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Konzertende mit Skandal

vma; 28. Sep 2014, 10:53 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- „Mir san a bayrische Band“ schmetterte die Spider Murphy Gang voller Inbrunst und zog das Publikum sofort in ihren Bann – kein Wunder, viele Fans der Band waren da.
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Konzertende mit Skandal

vma; 28. Sep 2014, 10:53 Uhr
Bergneustadt – Den „Skandal im Sperrbezirk“ schenkte die „Spider Murphy Gang“ ihrem Publikum erst ganz zum Schluss – bis dahin gab es im Krawinkel-Saal bayerischen Rock’n' Roll vom Feinsten.
Mit der „Spider Murphy Gang“ präsentierten die Schwalbe Liedermachertage einen weiteren hochkarätigen Mega-Act auf der Bühne im Krawinkelsaal, der am Samstagabend voll besetzt war. Zwar riss es das Publikum erst ganz am Schluss von den Stühlen, aber die Stimmung war durchweg top. Kein Wunder bei dieser Band, die von sich sagen „I ziag’s net aus, meine Rock’n'Roll Schuah“. Diese Songzeile aus dem gleichnamigen Song der Spider Murphy Gang (hochdeutsch: "Ich ziehe meine Rock'n Roll-Schuhe nicht aus!") sagt eigentlich alles. Sie können nicht anders, die Spider Murphy Gang hat den Rock’n'Roll und den werden sie auch noch lange beibehalten. Laut Bandleader und Sänger Günther Sigl mindestens zehn Jahre oder zwanzig oder dreißig.



Gesanglich bauten die sieben „Jungs“ das Publikum auch gerne mal mit ein. Auf eine dreimalige Anfrage von Sigl „Are you ready?“ kam die prompte Antwort der Gäste im Saal, die er mit „Was plärt's ihr so!?“ verschmitzt kommentierte. Der Frontmann hatte immer noch einen Spruch parat und erzählte gerne kleine Geschichten zu den Stücken. Zu „Pfüati Gott Elisabeth“ kam die Story von seinem Ur-Ur-Ur-Großvater, dessen Gespusi mal gerüchteweise die Sissi gewesen sein soll – „aber die hat dann doch den Karl-Heinz Böhm geheiratet“. Und nicht nur Sigl hat viel Spaß beim Konzert und der Musik. Die ganze Band harmoniert als perfektes Team. Auch die Ankündigung ihrer Merchandising-Artikel, wozu auch die Songs von 1977 bis „2035“ (so Sigl – mit einem breiten Grinsen) gehörten, belustigte sehr. Könne man doch die T-Shirts auch gut zum Fensterputzen nutzen und mit der sechs-stündigen DVD die Schwiegermutter am Weihnachtsabend ruhig stellen.


[Günther Sigl forderte das Publikum zum Mitsingen auf und kommentierte die Sangeskünste mit "passt scho!".]

Seit 1977 existiert die Spider Murphy Gang. Günther Sigl und Barny Murphy gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Ihren Namen hat die Band von einer Liedzeile aus Elvis Presleys „Jail House Rock“. 1981 veröffentlichten sie das Album "Dolce Vita" und die neue Single "Skandal im Sperrbezirk", die den endgültigen Durchbruch brachte. Barny ist "Mr. Rock'n'Roll" himself. auch wenn er sich beim Konzert immer nur kurz von seinem Hocker erhob. Laut Günther Sigl hatte er mal einen Afro-Look – doller als Paul Breitner – und alle Mädchen damit begeistert. Jetzt erkennt man ihn sofort an seiner roten Kappe. Die nahm dann Sigl als Überleitung zu „Sommer in der Stadt“. Mit Sigl und Murphy spielen heute Willie Duncan - gebürtiger Schotte und für die Rhythmusgitarre zuständig -, Otto Staniloi - die komplette "Horn-Section" der Spider Murphy Gang: neben Saxophon spielt er alle möglichen Blasinstrumente – und der Ur-Münchner Paul Dax bedient das Schlagzeug. Zu einer guten Rock'n'Roll Band gehört ein Keyboarder, der den Boogie-Woogie im Blut hat. Ludwig Seuss ist so einer – leider war er in Bergneustadt nicht mit dabei.

[Auf der Ukulele spielte Sigl nicht nur ein Teil der Stück sondern auch die Titelmusik des BR und gab ein "I bin der Günther und do bin i dahoam" dazu.]

Aber bei unplugged-Konzerten wie in Bergneustadt kommen Dieter Radig und Wolfgang Götz dazu. Radig konnte als alter Jugendfreund von Günther Sigl natürlich nicht von der Musik verschont bleiben. Ihm hatten es besonders die Schlaginstrumente angetan, vom Drumset bis zu Percussion aller Art. Götz ist ein Multiinstrumentalist: Klavier, Keyboards, Akkordeon – und schon mal springt er auch beim Schlagzeug ein. Gemeinsam heizten sie die Stimmung im Saal von der ersten bis zur letzten Minute an und da ging es von „Überdosis Rock’n'Roll“, „Schwammerl in de Knia“ über „Ich schau' dich an (Peep Peep)“ und Chuck Berrys „Johnny be goode“ sowie ein „Sugar sugar Baby“, das sie mit Peter Kraus bei ihrem 25. Jubiläum gesungen hatten, bis – ja bis zum Skandal. Auf den hatten die Gäste hingefiebert und so brodelte des Saal am Schluss.
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