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Die Rückkehr der Frau im Schaufenster

fj; 28. Jul 2014, 14:17 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Martin Kuchejda vor den Goller-Bildern Stillleben mit Krawatte und Frau im Schaufenster (re.).
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Die Rückkehr der Frau im Schaufenster

fj; 28. Jul 2014, 14:17 Uhr
Gummersbach – Bilder des Gummersbacher Malers Bruno Goller haben in der Halle 32 eine neue Heimat gefunden.
Der Grotenbachteich, die Frau im Schaufenster und das Stillleben mit Krawatte – sie alle sind wieder in der Kreisstadt und haben eine neue Heimat in der Halle 32 gefunden. Gemeinsam mit Frauenbild, Frauenkopf und Frauenakt waren die Werke des 1901 in Gummersbach geborenen Malers Bruno Goller jahrelang im nach ihm benannten Kulturzentrum Bruno-Goller-Haus zu sehen. Größtenteils handelte es sich um Werke die Goller, einer der bedeutendsten deutschen Maler der Nachkriegszeit, seiner Heimatstadt schenkte.


[Das Ölgemälde "Grotenbachteich" ist eines der wenigen Bildern, das vor dem Zweiten Weltkrieg entstand und erhalten blieb.]
  
„Mit der Schließung des Bruno-Goller-Hauses im Jahr 2013 und dem Umzug in die Halle 32 standen wir vor der Frage, wie wir mit den Werken umgehen“, erklärt Martin Kuchejda, ehemaliger Leiter des Bruno-Goller-Hauses und heutiger Chef der Halle 32. Schließlich beschloss man, dem Maler auch in der Halle 32 einen Seminarraum zu widmen, in dem die Werke präsentiert werden sollen. Nachdem die Bilder durch das renommierte Düsseldorfer Unternehmen Conzen für die Ausstellung in der Halle 32 vorbereitet und teils gesäubert wurden, werden demnächst Theater- und Yogagruppen, Studenten der Fachhochschule Köln und die Mitglieder des Beirats des VfL Gummersbachs unter den Augen der Frau im Schaufenster zusammenkommen.


Insgesamt haben die Arbeiten an den Meisterwerken rund 5.000€ gekostet, die vom Land Nordrhein-Westfalen übernommen wurden. Unter anderem haben alle Bilder einen neuen Rahmen erhalten, der den Einbau einer Diebstahlsicherung für jedes einzelne Bild erlaubt. Durchaus angemessen, wie Kuchejda im Hinblick auf den Wert der Malereien findet. Als besondere Rarität ist dabei das Gemälde in Öl auf Leinwand mit dem Titel „Grotenbachteich“ aus den 1920er Jahren zu betrachten: 1943 zerstörten Brandbomben das Atelier des Künstlers in Düsseldorf und vernichteten einen Großteil seines Frühwerks, so dass aus der Zeit von vor 1939 nur noch sehr wenige Arbeiten Gollers erhalten sind.


[In einer Vitrine werden Briefe, benutzte Pinsel und Farben aber auch Einladungen zu Goller-Ausstellungen gezeigt.]
  
Goller lebte und arbeite in Düsseldorf, an der dortigen staatlichen Kunstakademie hatte er von 1953 bis 1964 eine Professur für Malerei inne. Oft verlassen hat er seine Wahlheimat am Rhein nicht, wie Kuchejda zu berichten weiß: „Goller reiste nicht viel und lebte zurückgezogen. Eine Ausstellung im Landtag anlässlich seines Geburtstags hat er sich sogar einmal nachts zeigen lassen, um dem Publikum aus dem Weg zu gehen.“ Doch auch wenn Goller Düsseldorf kaum mehr verließ, seinem Geburtsort blieb er trotzdem eng verbunden. Dies beweisen beispielsweise handschriftliche Briefe des Künstlers, die nun ebenfalls in der Halle 32 zu sehen sind und in denen er sich dafür bedankt, dass das städtische Kulturzentrum nach ihm benannt wurde. Letztendlich ließ er sich auch in Gummersbach begraben.

Gollers Mutter betrieb einen Hutmacher-Laden in der Kaiserstraße 26 (heutige Fußgängerzone). „Kunsthistoriker vermuten, dass dieser Laden Goller zeitlebens beeinflusste und sich so erklärt, warum Schaufenster, Dekorationen und ähnliches zu seinen bevorzugten Motiven zählen“, so Kuchejda. In seiner über 60-jährigen Schaffensphase hat der Künstler verschiedene Perioden durchlebt, dabei aber trotzdem seinen eigenen Stil entwickelt, der Elemente des Expressionismus, Surrealismus und Jugendstils enthält. Davon kann man sich ab sofort wieder in Gummersbach überzeugen.

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