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Finanzlage bestimmt das Ringen um die Wählergunst

lo; 8. Apr 2014, 13:07 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung - Erneut war der Krawinkelsaal bestens gefüllt.
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Finanzlage bestimmt das Ringen um die Wählergunst

lo; 8. Apr 2014, 13:07 Uhr
Bergneustadt - Zweiter großer Auftritt für die Bürgermeisterkandidaten im vollbesetzten Krawinkelsaal - Heimatverein fungierte als Ausrichter der Podiumsrunde.
Werbung in eigener Sache zu machen, fällt nicht leicht, wenn man eine Zwangsjacke trägt. Die Zwangsjacke besteht in Bergneustadt aus einem immensen Schuldenberg, einem strengem Sparkurs, der durch den Stärkungspakt vorgegeben wird, und die zweifellos ungenügende Einnahmesituation bei der Gewerbesteuer. Vor diesem Hintergrund haben sich fünf Anwärter dazu entschlossen, die Nachfolge des amtierenden Bürgermeisters Gerhard Halbe anzutreten: Christian Baumhof, Jörg Haselbach (beide parteilos), Wilfried Holberg (parteilos, unterstützt von SPD und Bündnis 90/Die Grünen), Fabian Middelhoff (CDU) und Jens-Holger Pütz (UWG/FWG).  



Der Heimatverein Bergneustadt hatte gestern Abend zur Podiumsdiskussion eingeladen - und wie schon bei der ersten Veranstaltung dieser Art, die vor drei Wochen vom FDP-Ortsverein ausgerichtet wurde (OA berichtete), war der Ansturm groß. Mehr als 500 Menschen bevölkerten den Krawinkelsaal. Schwerpunktmäßig wurden die Themen Kulturelles, Soziales und Sport behandelt. Jeder Kandidat bekam ein Thema zugelost und hatte fünf Minuten Zeit, Stellung zu beziehen. Eine einstündige Fragerunde rundete den Abend ab. Die Moderation übernahm Martin Kuchejda - Leiter des Kulturbetriebs der Stadt Gummersbach, Regisseur und Autor.

Wie kann trotz der widrigen finanziellen Verhältnisse ein attraktives Lebensumfeld erhalten werden? Diese Fragestellung war der rote Faden des Abends. Das Ehrenamt und die Vereine stärken, das Kulturangebot sichern und ausbauen, die Stadt touristisch aufwerten, die Integration der Menschen mit Migrationshintergrund fördern und Bergneustadt für alle Generationen fit machen - hiervon möglichst viele Felder erfolgreich zu beackern, setzten sich alle Bewerber zum Ziel. Jedoch hing Finanzlage wie ein Damoklesschwert über dem Quintett - und bewegte auch die meisten Fragesteller aus dem Publikum.


[Die Kandidaten Jörg Haselbach (v.l.), Christian Baumhof, Jens-Holger Pütz, Wilfried Holberg und Fabian Middelhoff.]

So sorgt beispielsweise der Bau des Alleenradwegs auf der alten Bahntrasse Richtung Olpe für Irritationen. Ein Großteil wird durch Fördergelder finanziert, aber die Stadt hat auch einen Eigenanteil von etwa 500.000 € zu leisten, was durch Grundstücksverkäufe gedeckt werden soll. Dennoch bestehen bei nicht wenigen Bürgern Zweifel an dem Projekt, das alle Kandidaten als wichtiges touristisches Instrument befürworten. „Hat Bergneustadt nicht andere Probleme als Tourismus?“, war von dem einen oder anderen Gast leise Kritik zu vernehmen.

Die Entwicklung der Grundsteuer B, die jetzt schon in ungeahnte Höhen geschnellt ist, leerstehende Gewerbe-Immobilien und ein unzureichend vermarktetes Gewerbegebiet Lingesten – der neue Bürgermeister muss sich diesen Herausforderungen genauso stellen wie den gestern angerissenen Tätigkeitsfeldern. Der Schützenverein möchte frühzeitige Planungssicherheit beim Standort für sein Schützenfest, Eltern beklagen sich über verwahrloste Spielplätze, und wie geht es eigentlich mit den Bergneustädter Schulen oder dem Integrierten Handlungskonzept für den Hackenberg weiter?

Befriedigende Antworten darauf fand so mancher nicht. Anders ist jedenfalls der einsetzende Applaus nach der Bemerkung von Dieter Kuxdorf (Vorsitzender des Stadtsportverbandes und SPD-Ratsmitglied), der bei einer Zwischenfrage „die vielen Allgemeinplätze“ der Protagonisten kritisierte, nicht zu deuten. Wer von den Fünfen die meisten Sympathiepunkte sammeln konnte, war nicht feststellbar. Spätestens ab dem 16. Juni, dem Tag nach der durchaus möglichen Stichwahl, wird sich der neue Bürgermeister an nichts anderem als Taten messen lassen müssen. Eine letzte Möglichkeit, sich eine Meinung über die Bewerber zu bilden, gibt es am 28. April in der Sporthalle  auf dem Bursten bei einer weiteren Podiumsrunde.

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