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Kommt der Müll künftig zur Müllabfuhr?

ch, fn; 1. Apr 2014, 07:37 Uhr
Bild und Video: Christian Herse, Fabian Nitschmann --- In Wipperfürth ist man geteilter Meinung. Während Bürgermeister Michael von Rekowski (rechts) die Idee des Asto begrüßt, ist Helmut Wagner von der Kreissparkasse strikt dagegen.
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Kommt der Müll künftig zur Müllabfuhr?

ch, fn; 1. Apr 2014, 07:37 Uhr
Oberberg – Der Abfall-, Sammel- und Transportverband Oberberg plant derzeit die Einrichtung riesiger Sammelstellen in den Kommunen – Der Vorschlag soll viel Geld sparen, spaltet allerdings die Kommunen. (MIT VIDEO)
Von Christian Herse und Fabian Nitschmann

Das könnte so manchem stinken. Der Abfall-, Sammel- und Transportverband Oberberg (ASTO) plant eine grundlegende Veränderung der örtlichen Müllentsorgung. So soll die Müllabfuhr künftig nicht mehr von Haus zu Haus fahren. Stattdessen plant der Verband die Einrichtung großer und zentraler Sammelstellen, an denen die Bürger im 14-tägigen Rhythmus ihren Müll abladen sollen. Die Müllwagen müssten dann nur noch diese zentralen Punkte anfahren und könnten viel Geld sowie Zeit durch die Vermeidung enger Gassen und entlegener Dörfer sparen. Der Entwurf wurde den betroffenen Kommunen Ende vergangener Woche zugestellt.

Im ASTO organisiert sind derzeit Wipperfürth, Gummersbach, Marienheide, Bergneustadt, Wiehl und Waldbröl. Die sechs Kommunen haben ihre Aufgabe des Einsammelns und Beförderns von Abfällen an den Verband abgegeben. Dieser regelt für die Städte und Gemeinden seit 1997 die Mülleinsammlung und arbeitet dabei als eigenständige Behörde. Die Kommunen haben über die Verbandsversammlung Mitspracherecht bei den wichtigsten Entscheidungen.



Daher kann der mutige Vorschlag des ASTO noch von den kommunalen Vertretern einkassiert werden. Einigkeit hinsichtlich der zukünftigen Linie herrscht hier nicht. Vor allem in Wiehl wurde der Vorschlag des Verbandes kritisch aufgenommen. „Wir investieren viel Geld in die Attraktivität unserer Stadt, achten natürlich auch auf das Erscheinungsbild Wiehls. Und jetzt sollen wir uns alle 14 Tage riesige Müllberge mitten ins Zentrum legen lassen?“, echauffierte sich Bürgermeister Werner Becker-Blonigen gestern auf Anfrage. Für Wiehl hatte der ASTO neben fünf Sammelstellen in äußeren Bereichen unter anderem den Parkplatz des REWE-Supermarktes im Zentrum vorgesehen.

Noch schlimmer könnte es die Stadt Wipperfürth treffen. Hier soll laut Planungen des ASTO eine Sammelstelle mitten auf dem Marktplatz eingerichtet werden. „Wir halten den Marktplatz Wipperfürth für bestens erreichbar, sowohl für die Müllabfuhr, als auch für die Bürger“, sagt Burkhard Rösner, Geschäftsführer des ASTO, zu dieser Planung.

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Überraschend erhält er dabei von Wipperfürths Bürgermeister Michael von Rekowski Unterstützung.  „Ich habe auch erst gestutzt, aber an sich ist das eine gute Idee des ASTO“, erklärt der Rathauschef. „Der Vorschlag trägt deutlich zur Kostensenkung für die Kommunen bei, denn die Müllentsorgung nimmt im Gemeindehaushalt einen großen Platz ein.“

Helmut Wagner, Regionaldirektor der Kreissparkasse Köln, kann dem Vorschlag und der Unterstützung durch Bürgermeister von Rekowski dagegen nichts abgewinnen.  „So wird der Marktplatz zum Müllplatz. Das ist vor allem für die Unternehmer ein Problem. Sollen die Bürger hier durch den Müll zu den Geschäften gehen, wenn der Abtransport bis 9 Uhr nicht geschehen ist", prognostiziert Wagner durchaus erbost.

Für die Sorgen von Becker-Blonigen und Wagner findet man in Düsseldorf derweil wenig Verständnis. Denn der Landtagsabgeordnete Dr. Roland Adelmann (SPD) begrüßte die Einrichtung von Müllsammelstellen und sieht in ihnen eine gute Möglichkeit, den Zusammenhalt in den Gemeinden zu stärken. „Endlich kommen die Leute wieder zusammen. Manche kennen ihre Nachbarn kaum, aber jetzt trifft man sich wieder an einem zentralen Ort und kommt ins Gespräch“, sagt Adelmann. „Das führt dazu, dass die Dorfgemeinschaften wieder gestärkt werden und die kleinen Städte sich wieder zusammenfinden.“

Mit Blick auf die gegenläufigen Meinungen wird das Thema den ASTO und die oberbergischen Kommunen wohl noch länger beschäftigen. Eine erste gemeinsame Diskussion soll schon in den nächsten Wochen im Rahmen der Verbandsversammlung stattfinden. Ein endgültiger Beschluss soll erst in der darauf folgenden Versammlung gefällt werden. Ein allgemeiner Konsens ist bis dahin offensichtlich nicht zu erwarten.
  
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