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Von RIO und Apfelbäumen

js; 7. Aug 2014, 09:24 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- In Apfelbaum ging es nicht nur um RIO, sondern auch um die Zukunft der 1.440 oberbergischen Dörfer. Vordere Reihe: Marina Kühn (Amt für Geoinformationen, v.l.), Sabine Bremen (Amt fü Planung und Strßen), Birgit Seidel, Kreisdirektor Jochen Hagt.
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Von RIO und Apfelbäumen

js; 7. Aug 2014, 09:24 Uhr
Oberberg – Der Kreis bietet mit seinem Internetauftritt RIO öffentlichen Zugang zu Geoinformationen aller Ortschaften - Kreisdirektor Jochen Hagt stellte das Projekt heute beim Ortstermin in Gummersbach-Apfelbaum vor.
Rom liegt bekanntermaßen in Italien und Straßburg in Frankreich. Ortskundige wissen aber, dass Rom und Straßburg auch im Oberbergischen zu finden sind. Kaffeekanne, Ente oder Tannenbaum, gehören zu den kuriosesten Ortsnamen im Kreisgebiet. Natürlich haben nicht alle der 1.440 Dörfer und Weiler in Oberberg solch ausgefallene Namen, dennoch verdienen sie mehr Beachtung, findet die Kreisverwaltung. Unter dem eingängigen Namen RIO (Raum Information Oberberg, www.obk.de/unseredoerfer) hat man deshalb ein neues Internetangebot ins Leben gerufen, das Informationen zu allen 13 Kommunen enthält.


[Dieses Ortsschild dürfte schon bei einigen Vorbeifahrenden für ein Schmunzeln gesorgt haben. ]


RIO wurde ursprünglich als Behörden-System entwickelt, nun können viele der hinterlegten Daten auch öffentlich eingesehen werden. Dem Besucher stehen sechs Anwendungen mit verschiedenen Themenschwerpunkten zur Verfügung. Im Bereich Gesundheit, Soziales und Pflege sind beispielsweise Informationen zu Apotheken, Pflegeheimen oder Betreutem Wohnen hinterlegt. Der Reiter Kultur und Tourismus liefert beispielsweise Karten für Wanderer. Der Punkt Planen, Bauen und Umwelt bietet Geoinformationen aller oberbergischen Ortschaften. Der Nutzer kann nach Ort, Straße, Flurstück oder Koordinate suchen und die passenden Karten einsehen oder ausdrucken. „RIO bietet eine Datengrundlage. Diese Grundinfos sind für die Bewohner, aber auch für die Dorfentwicklung sicher interessant“, erklärte Kreisdirektor Jochen Hagt beim heutigen Ortstermin in Gummersbach-Apfelbaum.


Im kleinen Örtchen mit dem passenden Nachbardorf Birnbaum informierten Oberbergischer Kreis, das Amt für Planung und Straßen sowie das Amt für Geoinformationen und Liegenschaftskataster nicht nur über das gemeinsame Projekt. Man wollte auch zu mehr Initiative aufrufen. „Die beeindruckend große Zahl von Dörfern und Weilern im Oberbergischen Kreis steht für ein hohes Maß an Lebensqualität in unserem Landkreis. Die Herausforderung muss sein, das Dorfleben attraktiv zu halten und über den kommunalen Tellerrand zu schauen“, so Hagt. In Zeiten des demografischen Wandels falle das Gemeinschaftsleben immer schwerer, dem will man entgegenwirken. „Man kann von außen kein Konzept aufstülpen. Es muss von innen kommen, denn keiner kennt sein Dorf so gut wie die Bewohner“, erklärt Sabine Bremen vom Amt für Planung und Straßen.


Bremen ist am Projekt „Unser Dorf hat Zukunft“ beteiligt, einem Wettbewerb an dem in diesem Jahr mehr als 50 Dörfer teilnehmen. Bei fast 1.500 Ortschaften im Kreisgebiet eine eher geringe Zahl. Die kreiseigene Initiative „Oberbergische Zukunftswerkstatt Dorf“ bietet außerdem Fortbildungsangebote für Dorfgemeinschaften an. Ziel ist es, die ortsansässigen Vereine in die Lage zu versetzten, ihre Dörfer zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten. Dieses Angebot wurde inzwischen von kreisweit 25 Dörfern angenommen.


[Anfang der 1940er Jahre war die Ortstraße weit weniger befahren. Inge Seidel gehört mit fast 80 Jahren zu den ältesten Apfelbäumern. Damals nutzte sie die Straße zum Rodeln.]


Auch in Apfelbaum könnte ein solches Projekt für frischen Wind sorgen. Es gibt keine Dorffeste und auch zum Nachbarort hat man wenig Kontakt. Renate Seinsch aus Birnbaum verriet heute: “Die Straße trennt die Orte ab. Vor acht bis zehn Jahren war es noch anders. Zum Jazzfrühschoppen in Birnbaum kommen heute fast keine Menschen aus Apfelbaum.“ Zugezogene würde außerdem oft keinen Kontakt zu den Alteingesessen suchen. Heute gilt die Straße als einer der Gründe für ein fehlendes Gemeinschaftsleben, historisch interessant ist sie aber dennoch. Sie trägt vermutlich zur Namensgebung bei. „Im Mittelalter war die Straße ein Höhenweg. Früher standen hier wahrscheinlich viele Apfelbäume am Wegrand. Wenn sie im Sommer geblüht haben, dienten sie als Anhaltspunkt, weil die meisten Menschen im Mittelalter nicht lesen konnten“, beschreibt Birgit Seidel aus Apfelbaum.
  
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