Archiv

„Einfach stehengelassen“ – Scharfe Kritik am DB-Notfallmanagement

ch; 30. Nov 2010, 15:50 Uhr
Bilder: Christian Herse --- Landrat Hagen Jobi (re.) und Kreisdirekter Jochen Hagt informierten sich persönlich vor Ort über die Lage.
ARCHIV

„Einfach stehengelassen“ – Scharfe Kritik am DB-Notfallmanagement

ch; 30. Nov 2010, 15:50 Uhr
Engelskirchen – Nachdem die Zugreisenden stundenlang feststeckten, strandeten sie danach in einer Bahnhofskneipe. Von der Bahn zugesagte Taxen kamen nicht. Landrat Jobi über Krisenmanagement entsetzt. (AKTUALISIERT)
Viele Reisende in der Regionalbahn 25 dachten gestern Abend, dass sie das Gröbste überstanden hätten, nachdem sich der Zug langsam wieder in Bewegung setzte. Von 18:40 Uhr an stand die Bahn in Richtung Marienheide still. Rauch zog in den Gastraum und die Insassen mussten das Abteil verlassen. Lange Zeit war unklar, ob und wie die Fahrt weitergeht. Draußen überlegten die Einsatzkräfte, die zwei Waggons zu entkoppeln und in entgegengesetzte Richtungen zu schicken oder die Passagiere zu evakuieren und in der Aula des Aggertal-Gymnasiums unterzubringen „Wir wurden vollkommen im Unklaren gelassen. Ich habe einen Feuerwehrmann in unserem Zugabteil gefragt, aber selbst der wusste nicht Bescheid“, berichtete eine Reisende.

[Die Heimfahrt von Köln endete für Jutta Dörre (li.) und die anderen Reisenden ungemütlich in Engelskirchen.]

Als nach zwei Stunden Zwangspause die Bahn wieder in Engelskirchen einfuhr, begannen die Probleme erst richtig. „Uns hatte der Zugführer versprochen, dass am Bahnhof ausreichend Taxen warten würden. Es stand kein einziges da“, beschwerte sich die Gummersbacherin Jutta Dörre. Auch die Beamten der Bundespolizei reagierten angesichts dieses katastrophalen Notfallmanagements gereizt. „Die mangelnde Informationspolitik ist wirklich unfassbar“, schüttelte auch Landrat Hagen Jobi den Kopf, der selbst nach Engelskirchen geeilt war, nachdem er von dem Unglück erfahren hatte.

Nur langsam wurde deutlich, dass die Deutsche Bahn sich nicht weiter um die Belange der gestrandeten Fahrgäste kümmerte. Immer wieder wurden diese vertröstet. Wer auf eigene Faust Richtung Heimat aufbrechen wollte, bekam zu hören, dass er auf den entstehenden Kosten dann möglicherweise sitzenbleiben würde. „Ich muss nach Drolshagen und weiß nicht, wie das heute noch gelingen soll“, äußerte sich eine ältere Dame entrüstet.

Als um kurz vor ein 22 Uhr tatsächlich das erste Taxi auf den Bahnhofvorplatz rollte, dann der nächste Schock: Der Fahrer weigerte sich, angesichts des Wetters weiter als nach Dieringhausen zu fahren. Letztendlich war es die Freiwillige Feuerwehr, die sich noch im nahen Gerätehaus befand und die Situation miterlebte. Dort entschied man sich, die Fahrgäste im Gummersbacher Raum nach Hause zu bringen.

Wie die Drolshagenerin heim gekommen ist, bleibt unklar. Die Reisenden kündigten an, gegen die Deutsche Bahn Anzeige zu erstatten und erhielten Rückendeckung vom Landrat. Von den Verantwortlichen hieß es am Nachmittag gegenüber Oberberg-Aktuell, dass zwar sowohl Taxen als auch Busse gerufen worden seien, diese jedoch wegen den Wetterverhältnissen nicht kommen konnten. „Wir bedauern diesen Zwischenfall sehr, können aber von unserer Seite kein Fehlverhalten feststellen“, erklärte Bahn-Pressesprecher Gerd Felser.


Artikel: Zugbremse brannte: 80 Reisende saßen fest
WERBUNG