Archiv

Marathon-Versuch frühzeitig beendet

js; 16. Sep 2014, 10:15 Uhr
Bilder: Marco Henrichs --- Vor dem Start waren Sebastian Koch (v.l.) und Marco Henrichs noch guter Dinge.
ARCHIV

Marathon-Versuch frühzeitig beendet

js; 16. Sep 2014, 10:15 Uhr
Oberberg – Der Triathlet Marco Henrichs aus Engelskirchen hat den an Mukoviszidose erkrankten Sebastian Koch am Sonntag beim Köln-Marathon begleitet - Trotz guter Vorbereitung musste Koch den Lauf frühzeitig abbrechen. (AKTUALISIERT)
"Sein Vorhaben hat mich sehr bewegt. Ich habe mich spontan diesem sympathischen jungen Kämpfer angenommen und ihn auf dem Weg zu seinem Marathon begleitet und unterstützt“, erklärt Marco Henrichs. Vor eineinhalb Jahren begegnete der Triathlet aus Engelskirchen dem heute 29-jährigen Sebastian Koch. Der Mann aus Recklinghausen hatte sich damals dazu entschlossen, für seine an Mukoviszidose verstorbenen Schwester einen Marathon zu laufen.

[Die Generalprobe glückte: Koch absolvierte den "Viva West Halbmarathon 2014" in 2:57 Stunden.]

Die Bewältigung einer solchen Strecke bedeutet für jeden Menschen hartes Training und lange Vorbereitung. Für Koch stellt ein Marathon aber eine noch viel größere Herausforderung dar, denn genau wie seine verstorbene Schwester leidet er an Mukoviszidose.

Dabei handelt es sich um eine unheilbare Stoffwechselerkrankung, die verschiedene Organe betrifft und durch zähflüssigen Schleim  vor allem in den Bronchien zu Funktionsstörrungen führt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 35 Jahren. Wegen ihrer verminderten Lungenfunktion ist das Laufen für Menschen mit Mukoviszidose eine Tortur. Durch die Unterstützung von Henrichs und einem sensibel gesteuerten Lauftraining, konnte Koch seine Lungenfunktion von 40 auf 80 Prozent steigern.

Henrichs stand Koch als offizieller „Mukoviszidose-Schutzengel“ zur Seite und hat ihn während der Trainingszeit mit seinen Erfahrungswerten unterstützt. Der 38-jährige Feuerwehrbeamte ist selbst im Laufsport aktiv, hat bereits sieben Ironman-Triathlons bewältigt und diverse Ultra-Marathons absolviert. Optimale Voraussetzungen also, um Koch auf den Köln-Marathon vorzubereiten. Am Sonntag war es schließlich soweit. Der Engelskirchener begleitete den erkrankten Läufer, lief an seiner Seite, kontrollierte seine Pulswerte. Zunächst schien alles gut zu laufen, doch zwischen Kilometer 18 und 19 zeigten sich Probleme. Die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen für den Lungenkranken wurden glücklicherweise nicht benötigt, denn es waren unerwartete Hüftprobleme, die für Ärger sorgten.

[Als das Kehrfahrzeug anrückte, entschied man sich zur Aufgabe.]

"Mit Lungenproblemen oder muskulären Problemen hätten wir gerechnet, mit einem orthopädischen nicht. Es war für ihn nicht gerade einfach und mental sehr schwierig. Er hat sich sehr unter Stress gesetzt, seine Pulswerte gefielen mir gar nicht. Bei Kilometer 26 oder 27 habe ich ihm zum Aufhören geraten“, erklärt Henrichs am Tag nach dem Marathon. Beiden sei die Entscheidung schwer gefallen. Weil die Probleme aber so schwerwiegend waren, dass Koch nur noch gehen konnte und das gesetzte Zeitlimit überschritten wurde, habe man schließlich aufgegeben. Ganz umsonst gelaufen ist Koch trotzdem nicht: „Nach Rücksprache mit dem Veranstalter, der uns beide eingeladen hatte, wurde Sebastian nachträglich in die Halbmarathonwertung mit einer Endzeit von 2:57 h aufgenommen und bekommt nachträglich diese Finishermedaille.“

Das Ziel Marathonlauf soll weiter im Auge behalten werden. „Ich möchte Sebastian gerne weiter betreuen. Ich mag den jungen Kerl richtig gut leiden“, sagt Henrichs. Nun solle Koch zunächst zwei bis drei Halbmarathons laufen und diese in der Zeit von 2:35 Stunden absolvieren, bevor er sich erneut an einen Marathon herantraut. 

WERBUNG