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Zahlreiche „Wölkchen“ besuchen das Oberbergische

mg; 4. Oct 2014, 09:41 Uhr
Bilder: Michael Gauger -- Nur noch wenige Exemplare von diesem außergewöhnlichen Auto sind auf den Straßen unterwegs. Einige Besitzer trafen sich mit ihren Schätzen auf vier Rädern nun in Wiehl.
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Zahlreiche „Wölkchen“ besuchen das Oberbergische

mg; 4. Oct 2014, 09:41 Uhr
Wiehl - Der 'NSU Wankel-Spider Club' trifft sich am verlängerten Wochenende am Waldhotel neben der Tropfsteinhöhle zum obligatorischen Herbsttreffen - Täglich Ausfahrten durchs Bergische gehören zum Programm.
Von Michael Gauger

Die Spaziergänger und Besucher des Waldhotels in Wiehl staunten an diesem Wochenende nicht schlecht. Mehrere nicht gerade alltägliche Fahrzeuge rollen seit Donnerstag knatternd über den Parkplatz. Der liebevolle Spitzname dieser kleinen Autos lautet „Wölkchen“, weil nahezu bei jedem Schaltvorgang kleine Rauchwolken ausgestoßen werden.



[Das außergewöhnliche „Triebwerk“: der kompakte Wankelmotor.]

Es handelte sich dabei um Autos vom Typ NSU Wankel-Spider, dem ersten Serienfahrzeug mit einem Wankelmotor. Im Jahr 1963 wurde dieses Fahrzeug auf der IAA erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Lediglich 2.375 Stück wurden in der Zeit von 1964 bis 1967 gebaut und verkauft. Das macht dieses kleine zweisitzige Cabrio zu einem absoluten Liebhaberstück, von dem sich der stolze Besitzer vermutlich nie wieder trennen wird. Der NSU-Wankel-Spider-Club mit etwa 200 Mitgliedern trifft sich mindestens zweimal im Jahr, zumeist im Frühjahr und im Herbst. „Dazu nehmen wir gerne die langen Wochenenden“, berichtet Geschäftsführer Dieter Wedershoven. Dies ist durchaus verständlich, denn die Mitglieder reisen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch den Nachbarländern wie den Niederlanden oder Belgien an. Wobei auch Spider-Fahrer in den USA zu den Mitgliedern zählen.



50 PS Leistung in der Serie und einige wenige Exemplare, für Sportfahrer gedacht, mit 65 PS, machten so manchem Porsche 356 Ehre, schmunzeln die Clubmitglieder ein wenig stolz. Denn der sehr drehfreudige Wankelmotor und das geringe Fahrzeuggewicht von knapp 700 Kilogramm ließen den kleinen Flitzer ordentlich losspurten. Der Einscheibenkreiskolbenmotor hat ein Kammervolumen von 497ccm, was ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 150 Stundenkilometer verleiht. Ein Wert, der in den 1960er Jahren nicht zu verachten war.

Der Verbrauch des Motors liegt bei sieben bis acht Litern Normalbenzin. Der Motor ist im Heck verbaut und besitzt eine Wasserkühlung. Neben dem dazugehörigen Kühler ist auch der Benzintank zur besseren Gewichtsverteilung vorne im Fahrzeug installiert. Von allen jemals hergestellten Spidern existieren im fahrbereitem Zustand heute noch circa 150 Stück. Sofern sie gepflegt sind, sind diese Autos schnell bis zu 30.000 € wert, berichten die Besitzer. Der Hauptgrund, sich von diesem Wertbesitz nicht zu trennen.
  
[Erhältlich in rot oder weiß und 3,58 Meter Fahrspaß - so lautete seinerzeit die Werbung.]

Sein größerer "Bruder", der RO 80, wurde zum ersten Mal 1967 vorgestellt und über 30.000 Mal gebaut. Er diente seinerzeit aufgrund seiner modernen Form und den großen Platzverhältnissen im Innenraum zumeist als Geschäfts- oder Dienstwagen. Die Vorteile eines Wankelmotors liegen in seiner einfachen Bauweise und seinem geringen Gewicht, denn es gibt bei ihm keine Ventile, Nockenwelle oder Zahnriemen. Aufgrund der niedrigen Bauhöhe des Motors hat der NSU Spider sogar noch ein kleinen Stauraum für Gepäck oder das Ersatzrad, direkt über dem Aggregat. Lediglich die Ersatzteilbeschaffung stellt die Spider-Fahrer vor einige Herausforderungen, denn es gibt so gut wie keine mehr. Wenn man sich nach einigen Telefonaten nicht untereinander helfen kann, muss improvisiert werden.  

Der Feiertag diente den Mitglieder des Clubs, um der Domstadt Köln einen Besuch abzustatten, während man heute zuerst das Werk „Bergischen Achsen“ besucht, um danach die Talsperren der Region und dem benachbarten Sauerland zu erkunden. Der Sonntag beinhaltet den gemütlichen Ausklang mit Teiletausch und anschließender Abreise. Ein besonderes Bonbon hatte der 1. Vorsitzende, Ulrich Latus aus Tübingen, mit ins Oberbergische gebracht. Seine giftgrüne Originalversion aus dem Jahr 1967 leistet stolze 90 bis 100 Pferdestärken bei einem Fahrzeuggewicht von etwas über 500 Kilogramm.

Eine absolute Rennmaschine, die NSU unter dem Namen „Rennspider“ baute und einsatzfertig zur Verfügung stellte. Etwa 170 Stundenkilometer schnell, bereitete diese Version der Konkurrenz einige Kopfschmerzen. Zahlreiche Erfolge aus der damaligen Zeit (1966 Karl Heinz Panowitz/Deutscher Rallyemeister aller Klassen, 1967 und 1968 Siegfried Spieß/Deutscher Bergmeister aller Klassen) belegen dies auch heute noch sehr eindrucksvoll.  

Weiter Informationen zum Fahrzeug und dem Club unter www.wankel-spider.de. 
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