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Der Spagat zwischen Vorwärtsdrang und mehr Stabilität

lo; 30. Jul 2014, 15:02 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
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Der Spagat zwischen Vorwärtsdrang und mehr Stabilität

lo; 30. Jul 2014, 15:02 Uhr
Nümbrecht - Bezirksligist SSV Homburg-Nümbrecht peilt Platz vier bis sieben an - Trainer Maik Alzer ist von der Qualität seines Kaders überzeugt: „Ausgeglichen und in der Breite super besetzt.“
Es war eine Spielzeit mit Licht und Schatten: Zwar gelang dem SSV Homburg-Nümbrecht ein verheißungsvoller Auftakt (17 Punkte aus sieben Spielen), doch danach brachen die Blau-Gelben komplett zusammen, weshalb in den ausstehenden Partien der Hinrunde nur noch ein einziger Zähler verbucht wurde. Der langjährige Coach Hans Jordan zog seinen eigentlich erst zum Saisonende geplanten Rücktritt vor und verließ den Klub mit Beginn der Winterpause. Der Vorstand wählte den Ex-Frielingsdorfer Maik Alzer als Nachfolger aus. Ihm gelang während der Saisonunterbrechung das Kunststück, der völlig verunsicherten Truppe neues Selbstvertrauen einzuhauchen und ihr ein fußballerisches Facelifting zu verpassen. Der Lohn: In der Rückserie holten lediglich die drei Aufsteiger mehr Punkte als der SSV, für den es letztlich zu einem versöhnlichen sechsten Platz reichte.

Kommen und Gehen   

Lange Zeit hatten die Nümbrechter daran gebastelt, die „England-Legionäre“ Sebastian Ghofranifar und Simon Bubenzer wieder ins Boot zu holen. Alzer ist froh über die Rückkehr des Duos. Vor seinem Auslandsaufenthalt war Ghofranifar unumstrittener Abwehrdirigent. „Er ist als Typ wichtig für die Mannschaft, weil er viele Kommandos gibt und so den anderen hilft.“ Matthias Wessolly verfügt auch über SSV-Stallgeruch und hat angedeutet, dass mit ihm zu rechnen ist. „Nach seiner langen Pause muss er körperlich noch aufholen, aber er hat gezeigt, dass er ein Vollstrecker ist“, sagt Alzer über den Angreifer. Aus der Nachwuchsabteilung rückt Marco Sträßer auf. Der Mittelfeldakteur soll nach einem Kreuzbandriss behutsam an die Bezirksliga herangeführt werden.

Die weiteren Ex-U19-Kicker kommen zunächst bei der Zweitvertretung unter. „Das Ziel des Vereins ist, die eigenen Junioren mit einzubinden. Reservetrainer Thorsten Brauckmann und ich arbeiten eng zusammen. Jeder kann sich mit guten Leistungen für oben empfehlen“, betont der Coach. Die Zahl der Abgänge hält sich in Grenzen. Florian Heikaus hatte sich zuletzt zwar einen Stammplatz erkämpft, kann aber den Aufwand nicht weiter leisten, da er in Köln wohnt. Christoph Roth sucht die Herausforderung beim Landesligisten FV Wiehl, Routinier Tobias Schöler legt vermutlich eine Fußballpause ein. „Wir haben einen ausgeglichenen und in der Breite super besetzten Kader“, erläutert Alzer. Gleichwohl könnte sich im Oktober der eine oder andere Akteur aus Studiengründen verabschieden.              


[Hat den SSV wieder in die Erfolgsspur gebracht: Maik Alzer.]

