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Demenz ins Bewusstsein der Menschen bringen

vma; 18. May 2014, 10:14 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Der Vorstand der Alzheimer Gesellschaft e.V. (v.l.) Bernhard Rappenhöher, Martina Fahlenbock, Sebastian Wirth (Gast und Geschäftsführer der Diakoniestationen An der Agger und in Windeck), Ursula Wolff (2. Vorsitzende), Uwe Söhnchen (1. Vorsitzender) und Margret Schröder.
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Demenz ins Bewusstsein der Menschen bringen

vma; 18. May 2014, 10:14 Uhr
Gummersbach – Seit zehn Jahren fördert und entwickelt die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land e.V. die Hilfe für die Betroffenen und deren Angehörigen und hatte zur Jahresfeier ins Foyer des Kreishauses eingeladen.
Aus einer Arbeitsgruppe der „Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft im Oberbergischen Kreis – Altern“ erwuchs die Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land. Vorsitzender Uwe Söhnchen, der selbst einen Pflegedienst leitet, blickte auf die Gründung zurück und dankte den rund 60 ehrenamtlichen Helfern, die dementiell erkrankte Menschen - zur Zeit etwa 80 in 10.000 ehrenamtlichen Stunden - in ihrer Wohnung betreuen. Die Alzheimer Gesellschaft schult und vermittelt Helfer für den stundenweisen Dienst, um pflegende Angehörige zu entlasten. Wichtig sei die Koordination und Weiterentwicklung bereits bestehender Hilfsangebote aber auch in der Öffentlichkeit das Verständnis und die Hilfsbereitschaft zu wecken. Demenz ins Bewusstsein der Menschen bringen sei der Gesellschaft sehr wichtig. Die Alzheimer-Krankheit ist eine Form von Demenz, zugleich die am weitesten verbreitete. Etwa 1,2 Millionen an Demenz erkrankte Menschen leben zurzeit in Deutschland.
 

 
„Wenig Stress, gesunde Nahrung, viel Sport – das beugt Demenz vor“ und helfe auch Demenzkranken, so Dr. Thomas Kunczik in seinem Vortrag. Der Biochemiker und Geschäftsführer der Hirnliga sowie der Vereinigung der Deutschen Alzheimerforscher sprach über Risikofaktoren und wies auch auf die Bevölkerungsentwicklung hin, die damit zusammenhänge. Jeder habe ein durchschnittliches Risiko, an Demenz zu erkranken, aber das Risiko könne gesenkt werden. „Was immer sie machen können – machen sie es“, denn Sport und Bewegung, mediterrane Kost sowie geistige Reize fördern die Erhaltung der entsprechenden Körperfunktionen. Für alles im Körper gelte – „wenn man es nicht nutzt, verliert man es“. Und eine weitere wichtige Botschaft hatte er dabei: „Auch Alzheimer-Kranke können lernen“ und für sie ist Bewegung ebenso wichtig, wie für Nicht-Erkrankte. Leider gebe es heut noch keine ursachenbezogene Therapie. So betonte Kunczik, nach einem ersten Überblick über den Aufbau der Zellen, die die komplexe Hirnstruktur bilden, dass die richtigen Nährstoffe, wenig Gift und körperliche Betätigung nachweislich positiven Einfluss auf die Zellgesundheit hätten.
 

[Einen eindrucksvollen und informativen Vortrag hielt Dr. Thomas Kunczik zum Thema "Demenz".]

Mit einem spontanen gemeinsam gesungenen „Der Mai ist gekommen“ verdeutlichte der Waldbröler Neurologe Dr. Michael Voßkämper, wie sich ein Alzheimer-Patient den ganzen Tag fühle. "Sie sind ständig in einer Situation, bei denen ihnen der Zusammenhang fehlt". Begleiten und an die Hand nehmen sei notwendig, aber sehr schwer. Viele der Erkrankten werden zu Hause von der Familie betreut. Dr. Beate Baumgarte, Chefärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Gummersbacher Krankenhauses, wies darauf hin, dass nur etwa 16 Prozent der Erkrankten in Heimen versorgt werden. Zunehmend sei eine Vernetzung der Hilfsmöglichkeiten notwendig. Dies betonte auch Ursula Wolff, zweite Vorsitzende der Gesellschaft. Insbesonder die Schulungen der Ehrenamtlichen haben sich als Erfolgsmodel erwiesen, so Wolff. Auch Betreuungskräfte aus anderen Einrichtungen nehmen daran teil. Zudem werden die Ehrenamtlichen kontinuierlich begleitet und beraten. Sie sind der erste Ansprechpartner für die Angehörigen. Demenz sei mittlerweile der häufigste Grund für Pflegebedürftigkeit, so Dr. Jorg Nürnberger vom Sozialdezernent des Oberbergischen Kreises.
 

[Die Clownin "Aphrodite" erzeugte mit ihrem Programm, in dem sie einen an Demenz erkrankten Menschen darstellte, so manches Lächeln und dennoch Beklommenheit .]

Drei „L“ beinhalte die Jahresfeier zum zehnten Jubiläum der Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land, so Moderatorin Karin Vorländer. „Loben“ mit Grußworten, „Lernen“ durch den erfrischenden Vortrag von Dr. Thomas Kunczik und „Lächeln“, beim Programm von „Aphrodite“. Mit „(M)ein anderer Ort“ zeigte Ida Maria Paul als „Aphrodite“ behutsam mit verbalen und nonverbalen Mitteln die verschiedenen Facetten einer dementiellen Veränderung. Die Idee zu dem Stück entstand durch ihre Arbeit als Clownin in Altenheimen und als Begleiterin von alten Menschen mit Demenz. Die Spielszenen basieren auf ihren eigenen Erlebnissen und ausführlichen Gesprächen mit Angehörigen.
  
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