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Immer unter Strom, aber im Bett ohne Energie

bv; 3. Aug 2011, 14:43 Uhr
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Immer unter Strom, aber im Bett ohne Energie

bv; 3. Aug 2011, 14:43 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um die sinkende Geburtenrate und männliche Sexmuffel.
Letzter, wir sind tatsächlich Letzter. Abgeschlagen in Europa. Was waren wir nicht schon alles: Export-Weltmeister, Urlaubs-Weltmeister, Handball- und Fußballweltmeister. Und jetzt das. Wir sind die Looser, das kinderärmste Land in ganz Europa. Nur 16,5 Prozent der über 81 Millionen Deutschen sind jünger als 18 Jahre. Ein Grund, sich wirklich aufrichtig zu schämen. Franzosen und Briten haben die 20 Prozentmarke locker geknackt, die Türkei nimmt mit über 31 Prozent eine Spitzenstellung ein. Und das Schlimmste: 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gelten als armutsgefährdet, bei Alleinerziehenden steigt dieser Wert auf über 30 Prozent an. 

Es läuft also einiges schief im Land der Dichter und Denker. Allen Appellen zum Trotz haben wir seit mindestens zwei Jahrzehnten offenbar nicht verstanden, dass es ohne Kinder keine Zukunft geben kann. Das werden wir alle schon mittelfristig spüren, wenn Menschen fehlen, um die notwendigen Arbeiten zu schultern. Und ganz besonders dürfte auch der Bereich der ehrenamtlichen Arbeit betroffen sein. Vereine, Initiativen – viele werden in einigen Jahren in existenzielle Schwierigkeiten geraten, im oberbergischen Dorf wie in der Großstadt.

Und woran liegt das? Deutschland ist offenbar noch weit entfernt von erforderlicher Flexibilität bei der Verbindung von Familie und Beruf. Aber das reicht nicht als Erklärung. Wir wollen es am liebsten auch einfach, bloß keine Belastung und Einschränkung des Lebens. Da wird dann zunächst über all das nachgedacht, was nicht mehr geht, sollte sich Nachwuchs einstellen. Eine deutsche Wahrheit ist: Der Kinderwunsch steht in Konkurrenz mit vielen Freizeitaktivitäten. Kinder werden nicht selten als Last betrachtet, und wenn überhaupt, dann begnügt man sich oft mit einem. Schließlich: der deutsche Mann ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Der Germane wird zunehmend zum Sexmuffel, weil ihm Stress die Lust an der Lust nimmt. Als deutscher Mann ist man zwar dank multimedialer Vernetzung 24 Stunden am Tag erreichbar und bereit – nur nicht zum Sex. Vor 30 Jahren war dies ausweislich von Studien noch ganz anders. Zu wenig Nachwuchs und jetzt also auch noch die Flaute im Bett. Gute Nacht Deutschland.
  

Ihr Drickes

Bernd Vorländer  
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