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Kreisweit Überschwemmungen nach Dauerregen

ch, mkj, nh, mg; 24. Dec 2012, 01:01 Uhr
Bilder: Christian Herse, Michael Kleinjung, Michael Gauger, Nils Hühn --- Im gesamten Kreis ist die Feuerwehr seit den Morgenstunden unermüdlich im Einsatz.
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Kreisweit Überschwemmungen nach Dauerregen

ch, mkj, nh, mg; 24. Dec 2012, 01:01 Uhr
Oberberg – Den ganzen Sonntag waren die Feuerwehren und das THW unermüdlich im Einsatz, um Keller auszupumpen, Häuser zu schützen oder Straßen wieder passierbar zu machen - Über 150 Einsätze im Kreis. (AKTUALISIERT vom 23.12.2012)
Von Christian Herse

Einen Tag vor Heiligabend hoffen die Kinder normalerweise auf das Einsetzen von Schneefall, der am besten auch erst am 2. Weihnachtstag wieder aufhören sollte. Doch stattdessen begann gestern Nachmittag der große Regen, der mancherorts seit nunmehr 24 Stunden anhält. Der schon aufgeweichte Boden befindet sich am Ende seines Fassungsvermögens, sodass das Wasser ungehindert in die Bäche und Flüsse des Oberbergischen fließen konnte.

[Anstatt mit der Schneeschaufel zu hantieren, mussten die Helfer Sandsäcke stapeln.]

Nachdem bereits diese Nacht zwei Bäume den Halt verloren und vor ein fahrendes Auto auf der L299 auf die Fahrbahn stürzten (OA berichtete), häufen sich kreisweit seit dem heutigen Vormittag die Einsätze. Um kurz vor 8 Uhr wurde die Feuerwehr Frielingsdorf-Scheel nach Brochhagen alarmiert, nachdem dort die Sülz ihr Flussbett verlassen hatte und sich ihren Weg durch Gärten und Häuser suchte. Mit Sandsäcken verhinderten die Kameraden hier schlimmeres. Mitgerissene Äste verstopften im Lindlarer Zentrum den Abfluss des Wassers der Lennefe, sodass sich dieses in Höhe des REWE-Marktes immer weiter aufstaute und die Fahrbahn überschwemmte. Ganz andere Sorgen haben die Bewohner der Campingplätze Lindlar-Quabach und Engelskirchen-Loope, wo das Wasser teilweise zentimeterhoch in den Zelten steht.

Über 150 Einsätze zählte die Feuerwehr mittlerweile im gesamten Kreis. Lediglich Radevormwald und Hückeswagen blieben bislang verschont. Überall galt es für die Kameraden vollgelaufene Keller leer zu pumpen oder Gullideckel auf überfluteten Straßen von Laub zu befreien. Zu größeren Verkehrsbehinderungen kam es insbesondere auf der Leppestraße bei Marienheide-Hütte und in Kaiserau, in Wiehl-Bielstein sowie auf der B478 bei Waldbröl-Ziegenhardt, die sogar komplett für den Verkehr gesperrt werden musste. Aufgrund der großen Zahl an Alarmen wurden die Floriansjünger zudem vom Technischen Hilfswerk unterstützt, das im Kreissüden unermüdlich Sandsäcke befüllte.


[Nicht mehr betretbar ist nicht nur diese Hängebrücke im Wiehler Kurpark.]

Diese waren unter anderem dringend in Reichshof-Sterzenbach vonnöten, nachdem der gleichnamige Fluss über die Ufer getreten war und drohte, ein Altenheim zu überfluten. Zu ähnlichen Szenen kam es in Wildbergerhütte, wo die Crottdorfer Straße sich in einen reißenden Strom verwandelt hat. Knüppeldick traf es die Bewohner in und um Ründeroth. War die Lage dort bis elf Uhr noch ruhig, stieg die Agger im Anschluss innerhalb kürzester Zeit um dutzende Zentimeter und überflutete zahlreiche Keller. "So schnell konnte ich gar nicht reagieren, wie das Wasser hineinschoss", gab sich eine Bewohnerin am Alten Markt schockiert. Ebenfalls betroffen das Haus Ohl sowie die AWO in Ründeroth, aber auch eine Bäckerei in Neuremscheid, nachdem das feuchte Nass nicht mehr ablaufen konnte und sich vor einer Garage sammelte.

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Die Wassermassen, die seit Samstagnachmittag gefallen sind, sind enorm. Eine Wetterstation in Bergneustadt verzeichnete 49 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter in den letzten 24 Stunden, in Lindlar waren es sogar über 60 Liter. Kein Wunder, dass selbst kleine Flüsse wie die Lennefe oder die Wiehl zum Teil auf das Fünffache ihrer ursprünglichen Größe angewachsen sind. Verzeichnete die Lindlarer Sülz gestern um 16:30 Uhr noch einen Wasserstand von 40 Zentimeter, waren es heute Mittag 1,30 Meter. In Ründeroth stieg die Agger von 60 Zentimeter sogar auf 2,60 Meter.

Auch wenn sich die Lage am Nachmittag beruhigte, fuhren die Feuerwehren vereinzelt bis in die späten Abendstunden zu Einsätzen raus, da immer wieder vorwiegend Keller unter Wasser standen. Der Deutsche Wetterdienst hat derweil seine Unwetterwarnung beendet, kündigt im gleichen Zuge jedoch starke Windböen an. Diese könnten dafür sorgen, dass Bäume vermehrt umknicken, da ihre Wurzeln im völlig aufgeweichten Boden nicht mehr ausreichend verankert sind.


[Grafik: Aggerverband --- Innerhalb von wenigen Stunden stiegen die Pegelstände an den Flüssen im Oberbergischen um ein Vielfaches an.]

Folgende Bilder von unseren Lesern haben die Redaktion erreicht. Vielen Dank dafür.

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