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'Winken lassen' und abwarten

js; 11. Jul 2014, 10:34 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- Eine Frage der Sicherheit: Hauptkommissar Jürgen Poschner erklärt, wann der richtige Zeitpunkt zum Überqueren gekommen ist.
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'Winken lassen' und abwarten

js; 11. Jul 2014, 10:34 Uhr
Gummersbach – Verkehrserziehung im AWO Familienzentrum Johanna-Tesch – Vorschulkindern übten das Überqueren der B55 und lernten mehr über die Gefahren des Straßenverkehrs.
Im Derschlager AWO-Familienzentrum Johanna-Tesch rückte gestern die Polizei an. „Alle Hände hoch, hier kommt die Polizei“, hieß es zu Begrüßung. Für die Vorschulkinder kein Grund zur Sorge, sie hatten die beiden Hauptkommissare Hartmut „Hacki“ Dirlenbach und Jürgen Poschner bereits erwartet. Die beiden kamen zur Verkehrserziehung, um das Wissen der Kleinen vor dem Schulstart noch einmal aufzufrischen. Heutiges Schwerpunktthema war die Straßenüberquerung über eine Verkehrsinsel.

[Das Verkehrserziehungs-Programm ist auf das Alter und den Entwicklungsstand der Kinder abgestimmt.]

Bevor es zum Praxistest an die B55 ging, mussten sich die Kinder zunächst in der Theorie beweisen. Die beiden Polizisten hatten eine Menge Fragen im Gepäck: Wie verhält man sich am Bordstein? Was muss man tun, bevor man die Straße überquert? Wann darf ich loslaufen? Die Kinder zwischen fünf und sechs Jahren hatten schnell Antworten parat. Natürlich muss man zuerst nach rechts und nach links schauen, nur wo ist noch mal links und wo rechts? Poschner lieferte die Antwort: „Man guckt einfach überall hin, wo ein Auto kommen könnte.“ Auch die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt zur Überquerung sorgte für Kopfzerbrechen, denn wann steht ein Auto eigentlich? „Wenn die Reifen nicht mehr drehen, darf ich gehen“, so Hauptkommissar „Hackis“ leicht erinnerbarer Leitspruch.



Doch auch wenn das Auto steht, kann es noch zu Problemen kommen. Oft halten Autofahrer weit vor der Insel an und winken die Kinder durch. Die wiegen sich in Sicherheit und marschieren los, blenden den weiteren Verkehr aus. Setzt ein weiteres Fahrzeug zum Überholen an, kommt es zur Gefahrensituation. In diesem Fall empfehlen die beiden Polizisten: „Weiter winken lassen“. „Was für uns selbstverständlich ist, ist für Kinder oft mit Schwierigkeiten verbunden. Wir können abschätzen, ob wir es noch über die Straße schaffen. Kinder können das entwicklungsbedingt noch nicht entscheiden“, erklärte Dirlenbach. Kollege Poschner ergänzte: „Die Eltern sind heute unsere Hauptzielgruppe. Ein Mal Verkehrsunterricht reicht für die Kinder nicht aus, um alles zu lernen. Hier sind die Eltern aufgerufen.“

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["Hacki" Dirlenbach unterstützt die Kinder beim Überqueren der B55.]

Die Eltern wurden dann auch beim Praxisunterricht gefordert und gingen mit gutem Beispiel voran. Erst nach dem sie die Verkehrsinsel auf der B55 überquert hatten, waren die Kleinen an der Reihe. Die Vorschulkinder schlugen sich gut: Warten, Umschauen, bei freier Fahrbahn losgehen. Aufmerksam lauschten sie den Anweisungen und Erklärungen der Polizisten. Alle Passierten die Straße ohne Fehler. Auf Seiten der Autofahrer sah das schon anders aus. „Der konnte gar nicht anhalten, der hat das Handy am Ohr“, rief Poschner plötzlich. Daneben kam es auch mehrmals vor, dass abgebremst und dann doch weiter gefahren wurde. „So etwas erleben wir fast täglich“, erklärten die Polizisten und machten deutlich, wie wichtig die Verkehrserziehung deshalb ist.
  
In den vergangenen zwei Jahren kam es im Oberbergischen Kreis zu 18 Unfällen an einem Zebrastreifen. Dabei wurden vier Personen schwer und vier leicht verletzt. An Querungshilfen, wie einer Verkehrsinsel, ereigneten sich 50 Unfälle. Dabei wurde eine Person getötet, sieben schwer verletzt und 20 leicht verletzt.
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