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Kirchenkreis: Konzentration auf das Wesentliche

vma,bv; 9. Nov 2014, 15:14 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Die Kreissynode des Kirchenkreises an der agger tagte in der Bücherei der Gesamtschule Eckenhagen.
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Kirchenkreis: Konzentration auf das Wesentliche

vma,bv; 9. Nov 2014, 15:14 Uhr
Reichshof – Ehrenamtliche Mitarbeiter spielen in der Zukunft bei zahlreichen Projekten eine wichtige Rolle - Synode des Kirchenkreises an der Agger tagte am Wochenende in der Gesamtschule Eckenhagen.

Von Vera Marzinski und Bernd Vorländer

Es ist in hohem Maße die Quadratur des Kreises, die der Kirchenkreis an der Agger in den kommenden Jahren schaffen muss. Einerseits weiß man schon heute, dass in der nächsten Zeit die Pfarrstellen kontinuierlich zurückgehen werden, es demnach weniger Theologen in den Gemeinden geben wird. Andererseits werden die Ansprüche und Herausforderungen an die Institution Kirche eher zunehmen. Umso mehr ist man auch bei der heimischen evangelischen Kirche auf die Mitarbeiter und vor allem auf Ehrenamtliche angewiesen. "Ohne sie würde unser gesamtes System gar nicht funktionieren", bekräftigt Superintendent Jürgen Knabe.

So sind die Ehrenamtlichen ein wichtiger Pfeiler bei der Umsetzung der auch durch die Endlichkeit der Finanzierungsmöglichkeiten geprägten Zukunftsaufgaben. Der Kirchenkreis will sich künftig auf die wesentlichen Punkte Verkündung, Seelsorge, Diakonie, Leitung und Unterweisung konzentrieren. "Wir sind eine Kirche, die die Ärmel aufkrempelt, die Hände zum Beten faltet und den Hunger der Menschen stillen will, die überzeugt sind, dass es außer Konsum und Internet noch etwas anderes geben muss", so Knabe weiter. Kirche müsse noch stärker agieren und auf die Menschen zugehen, um besser wahrgenommen zu werden.


[Superintendent Jürgen Knabe verdeutlichte, dass es für den Kirchenkreis in den kommenden Jahren viele Herausforderungen gebe.]

Mut macht dem Kirchenkreis die Bereitschaft vieler Menschen, an wichtigen Projekten mitzuarbeiten und sich einzubringen - etwa in der Telefon- oder Notfallseelsorge, die in vier Teams im Oberbergischen Kreis arbeitet. Sie ist seit 25 Jahren aktiv und ein Angebot der beiden großen Volkskirchen, das nah am Menschen ist. Über ihren Beistand in außergewöhnlichen Ausnamefällen sprachen Dr, Uwe Rieske, Landespfarrer für die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, und Pfarrer Gisbert von Spankeren, evangelischer Koordinator der ökumenischen Notfallseelsorge in Oberberg. Die Notfallseelsorge arbeitet in professioneller Abstimmung mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften. „Wir bleiben, wenn die anderen gehen“, so Rieske.

Rund 40 Mitarbeiter, darunter eine muslimische Familie, hat die Notfallseelsorge im Oberbergischen. Ab Dezember 2014 findet eine Ausbildung für zwölf neue, freiwillige Notfallseelsorger statt. Die Notfallseelsorge habe eine große Bedeutung, auch für die Gemeindearbeit, so van Spankeren, denn sie unterstütze die Arbeit der hauptamtlichen Pfarrer. 2012 gründete sich der Förderverein Notfallseelsorge Oberberg zur Mittelbeschaffung und Verbesserung der Arbeit der Notfallseelsorge.

Zu den finanziellen Mitteln des Kirchenkreises und dem Haushaltsplan 2015 sprach am Samstagnachmittag Kirchenkreis-Verwaltungsleiter Norbert Scholle.  Negativ wirke sich die Zunahme der Austritte aus der Evangelischen Kirche im Rheinland aus. So entstehe im kommenden Haushaltsjahr 2015 ein Defizit von rund 540.000 €. Ein Teil davon werde aus eigenen Rücklagen getragen und mit rund 135.000 € beteilitgen sich die Kirchengemeinden 2015 über die Umlage. Des Weiteren werde dem Fachbereich Diakonie und Seelsorge ab 2015 ein Budget zugewiesen, damit dieser Aufgabenbereich selbständig bewirtschaftet werden kann. Hierzu erläuterte der Verwaltungsleiter ebenso die geplanten Zahlen wie für den gesamten Haushaltplan 2015 des Kirchenkreises. Diesen nahm die Synode am Samstagnachmittag nach ausführlicher Aussprache mehrheitlich an.



Weitere Beschlüsse und Diskussionspunkte:

• Fast einstimmig hat sich die Kreissynode einem Initiativantrag des Jugendreferenten Harald Hüster angeschlossen, der als Gegenwehr zur den Sparvorschlägen der Landeskirche im Jugendbereich zu verstehen ist. Nach den Vorschlägen der Landeskirche sollen Fördermittel für die Vereine, unter anderem für den CVJM, aus dem kirchlichen Förderplan gestrichen werden. Das hätte unmittelbare Folgen für die Jugendarbeit auf kreiskirchlicher und gemeindlicher Ebene. Laut diesem Antrag an die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland soll dieser Sparvorschlag nicht auf der Landessynode 2015 entschieden, sondern bis zur Landessynode im Januar 2016 vertagt werden. Die gesamten Sparvorschläge der Landeskirche werden im Dezember in einer separaten Informationsveranstaltung zur Meinungsbildung für die fünf Landessynodalen des Kirchenkreises beraten. 


[Wichtige Arbeit leistet die Notfallseelsorge: (v. li) Dr, Uwe Rieske, Landespfarrer für die Notfallseelsorge, Pfarrer Gisbert von Spankeren, evangelischer Koordinator der ökumenischen Notfallseelsorge in Oberberg, und Horst Rau, Geschäftsführer des Fördervereins Notfallseelsorge Oberberg.]

• 2017 steht das Reformationsjubiläum an und bis dahin sollen verschiedene Maßnahmen starten – im Frühjahr 2015 wird dies intensiv in einem Workshop beraten. Gleichzeitig mit dem 500-jährigen der Reformation kann der Kirchenkreis an der Agger auf 200 Jahre zurückblicken. Mit Fragen rund um die Reformation, wie „Ist die Reformation eine Herausforderung für die heutige Zeit?“ und zwölf Thesen beschäftigten sich die Synodalen nach einem Vortrag von Ute Gause, Professorin für Reformationsgeschichte und Neuere Kirchengeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Sie sah die Reformation als Zeitenwende. Kern der Reformation sei es, sich selbst in der Schriftauslegung in Frage zu stellen. Das könne man nicht alleine. Dazu brauche man die Gemeinschaft der Kirche, so Gause. Dabei bestehe heute der Trend zum Individual-Christentum. Ziel sei es eine Gemeinschaft zu finden und sich auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren.

• Der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises hat ein neues Mitglied: Helmut Krüger, seit 23 Jahren Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gummersbach, wurde von der Kreissynode zu einem der Stellvertreter des Superintendenten gewählt. Die Nachwahl wurde nötig durch das Ausscheiden von Christoph Gehring (Kotthausen) im Sommer.
  
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