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

„Jeder fängt bei null an“, verteilt Alzer trotz der gelungenen Rückrunde keine Erbhöfe. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Stabilisierung der Defensive. Obwohl die Zahl der Gegentore in der zweiten Saisonhälfte im Vergleich zur Hinrunde verringert werden konnte, mussten die Torhüter insgesamt 50-mal hinter sich greifen. „Das ist zu viel“, weiß Alzer, der auf Offensivfußball setzt, aber gleichzeitig ein besseres Rückzugsverhalten von seiner Mannschaft fordert. „Wir müssen kompakter stehen, die Räume enger machen, schneller hinter den Ball kommen.“ Gelegentliche Konzentrationsmängel gilt es ebenfalls auszumerzen. „Gegen Wiehl haben wir nach einer guten Anfangsviertelstunde die Kontrolle verloren und lagen plötzlich mit 0:3 hinten“, erinnert er sich an das denkwürdige Derby, welches noch mit 5:4 gewonnen wurde, in der Vorsaison zurück. „Gute Gegner nutzen solche Blackouts eiskalt aus.“

Für die Abwehr und das defensive Mittelfeld steht Alzer ein Füllhorn an Variationsmöglichkeiten zur Verfügung, so dass er in den Testspielen etliche Formationen ausprobieren kann. „Dort sind wir sehr gut aufgestellt“, meint der Coach, der nicht ausschließt, neben dem gewohnten 4-2-3-1 mit zwei Spitzen oder einem 4-3-3 zu agieren. Die Angriffsmaschine war bereits im abgelaufenen Halbjahr ausgezeichnet geölt (45 Treffer in 15 Spielen). Dennis Lepperhoff wurde zurück ins Sturmzentrum beordert, wodurch der SSV wieder mehr Gefahr entwickelte. Grundsätzlich erhofft Alzer sich den nächsten Entwicklungsschub von der jüngeren Garde. „Die Jungs haben viel Potenzial und zuletzt schon einen großen Sprung nach vorne gemacht.“  

Saisonziel, Einschätzungen zur Liga

„Wir arbeiten hart, um für das schwierige Auftaktprogramm gerüstet zu sein“, sagt Alzer. Nümbrecht empfängt am ersten Spieltag den SV Schlebusch und reist dann zum RSV Urbach. Anschließend gibt’s den Derby-Doppelschlag gegen Drabenderhöhe und Wipperfürth, bevor der Heiligenhauser SV seine Visitenkarte abgibt. „Die Liga wird stark und ausgeglichen sein. Im vorderen Bereich gibt es viele, die den Anspruch haben, um den Aufstieg mitzuspielen“, glaubt der Trainer. Zu den Topfavoriten zählt er Deutz, Schlebusch und den FC Leverkusen, seine Mannschaft im Verfolgerfeld. „Platz vier bis sieben ist definitiv machbar. Unabhängig davon wollen wir attraktiven Fußball zeigen und besonders die jungen Spieler weiterentwickeln“, formuliert Alzer seine Ziele. Nimmt das Team den Schwung aus der Vorsaison mit und findet die Balance zwischen Vorwärtsdrang und Defensivstabilität, sollte diesem Vorhaben nichts im Wege stehen.



[Maik Alzer (li.) und Co-Trainer Rüdiger Müller (re.) mit den Neuen Sebastian Ghofranifar und Matthias Wessolly (v.l.).]

Zugänge
Matthias Wessolly (reaktiviert), Marco Sträßer (eigene Jugend), Simon Bubenzer (nach England-Aufenthalt), Sebastian Ghofranifar (nach England-Aufenthalt)

Abgänge
Christoph Roth (FV Wiehl), Tobias Schöler (Ziel unbekannt), Florian Heikaus (Studium)          

Der Kader

Tor
Dennis Kulisch, Florian Schneider

Abwehr
Alexander Epstein, Julian Balthes, Michel Hock, Sebastian Schwarz, Sebastian Ghofranifar, Philipp Pulm, Philipp Wirsing.

Mittelfeld
Julian Schwarz, Christian Rüttgers, Jonas Wagner, Marvin Jungjohann, Robert Arnds, Simon Bubenzer, Marco Sträßer.

Angriff
Kilian Seinsche, Dennis Kania, Marian Lorenz, Mike Großberndt, Dennis Lepperhoff, Matthias Wessolly.

Trainer
Maik Alzer

Co- und Torwarttrainer
Rüdiger Müller

Sportlicher Leiter
Norbert Schwarz

Physiotherapeut
Jörg Siegmanski

Betreuer
Martin Krüger.
  
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