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Wo ist der Fehler im System?

js; 4. Sep 2014, 08:20 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- Erdoğan Çaylak (CDU-Stadtratsmitglied), Erhan Şahin (Gebietsvorsitzender DITIB NRW), Ebubekir Başol (Vorsitzender des Moschee-Verein Bergneustadt), Bürgermeister Wilfried Holberg und Dr. Christian Dickschen (Integrationsbeauftragter des Oberbergischen Kreis) informierten über das neue Projekt.
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Wo ist der Fehler im System?

js; 4. Sep 2014, 08:20 Uhr
Bergneustadt - Ein zweistufiges Modellprojekt mit türkischsprachigen Frauen soll die Ursachen für scheiternde Sprach- und Integrationskurse offenlegen - Moschee-Verein setzt sich mit mehreren Partner für ein passgenaues Angebot ein.
Von Jessica Schöler

„Die Kenntnis der deutschen Sprache und der deutschen Lebensverhältnisse sind der Schlüssel für eine gelungene Integration“, ist sich Oberbergs Integrationsbeauftragter Dr. Christian Dickschen sicher. Diese Erkenntnis hilft aber nicht weiter, wenn Sprach- und Integrationskurse an der Zielgruppe vorbeisteuern. Obwohl es im gesamten Kreisgebiet und vor allem in Bergneustadt zahlreiche Kurse unterschiedlicher Niveaustufen gibt, werden viele Frauen mit türkischen Wurzeln nicht von den Angeboten erreicht. Oft verlassen sie den jeweiligen Kurs ohne zufriedenstellendes Ergebnis.



[Dr. Chistian Dickschen.]

Ein Gemeinschaftsprojekt von Moschee-Verein Bergneustadt, Volkshochschule Oberberg (VHS), Kreiscaritasverband und dem Integrations-
beauftragen des Oberbergischen Kreises soll diesen Problemen nun entgegensteuern. „Wir wollen lernen, weshalb bestimmte Kurse nicht funktionieren. Wenn wir ein neues Angebot konfiguriert haben, können sich weitere Kurse anschließen“, so Dr. Dickschen. Während eines Modellversuchs in Bergneustadt soll ein passgenaues Angebot für türkischstämmige Frauen konzipiert werden.

Zunächst wird in kleinen moderierten Gesprächsrunden, unter Beteiligung von VHS-Pädagoginnen und einer Dolmetscherin, nach den Ursachen für das Scheitern der bisherigen Angebote gesucht. Verbesserungsvorschläge und Anregungen werden dann in die Entwicklung eines niederschwelligen interkulturellen Angebots investiert. Die aktive Beteiligung der Frauen soll möglichst viele von ihnen zur Teilnahme am anschließenden Kurs motivieren.


Bei einer Gesprächsrunde in der Bergneustädter Moschee informierten die Beteiligten heute über das neue Projekt. CDU-Stadtratsmitglied Erdoğan Çaylak übersetzte für die anwesenden Frauen und erklärte, wie es zu der Idee kam. Vor einem Jahr sei der Bergneustädter Moschee-Verein gezielt auf Landrat Hagen Jobi zugegangen und habe um Unterstützung gebeten, weil die bisher angebotenen Sprachkurse auf wenig positive Resonanz gestoßen waren. Das jetzt gestartete Angebot soll neue Einblicke schaffen und wird zum ersten Projekt des neu ins Leben gerufenen kommunalen Integrationszentrum Oberberg.


[Bürgermeister Wilfried Holberg.]


Für Bürgermeister Wilfried Holberg ist die Einbeziehung der Zielgruppe der richtige Ansatz: „Wenn wir hier gemeinsam leben wollen, sie als türkische Mitbürger und die hier geborenen Bergneustädter, müssen wir voneinander lernen, wie wir sind.“ Er erhofft sich, dass der Kurs einen Einblick in die deutsche Bürokratie und deren Aufbau gibt. So könne den Müttern auch die Begleitung ihres Nachwuchses, durch Kindergarten und Schule, sowie die Unterstützung bei deren Berufseinstieg, erleichtert werden. „Dafür ist das Projekt wunderbar geeignet“, so Holberg.

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