher in die evangelische Kirche Wiehl gelockt, dass einige Gäste sogar auf die Empore ausweichen mussten.


[Kantor Michael Müller-Ebbinghaus.] 

Das Weihnachtsoratorium wurde am gestrigen Abend erstmals im Oberbergischen Raum aufgeführt. Schnell zeigte sich, dass Grauns Werk mit seinen melodisch betonten Chören, gefühlvollen und kunstvollen Arien und seiner einfallsreichen Instrumentierung, deren Spektrum von zarten, fast schwerelos wirkenden Klängen bis zu festlichen Trompetenglanz reicht, zu Unrecht im Schatten des „großen Bruders“ Bach steht. Unter der Gesamtleitung von Kantor Müller-Ebbinghaus wurde dieses außerordentlich repräsentative Zeugnis des empfindsamen Kirchenstils um 1730 im Rahmen eines Oratorienkonzerts aufgeführt.


Neben der Kantorei Wiehl wirkten auch Sinfonietta Köln und die Solisten Josephine Pilars de Pilar(Sopran), Silke Weisheit (Alt), Johannes Klüser (Tenor) und Arndt Schumacher (Bass) an der Gestaltung des Konzerts mit. Die Orgel stand an diesem Abend nicht zur Verfügung. Wegen der momentanen Bauarbeiten an der evangelischen Kirche wurde sie zum Schutz staubdicht verpackt. Zum Schluss des fas zweistündigen Konzerts bedankten sich die Besucher mit lang anhaltendem Applaus. Eine Zugabe war selbstverständlich.
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