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Zugbremse brannte: 80 Reisende saßen fest

ch; 30. Nov 2010, 15:55 Uhr
Bilder und Video: Christian Herse --- Am Abend kokelte die Bremse der Regionalbahn. Zeitweise mussten die Rettungskräfte eine Evakuierung des kompletten Zuges in Erwägung ziehen.
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Zugbremse brannte: 80 Reisende saßen fest

ch; 30. Nov 2010, 15:55 Uhr
Engelskirchen – Im dichten Schneetreiben waren gestern Abend rund 80 Fahrgäste stundenlang in der Regionalbahn gefangen. Schulklasse aus Nümbrecht wurde evakuiert. Zahlreiche Rettungskräfte in Alarmbereitschaft. (MIT VIDEO) (AKTUALISIERT)
Von Christian Herse

Zu einem Großeinsatz wurden gestern Abend gegen 19 Uhr die Feuerwehren der Gemeinde Engelskirchen gerufen. Der Zugführer der Regionalbahn 25 aus Köln nach Marienheide hatte eine Rauchentwicklung an seiner Maschine entdeckt. Da er davon ausgehen musste, dass sich das mögliche Feuer weiter ausbreiten könnte, stoppte er unmittelbar den Zug und bekämpfte den Brand an einer festsitzenden Bremse.

[Kleine Ursache, große Wirkung: Eine festsitzende Bremse hatte Feuer gefangen und für einen Zwangsstopp gesorgt.]

Als die ersten Einheiten am Unglücksort eintrafen, konnten diese direkt Entwarnung geben. Durch das schnelle Eingreifen war der Brand bereits gelöscht, sodass bis auf den Löschzug Engelskirchen alle weiteren Löschgruppen am Standort verbleiben konnten. Problematisch erwies sich jedoch die Position, in der der Zug in Höhe von der Ortschaft Hardt zum Stehen gekommen war. Im dichten Schneetreiben ließ sich die Bahn auf einem fünf Meter hohen Bahndamm nicht mehr bewegen. 80 Reisende saßen fest. 

Vorsorglich waren neben der Engelskirchener Notärztin auch der Leitende Notarzt, Dr. Carsten Eisberg, sowie der Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes, Michael Marx, an die Einsatzstelle gekommen, um mögliche Verletzte durch die Rauchentwicklung zu behandeln und die Rettungsmaßnahmen zu koordinieren. Die 40 Feuerwehrleute kümmerten sich unter der Einsatzleitung von Thomas Krimmel derweil um die gestrandeten Bahnreisenden im Zug und versorgten sie mit warmen Getränken.

Eine 24-köpfige Schulklasse aus Nümbrecht wurde mittels Steckleiter und Seilen aus dem Zug evakuiert und von Feuerwehrkameraden aus Marienberghausen, die sich zufällig in der Nähe befanden, nach Hause gefahren.

[Einzelne Reisende wurden aus dem Zug evakuiert und den steilen Hang hinabgeführt.] 

Für die weiteren Reisenden endete der Abend jedoch nicht so frühzeitig. Nach längeren Überlegungen des Notfallmanagers der Deutschen Bahn, entschied man sich, die Bahn gegen 21 Uhr langsam zurück in den Engelskirchener Bahnhof rollen zu lassen. Dort sollten Taxen die Wartenden weiter zum Zielort fahren. Am Bahnhof waren zwischenzeitlich auch Landrat Hagen Jobi und Kreisdirektor Jochen Hagt eingetroffen. „Wir wurden darüber informiert, dass ein Zug brennen sollte und 80 Bahninsassen evakuiert werden mussten. Glücklicherweise stellte sich die Lage als doch weniger dramatisch da“, berichtete Jobi, der aus einer Ausschusssitzung zum Unglückort geeilt war.

„Bereits an der Haltestelle Trimbornstraße kurz hinter Köln hat der Zug merkwürdig geruckelt und es roch verbrannt. Teilweise dachten wir, dass wir es gar nicht mehr über die Bahnübergänge schaffen würden“, schilderte die Insassin Jutta Dörre aus Gummersbach das Erlebte. „Als dann auch noch Rauch aufstieg, haben wir den Notrufknopf gedrückt, wobei der erste defekt war und wir erst einen weiteren betätigen mussten.“ Bereits in Overath habe es eine Getriebestörung gegeben, die der Bahnführer behoben habe. Um 18:41 Uhr seien ihm die Probleme aufgefallen, acht Minuten später habe er seine Leitstelle über das Feuer informiert, fasste Bahnsprecher Gerd Felser die Situation gestern zusammen.


[Ebenfalls unter den Fahrgästen befand sich eine Schulklasse aus Nümbrecht, die gerettet wurde und von der Einsatzstelle per Feuerwehr oder abholenden Eltern nach Hause konnte.]

Der Bahnführer habe dann umgehend und vorbildlich reagiert und die Leute nicht nur aus dem betroffenen Zugabteil geführt, sondern auch die Brandbekämpfung vorgenommen, hieß es lobend vonseiten der Feuerwehreinsatzleitung. Zwei Reisende hatten den Rauch eingeatmet und wurden kurz von der Notärztin versorgt, weigerten sich aber im Krankenhaus weiter behandelt zu werden. Die Bahnstrecke war bis 21:30 Uhr für rund zweieinhalb Stunden gesperrt.

Die Tortur der Reisenden endete aber auch am Bahnhof nicht. Denn auf die zugesicherten Taxen warteten sie vergebens.

Siehe: „Einfach stehengelassen“ – Kritik am Notfallmanagement

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[Stundenlang mussten die Insassen in dem kalten Zug ausharren, ehe es weitergehen konnte.]

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