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Engpässe in der Frührehabilitation bei Krankenhäusern

zh; 20. Jul 2012, 18:00 Uhr
Archivbild --- Einzig das Kreiskrankenhaus Gummersbach kann in Oberberg Frührehabilitation von Patienten durchführen.
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Engpässe in der Frührehabilitation bei Krankenhäusern

zh; 20. Jul 2012, 18:00 Uhr
Oberberg - Wer nach einer schweren neurologischen Erkrankung eine Reha-Maßnahme benötigt, ist in Nordrhein-Westfalen nicht gut aufgehoben - Krankenhaus Gummersbach weist Kritik entschieden zurück. (AKTUALISIERT vom 19.07.2012)
Von Zoe Haack

Seit vergangenem Montag gibt es die Landesarbeitsgemeinschaft Neurorehabilitation NRW. Diese Gruppe kämpft darum, dass Patienten in Nordrhein-Westfalen nicht mehr unterversorgt werden, wenn es um neurologische Frührehabilitation geht. Denn das bevölkerungsstärkste Bundesland bildet das nationale Schlusslicht, wenn es darum geht, die Patienten nach schwerwiegenden neurologischen Erkrankungen bestmöglich weiterzubehandeln.


Durchschnittlich werden maximal zwei Betten der Frühreha belegt, was nicht an den Patienten liegt. Patienten gibt es genug, auf ein Bett kommen 55.000 Einwohner und die Leistungen sind erbringbar. Das Problem liegt bei den vertraglichen Voraussetzungen, die von der Krankenhausplanung nicht geschaffen sind. Die Lage ist in ganz NRW außerordentlich schlecht. Im Oberbergischen gibt es nur ein einziges Krankenhaus, das in der Lage ist, Frührehabilitation von Patienten durchzuführen, die zum Beispiel einen Hirnschlag, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten haben: Das Kreiskrankenhaus Gummersbach.

Doch dies wird dort nur ganz selten in Anspruch genommen, im Schnitt seien dort maximal zwei Betten belegt, so die Landesarbeitsgemeinschaft. „Das ist so miserabel wie überall in Nordrhein-Westfalen und spiegelt die Situation im Bundesland ganz genau wider“, so Dr. Ursula Becker von der Landesarbeitsgemeinschaft. Die Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht versuche seit einigen Jahren, auch an ihrer Einrichtung Plätze für die neurologische Frühreha einzuführen, doch scheitere mit diesem Vorhaben immer wieder. Dabei sind Plätze dringend gebraucht, um die Pflegebedürftigkeit der Patienten zu verhindern und den Betroffenen ein Leben zu bieten, das so normal wie möglich sein soll. Die Rehabilitation kann dabei große Erfolge verbuchen. Wenn die Patienten ohne die Behandlung später zu Pflegefällen werden, ist dies für alle Beteiligten im Endeffekt sogar teurer als die Finanzierung der fehlenden 500 Betten, glaubt die Landesarbeitsgemeinschaft Neurorehabilitation NRW.

In einer Stellungnahme weist das Krankenhaus Gummersbach die Kritik der Landesarbeitsgemeinschaft zurück. Seit 2004 würden Schlaganfallpatienten im Sinne einer integrierten Versorgung behandelt, die auch die neurologische Frührehabilitation beinhaltet. Die Begleitforschung habe der Klinik mehrfach ausgezeichnete Behandlungsergebnisse attestiert. „Es gibt keine Engpässe im Kreiskrankenhaus Gummersbach. Von einer miserablen Versorgungslage kann keine Rede sein“, äußert sich Hauptgeschäftsführer Joachim Finklenburg verärgert.

Derzeit seien vier Frührehabilitationsplätze belegt, man könnte jederzeit auf sechs bis acht Plätze erweitern. „Ein Problem ist schlicht und ergreifend die Finanzierung. Die Krankenkassen zahlen erst ab dem 15. Tag. Verstirbt der Patient oder wird vorher entlassen, bleiben wir auf den Kosten sitzen“, stellt Isabell Ahrens vom Klinikum Oberberg klar. „Dies erschwere es uns, die vollen Kapazitäten zu nutzen“, betont Finklenburg. In Gummersbach stünden jedoch jederzeit ausreichend Plätze für die Frührehabilitation zur Verfügung.
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